Hochtourenerfahrung und -ausrüstung notwendig!

In Turnschuhen auf den Großglockner? Bergführer filmt Wanderer

Sind solche Vorfälle keine Ausnahmen mehr? Nachdem zuletzt ein Video einer Person in Birkenstock-Sandalen am Zugspitz-Gipfel viral gegangen war, kursiert nur eine Woche später ein ähnliches Video. Diesmal filmte ein Bergführer einen Wanderer, der in Turnschuhen und mit Wanderkleidung den Großglockner besteigen wollte. Der Mann konnte zur Umkehr bewegt werden.

In Turnschuhen auf den Großglockner? Bergführer filmt Wanderer
© IMAGO / imagebroker; Paul Sodamin/Screenshot

In Turnschuhen auf den Großglockner? Bergführer filmt Wanderer

Ein auf Facebook veröffentlichtes Video vom 27. August 2024 zeigt einen Wanderer in Turnschuhen auf dem Weg zum Großglockner. Wie die Aufnahmen unschwer erkennen lassen, müht sich der Mann ohne Hochtourenausrüstung und entsprechende Kleidung im aperen Bereich unweit des Eisleitl auf 3550 Metern ab. 

Ein Bergführer aus der Steiermark filmte die Begegnung und veröffentlichte die Aufnahmen auf Facebook. Knapp 60.000 Menschen haben den Beitrag bisher gesehen, zahlreiche, überwiegend negative bis beleidigende Kommentare bewerten das Verhalten des offenkundig hochalpin unerfahrenen Mannes. 

"Er hätte es nie auf den Berg geschafft"

"Ich habe mich richtig geschreckt und mich gefragt: Hat sich der verlaufen? Da stimmt etwas nicht", zitiert die Kleine Zeitung Bergführer Paul Sodamin. "Der Mann ist auf allen Vieren gekrabbelt und hat sogar schon Steine auf unsere Gruppe losgetreten." Dem Profi gelang es, den 50 Jahre alten Niederösterreicher zur Umkehr zu bewegen.

"Er hätte es nie auf den Berg geschafft, er wäre womöglich abgestürzt", zitiert die Kleine Zeitung weiter. Das veröffentlichte Video solle Unerfahrene von derlei Anläufen abhalten. Zuletzt hatte ein ähnliches Video an der Zugspitze für Aufregung in der Bergszene gesorgt.

In eigener Sache

Wir distanzieren uns von der im Video getätigten Überschrift, der gefilmte Wanderer sei ein "Irrer". Solche Zuschreibungen tragen nicht zur Lösung des Problems bei. Es geht uns nicht darum, einzelne Personen an den Pranger zu stellen. Vielmehr sehen wir solche Aufnahmen als Appell an Politik, Alpenvereine und alpine Magazine wie uns, einen Weg zu finden, noch mehr Unerfahrene fernab der "Bergblase" mit dem nötigen Knowhow zu Ausrüstung, Kleidung und Bergkenntnissen zu erreichen und im Sinne einer Unfallprävention aufzuklären. Auch deshalb berichten wir regelmäßig über Unfälle und Rettungen, denen wir Wissensartikel, Empfehlungen und eine Einschätzung der Tour beifügen.

Wer meint, Personen in den Kommentaren unter unseren Artikeln beleidigen zu können, kann sich die Mühe sparen, sie werden nicht veröffentlicht. 

22 Kommentare

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georgniki

Es ist völlig richtig, dass der Bergführer den Tourengeher auf seine unzulängliche Ausrüstung aufmerksam gemacht. Der Mann war einsichtig und ist umgedreht. Damit sollte es genug sein.
Warum veröffentlicht der Bergführer das Ganze?

Gustav

Respekt vor dem Wanderer, er hat sich immerhin überzeugen lassen. Ca. 2000m tiefer wird dann schon mal ein Messer benutzt für die Argumentation.

M.P

Es würde viel weniger passieren wenn die Wanderer vernünftiger wären.Und die Bergrettung nicht so oft ausrücken müsste und sich selbst in Gefahr bringen.

Detl

Eigentlich unverantwortlich, wenn die Bergrettung wegen so einem ausrücken muss...

LangerHeinz

Kann etna und Daniel zu ihren Kommentaren nur zustimmen. Ansprechen ja - aber überhebliches urteilen nein. Am besten wir entfernen wieder alle diese Fixseile, künstlichen Kletterhilfen dann werden Viele wieder im Tal bleiben. Berg frei Heinz Buchmann

Hannes

Hier werden Äpfel und Birnen verglichen, der Glockner in Turnschuhen ist etwas völlig anderes, als der Aggenstein. Anders gesagt, wer meint für eine Wanderung wie den Aggenstein eine Klettersteig Ausrüstung nötig zu haben, bzw. andere kritisiert, weil diese keine haben, sollte sich überlegen, ob er oder sie hier richtig ist.

Rainer

Ich gebe Daniel 100%ig Recht. Vor rund 30-40 Jahren haben wir z.B.Mindelheimer, Hindelanger, Höllentalaufstieg u. Stopselzieher an der Zugspitze, Ellmauer Halt usw. ohne jede Selbstsicherung begangen und auch niemanden mit sowas gesehen, das war einfach nicht üblich. Und trotzdem ist (fast) nichts passiert! Waren die Leute damals besser geübt ("nur für Geübte" stand meist am Beginn der Aufstiege) bzw. haben sich erst nach jahrelanger Steigerung und Übung in Trittsicherheot und Gewöhnung an Ausgesetztheit an etwas schwierigere Steige gewagt. Und in Eis und Firn ging man nicht ohne wenigstens Pickel und Grödel dabei zu haben, auch wenn man dieses in 90% der Touren dann doch nicht gebraucht hat. Was ist heutzutage bloß "am Berg" los???

Michi

Ich wandere auch gerne mal mit meinen barfussschuhen ;)

Michi

Ich wandere auch gerne mal mit meinen barfussschuhen ;)

Daniel

@U.K.
Also wenn wir jetzt schon anfangen Menschen dafür zu verurteilen, dass sie ohne Klettersteigausrüstung auf einen T3 Berg wie den Aggenstein gehen, können wir das Bergwandern / Bergsteigen auch ganz einstellen.
Die 10m Kette am Aggenstein sind kein Klettersteig. Es ist völlig normal und legitim dort ungesichert aufzusteigen.

Eine Hochkalterüberschreitung findet üblicherweise auch ungesichert statt - und dies ist eine andere Nummer als der kleine Absatz hoch zum Aggensteingipfel.

Ich bin der Ansicht, dass "ein Berg ohne Steighilfen" mal so langsam wieder die Normalität darstellen sollte.
Bsp: "Früher" ging man mehr oder weniger selbstverständlich durch die Gelbe Wand des Tegelberg. Heute sind dort Stahlseile als Anfängerklettersteig montiert und nun ist es auf einmal unverantwortlich dort ohne KS Ausrüstung hochzugehen. (Diese Ausführung bezieht sich NICHT auf den Tegelbergklettersteig (C))

Nur weil etwas für den einen erschreckend und gefährlich wirkt, muss dies nicht zwangsläufig auch objektiv (für Andere) so sein.

Zum Artikel: Turnschuhe natürlich die falsche Wahl, aber gleichzeitig bemerkenswert, wie weit er gekommen ist.

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