Kletterklassiker in den Dolomiten

Perfekt im Spätherbst: Über die Kaminführe auf den Ersten Sellaturm

Die Kaminführe auf den Ersten Sellaturm ist ein Klassiker in den Dolomiten. In acht Seillängen und 160 Klettermetern führt die sonnenverwöhnte Route in homogener Schwierigkeit zum Gipfel. Wir stellen euch die Schlüsselstellen im Bild vor!

Auf den Ersten Sellaturm: Im "versteckten" Kamin, einer von zwei Varianten im oberen Teil der Route.
© Lubika Brechtel

Über die Kaminführe auf den Ersten Sellaturm

Schon seit vielen Jahrzehnten sind die Sellatürme zwischen Grödner- und Fassatal Anziehungspunkt für Kletterer: Der (überwiegend) feste Fels, die gute Erreichbarkeit, der kurze Zustieg, die traumhafte Aussicht und die zahlreichen Möglichkeiten – für Anfänger bis Profis – sind nur einige der Vorzüge der Torri di Sella. "Die Routen hier sind perfekt für den Frühsommer und den Spätherbst", schwärmt auch Bergführer und Local Florian Grossrubatscher, der die Alpinschule Dolomagic in Gröden betreibt. "Für Fortgeschrittene sind die Routen am Ersten Sellaturm sogar im Winter machbar", ergänzt er.

<p>Schöne, leichte Kletterei in festem Fels machen die Tour für Geübte zum puren Genuss. </p>

Schöne, leichte Kletterei in festem Fels machen die Tour für Geübte zum puren Genuss. 

© Florian Grossrubatscher/Dolomagic

Die Kaminführe (IV-) ist eine seine liebsten Anfänger-Klettereien auf den ersten der insgesamt fünf Türme. Dieser ist mit 2533 Metern Höhe der niedrigste und bietet in seiner Südwand hervorragenden Fels und sonnenverwöhnte Touren. Perfekt für den Spätherbst! In acht homogenen Seillängen leitet die Kaminführe zum Ausstieg knapp unterhalb des höchsten Punkts. Die Schwierigkeiten liegen deshalb weniger in der Kletterei als in Wegfindung (es gibt zahlreiche Varianten!) und eigenständiger Absicherung.

Denn bis auf die solide gebohrten Standplätze, muss man sich hier selbst zu helfen wissen. "Die Absicherung in den Dolomiten hat ihre Tücken, in der Kaminführe kann man sich gut ans eigenständige Absichern herantasten – sofern man den Grat sicher beherrscht", gibt der Bergführer Auskunft. Highlight der Tour ist neben den Vierer-Längen der Sprung bzw. Spreizschritt über eine etwa 110 Zentimeter breite Felsspalte.

Hier ist für den einen oder die andere sicher etwas Mut erforderlich, bevor es zur Belohnung endlich auf den Gipfel mit 360-Grad-Panorama geht. Schöner "Rausschmeißer" nach dem Eintrag ins Gipfelbuch sind die beiden ideal eingerichteten Abseiler, die am Ende des Klettertags alle Seilschaften in Nullkommanichts zum Wandfuß und in wenigen Minuten zum Startpunkt am Sellajoch zurückbringen.

Alle Abschnitte und die Schlüsselstellen der Klettertour auf den Ersten Sellaturm im Bild:

Alle Toureninfos zur Kaminführe auf den Ersten Sellaturm

Die Kaminführe (IV-) auf den Ersten Sellaturm ist eine der alpinen Anfängertouren in den Dolomiten. Die spärlichen Zwischensicherungen machen die Tour für Einsteiger dennoch zum Abenteuer. Traumhafte Ausblicke zu Marmolata, Piz Boé, Rosengarten und Langkofel machen die Route – gepaart mit dem wenig abgegriffenen Fels – zu einem top Ziel.

  • Schwierigkeit: Klettertour leicht, IV- (meist leichter)

  • Dauer & Höhenmeter: 8 SL, 160 Klettermeter, 2-3 Stunden ab dem Einstieg

  • Beste Zeit: Frühsommer (Mai/Juni) und Spätherbst (September bis November, je nach Schneelage). Im Sommer sehr heiß wegen exponierter Südwand!

  • Ausgangspunkt: Sellajoch, 2218 m

  • Talort: Wolkenstein, 1563 m

  • Routenbeschreibung: Vom Parkplatz am Sellajoch (Hotel Mariaflora) in ca. 20-30 Minuten über einen Pfad hinter dem Hotel in Richtung Sellatürme aufsteigen. Bei einer Gedenktafel am Abzweig zum Normalweg Steigspuren nach links folgen, bis man ein Podest erreicht (Stand mit Klebehaken). Hier anseilen. Über Schrofen und leichte Kraxelei (II) ziehen die ersten beiden Seillängen über ausgetretene Rinnen in Richtung Südwand. Hiernach folgen die erste Kletterlängen (bis III) und die Schlüsselstelle (IV-). Über eine Rampe quert man zum versteckten Kamin (III+) in eine Scharte. Hiernach über den Sprung und die letzte Seillänge (III) zum Ausstieg etwa 100 Gehmeter vom Hauptgipfel entfernt. Abstieg: Abseilen über eine eingerichtete Abseilroute (nicht ganz leicht zu finden) oder über den Normalweg zurück zum Wandfuß.

Text von Lubika Brechtel

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