Richtig Abseilen: Drei Beispiele aus der Praxis@(zwischenHeadlineTag)>
1: Der supererfahrene und versierte Kletterer Albert Precht, Erstbegeher und Erschließer vieler Kletterrouten, ist 2015 beim Abseilen in Kreta ums Leben gekommen. Er und sein Seilpartner haben synchron abgeseilt, das heißt, jeder hat an einem Seilende am Einfachseil abgeseilt. Wie genau es zu dem Unfall kam, ist nicht endgültig geklärt.
2: Ein Paar geht zum Sportklettern, im Führer ist die Route mit 28 Metern Länge angegeben. Das Paar geht davon aus, dass das 60-Meter-Seil ausreicht. In Wirklichkeit hat die Route aber eine Länge von 35 Metern. Beim Ablassen stürzt der Kletterer aus ca. acht Metern in steiles Gelände und verletzt sich schwer. Das zweite Seilende war "lose" am Seilsack eingebunden, hat sich aber wohl gelöst.
3: Zwei Paare gehen klettern, sie kennen sich gut und benutzen dieselben Seile. Beim Ablassen aus einer langen Route stürzt einer der Kletterer ca. sieben Meter auf den Boden, obwohl der Sichernde die Route kannte und wusste, dass sein Seil von der Länge her ausreicht. Was war geschehen?
Das Seil des anderen Paares (gleiches Modell) war schon zweimal abgeschnitten worden. Beim Klettern diverser Routen im Laufe des Tages haben die beiden Seilschaften die Seile vertauscht. Der Sichernde ging davon aus, das "lange" Seil zu haben, hatte aber tatsächlich das, das schon zweimal gekürzt worden war.
Alle diese Unfälle wären vermeidbar gewesen und sind auf Fehler der Akteure begründet. Die beiden Ablass-Unfälle (2 und 3) hätten sich beispielsweise durch zuverlässige und festgezogene Knoten in allen freien Seilenden vermeiden lassen.
Knoten 1: Knoten in den Seilenden beim Abseilen hätten schon viele Leben gerettet. Dabei ist es so einfach. Immer einen zuverlässigen und festgezogenen Knoten in die freien Seilenden machen.
Knoten 2: Beim Ablassen sollte das freie Seilende immer ZUVERLÄSSIG mit dem Seilsack verknotet sein oder es sollte sich ein fixer Knoten im Ende befinden.
Ablassen: Auch wenn es vielleicht uncool aussieht: Das erste Seilschaftsmitglied abzulassen kann in vielen Situationen Vorteile haben und ist auf jeden Fall sicherer.
Fixpunkt: Wenn es möglich ist, nie an nur einem Fixpunkt abseilen. Ein Fixpunkt kann immer mal versagen.
Abseilen gehört zu den Grundfertigkeiten beim Klettern und Bergsteigen. Der routinierte Umgang mit Seil und Sicherungsgerät verhindert folgenschwere Fehler, vor allem im erschöpften Zustand.
Generell sollte man nur an vertrauenswürdigen Fixpunkten abseilen. Am besten sind eingerichtete Abseilstände, die aus zwei mit einer Kette oder Reepschnur verbundenen Bohrhaken bestehen.
An lediglich einem Fixpunkt abseilen sollte man nur, wenn es sich um einen Stand- oder Abseilhaken oder dicke Bäume oder verwachsene Felsköpfe handelt.
Bevor man mit dem Einrichten der Abseilstelle beginnt, sichert man sich an einem der Fixpunkte mit einer vorbereiteten Standschlinge und einem Verschlusskarabiner.
Richtig Abseilen: Das rät der Experte@(zwischenHeadlineTag)>
Die Verbindung der Seile am Stand erfolgt mit einem Sackstich mit 50 cm langen Enden.
Das abzuziehende Seil liegt auf der Felsseite.
Immer Knoten in die Seilenden machen, außer man sieht zweifelsfrei, dass beide (!) Enden am Boden aufliegen.
Im alpinen Gelände immer mit Hintersicherung (Prusik, Kreuzklemmknoten) abseilen.
Bei widrigen Bedingungen oder in extrem unübersichtlichem Gelände den ersten lieber ablassen, als dass er abseilt.
Da man im alpinen Gelände am besten mit zwei Halb- oder Zwillingsseilen unterwegs ist, steht einem eine Abseillänge von mindestens 50 Metern zur Verfügung. Viele Abseilpisten sind für diese Länge eingerichtet.
Seilt man mit dem Einfachseil ab, muss man unbedingt darauf achten, dass beide Seilenden genau gleich lang sind, und man muss sich informieren (Topo!), ob man mit einem Seil zum nächsten Stand gelangt.
Richtig Abseilen: So schützt man sich vor einem Absturz@(zwischenHeadlineTag)>
Damit die Seilstränge gegen Absturz gesichert sind, binden sich die Partner aus dem Seil aus und fädeln sofort ein Seilende durch den Fixpunkt.
Dabei sollte man darauf achten, dass das später abzuziehende Seil vom Fixpunkt betrachtet auf der Felsseite liegt. Damit verhindert man, dass es vom anderen Strang abgeklemmt wird.
Die Seilenden werden sofort mit einem dicken Knoten (Sackstich- oder Achterschlinge) versehen. Eine unabdingbare Sicherheitsmaßnahme. Sie verhindert, dass das Seil durch das Sicherungsgerät rutscht, wenn man zu weit abseilt.
Oben im Abseilhaken werden beide Stränge mit einem Sackstich verbunden, der 50 Zentimeter von den Seilenden entfernt sein sollte. Damit hat man genügend Seilrest, falls der Knoten etwas durchrutschen sollte.
Der Sackstich richtet sich beim Abziehen auf und läuft daher weniger Gefahr, sich zu verklemmen. Bei Seilen mit unterschiedlichem Durchmesser macht man direkt hinter dem ersten Knoten einen zweiten.
Beide Seile werden nun einzeln in Schlaufen in die Hand genommen und nach dem "Seil", mit dem man weiter unten befindliche Kletterer warnt, ausgeworfen.
Probehalber wird jetzt getestet, ob der Seilstrang, mit dem man das Seil nach der Abseilfahrt abzieht - das ist der auf der Seite des Knotens - gut läuft. Die Farbe dieses Seilstrangs merken sich beide Kletterer. "Rot zieht" heißt es dann beispielsweise.
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Erst jetzt legt der zuerst Abseilende sein Sicherungsgerät ins Seil ein. Unter dem Abseilgerät wird eine kurze Schlinge mit einem Prusikknoten um beide Seile und mit einem Karabiner an einer Beinschlaufe befestigt.
Damit verhindert man den Absturz, wenn man beim Abseilen beispielsweise wegen Steinschlag ohnmächtig wird. Dieser Prusikknoten wird nun locker mit der Bremshand mitgeführt. Er muss so kurz sein, dass er in belastetem Zustand nicht in das Abseilgerät hineinrutschen kann.
Man kann sein Abseilgerät auch in eine Bandschlinge einhängen, die in der Sicherungsschlaufe die Gurtes fixiert ist, um einen größeren Abstand zwischen Hintersicherung und Abseilgerät herzustellen.
Richtig Abseilen: Der Partnercheck@(zwischenHeadlineTag)>
Nachdem nun Sicherungsgerät und Prusikschlinge befestigt sind, nimmt der andere Seilpartner noch einmal einen Kameradencheck vor, ob alles passt.
Jetzt löst der Abseilende seine Selbstsicherung und hängt sie am Gurt ein. Je steiler das Gelände, desto zügiger läuft das Seil durchs Gerät. Hängt man frei, sollte man das Abseil-Tempo gering halten, um Verbrennungen der Hände durch das Seil zu vermeiden.
Hat man Kontakt zur Wand, stemmt man die Füße breitbeinig dagegen. Oft hat sich das Seil beim Auswerfen an Gestrüpp oder Felskanten verhängt. Man sollte an solchen Stellen frühzeitig das Gekrangel entfernen und nicht erst, wenn man wenige Zentimeter davor ist.
Um dafür beide Hände freizuhaben, kann man das Sicherungsgerät blockieren. Man kann dazu entweder die Hintersicherung belasten. Allerdings ist es mitunter schwierig, eine einmal belastete Prusik wieder richtig "gängig" zu bekommen.
Man kann aber auch das Sicherungsgerät selber blockieren. Beim Achter geht das sehr einfach, indem man den bremsenden Strang oben zwischen Seil und Achter verklemmt. Bei der Tube muss man die Bremsseile durch die Anseilschlaufe des Gurtes ziehen und mittels Schleifknoten am von oben kommenden Seil fixieren.
In stark überhängendem Gelände kann es nötig sein, Expressschlingen in vorhandene Haken einzuhängen (reclippen). Damit verhindert man, irgendwann keinen Kontakt mehr zur Wand zu haben.
Am Stand angekommen, sichert man sich mit der Standschlinge und nimmt das Seil aus dem Sicherungsgerät. "Seil frei" heißt der Ruf nach oben, der dem Partner signalisiert, dass er an der Reihe ist. Bei unerfahreneren Kletterern bietet sich nun eine weitere Sicherungsmöglichkeit an.
Der unten stehende Partner nimmt beide Seilstränge locker in die Hand. Braucht der Abseilende Hilfe beim Bremsen oder bekommt er Angst, so kann durch Zug an den Strängen der Abseilende zum Stilstand gebracht werden.
Sind beide Partner am Stand gesichert, fädelt einer das abziehende Seil in den neuen Fixpunkt und macht sofort einen Knoten ins Ende. Während einer abzieht, nimmt der andere das Seil auf.
Ganz wichtig: Beide achten darauf, den Knoten aus dem zweiten Seilende zu entfernen. Klemmt das Seil, zieht man zunächst sachte und versucht durch peitschende Bewegungen, das Seil wieder frei zu bekommen. Zu starkes Ziehen birgt die Gefahr, dass das Seil sich erst richtig verklemmt.
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