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Sicher von Hütte zu Hütte: So meistert ihr Trekking und Alpenüberquerungen

Übernachten auf einer Berghütte – oftmals der krönende Abschluss einer Wanderung. Die Stille nach dem Abstieg der Tagesgäste, ein gemütlicher Hüttenabend und das Aufwachen umgeben von Bergen bieten unvergessliche Eindrücke. Vor allem mehrtägige Hüttentouren und Alpenüberquerungen sind beliebt. Hier findet ihr eine Checkliste und wichtige Hinweise, damit eure Tour ein voller Erfolg wird.

Sicher von Hütte zu Hütte: So meistert ihr Trekking und Alpenüberquerungen
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Planung vor der Tour

"Eine Berghütte ist kein Hotel“, betont Michael Schott, Vorstandsmitglied im VDBS. "Sie bietet unvergleichliche Bergerlebnisse, aber nicht unbedingt W-LAN oder Einzelzimmer nach Hotelstandard. Mehrbettzimmer und gemeinschaftliche Sanitäranlagen sind üblich, mit einer Dusche kann nicht unbedingt gerechnet werden."

Was selbstverständlich klingt, ist vielen Gästen im Vorfeld nicht bewusst und führt vor Ort entsprechend zu Frust. Wer sich hingegen auf einen einfacheren Standard einstellt, bekommt die Möglichkeit die Berglandschaft mit anderen Augen sehen und erleben können. Wichtig ist zudem die richtige Planung der Tour:

"Ein verbreiteter Fehler ist die Etappenlänge: Gerade bei mehrtägigen Touren dürfen diese ruhig ein wenig kürzer als üblich sein. Schließlich entfällt die komplette Erholung, wenn jeden Tag ein neues Ziel angesteuert wird", erklärt Schott. "Gerade in der Hochsaison ist außerdem die Reservierung auf den Hütten mehr oder weniger ein Muss. Ist ein Talabstieg aus alpinistischer Sicht vertretbar, kann es durchaus passieren, dass Gäste abgewiesen werden und ins Tal absteigen müssen", betont Schott.

Nicht benötigte Hüttenplätze absagen!

Dazu gehört auch das zuverlässige Absagen von nicht benötigten Hüttenplätzen – es erleichtert den Wirtsleuten die Planung und schützt vor Stornogebühren. Wer sich darüber hinaus bereits im Vorfeld über eventuell nötige Transporte durch lange Talpassagen mit Taxen oder öffentlichem Nahverkehr informiert, ist entspannter unterwegs, erspart sich Überraschungen und vor allem weniger schöne Abschnitte entlang Landstraßen. 

Zu guter Letzt ist das Prüfen eines regionalen Wetterberichts unabdingbar – gerade bei Durchquerungen über verschiedenen Regionen hinweg, können sich die Bedingungen lokal stark unterscheiden. Auch die Zustände der Wege insbesondere nach dem Winter oder lokale Sperrungen sollten im Vorfeld geprüft werden.

<p>Gerade in exponiertem Gelände wäre ein Wettersturz äußerst gefährlich.</p>

Gerade in exponiertem Gelände wäre ein Wettersturz äußerst gefährlich.

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Entscheidend: Das Gepäck

Was muss unbedingt in den Rucksack, was bleibt besser im Tal? Ein zu schwerer Rucksack ist auf längeren Touren unnötig anstrengend und unbequem zu tragen, wichtige Gegenstände hingegen sollten nicht fehlen. "Auf das richtige Maß kommt es an", erklärt Michael Schott. "Für eine einwöchige Tour sollte der Rucksack höchstens acht Kilo wiegen." Mit hinein gehören in jedem Fall Wechselwäsche für die Hütte sowie auf die Region und die zu erwartende Witterung angepasste Bekleidung.

Je länger die Tour, desto eher sollte auch an unplanbare Situationen wie Wetterstürze gedacht werden. Zur Standardausrüstung gehören außerdem ein Hüttenschlafsack, eine Stirnlampe und je nach Belieben Ohrstöpsel für die Nacht. Um sich und das Gepäck auch sicher von A nach B zu bekommen, darf das richtige Schuhwerk natürlich nicht fehlen. Dabei gilt es auf ausreichend Unterstützung und Schutz des Sprunggelenks zu achten, da die Belastung hier durch das zusätzliche Gewicht des Rucksacks besonders hoch ist.

<p>Auch bei Nebelstimmung sollte man sich eincremen!</p>

Auch bei Nebelstimmung sollte man sich eincremen!

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Da das Wetter ja aber auch nicht immer nur schlecht sein kann, sollte man auch für die Sonnenstunden optimal gerüstet sein. Die Sonnenstrahlung ist im Gebirge meist stärker als im Tal. Sonnencreme und eine entsprechende Sonnenbrille dürfen also nicht fehlen. Wichtig beim Kauf der Sonnenbrille ist es, auf ein Glas mit ausreichender Filterkategorie der Stufe 4 zu achten, um die Augen vollends vor der Strahlung zu schützen.

Wie wird der Rucksack gepackt?

Die Grundregel lautet, die schweren Teile möglichst nah an den Rücken zu packen. Dadurch kann das zusätzliche Gewicht leichter ausbalanciert werden, weil der Körperschwerpunkt sich nicht zu weit vom Rücken entfernt. Man hat also insgesamt mehr Kontrolle über seine Bewegungen.

Das muss mit in den Wanderrucksack:

Auf der Hütte

Morgens früh los, im Schlafraum im Stirnlampenlicht den Rucksack packen und dann in voller Montur lautstark zum Frühstück: "Leider viel zu oft Alltag", kommentiert Michael Schott. "Dabei geht es rücksichtsvoller für alle Beteiligten". Den Rucksack kann man schon am Vorabend fertig packen und die Kleidung für den Tag obenauf legen. Feste Schuhe sind in den Schlafräumen ohnehin tabu. 

Sollte man doch mal spät abends auf der Hütte ankommen und noch seine Zahnbürste oder den Hüttenschlafsack suchen, ist eine Stirnlampe der beste Begleiter, wenn man zwei freie Hände benötigt. Nachdem das meiste schon am Vorabend erledigt wurde, muss morgens dann nur noch in Ruhe gefrühstückt und die Verpflegung für den Tag beim Wirt besorgt werden.

Sinnvoll ist noch ein Eintrag in das Hüttenbuch. Er gibt Auskunft über das nächste Ziel und ist eine enorme Erleichterung für Rettungskräfte im Falle eines Unfalls.

Diesen Hüttenknigge solltet ihr verinnerlichen:

Bei Bedarf auf professionelle Begleitung zurückgreifen

Zahlreiche Bergschulen bieten geführte Hüttentouren an. Das Spektrum reicht von Wochenendtouren bis hin zur längeren Gebietsdurchquerungen. "In Begleitung von professionellen Berg- oder Wanderführer*innen entfällt sämtlicher Organisationsstress", hebt Michael Schott hervor. "Die Touren sind optimal geplant, als Gast kann man sich völlig auf das Erlebnis konzentrieren. Auch wenn das Wetter kurzfristige Änderungen erfordert, die Berg- oder Wanderführerinnen und -führer sind dafür ausgebildet, auch kurzfristig zu reagieren. Aus der knappen Freizeit kann also das Beste herausgeholt werden".

Doch wie findet man die passende Bergschule oder einen passenden Bergführer? Damit man hier nicht an den Falschen gerät, gibt es ein paar einfache Punkte, die man beachten kann. Wenn der Bergführer ein Logo des IVBV trägt, ist er ein staatlich geprüfter Bergführer und verfügt damit über eine hervorragende Ausbildung sowie die höchste alpine Qualifikation und ist alpenweit für sämtliche Bergsportdisziplinen qualifiziert.

Das gleiche gilt für Bergwanderführer der UIMLA und die Kletterführer des VDBS. Auch in Regionen, in denen das Anbieten von Kletterkursen nicht reglementiert ist, sorgen diese Auszeichnungen immer für eine qualifizierte Ausbildung und gute Arbeit. Zusätzlich können auch Bergführer der Bundeswehr bzw. Polizei in Betracht gezogen werden. Diese dürfen in Bayern und Tirol die gleichen Aufgaben wie die Staatl. IVBV Bergführer übernehmen.

Die Königsdisziplin: Alpenüberquerung

Mindestens ein Jahr im Voraus sollten die Übernachtungen einer Alpenüberquerung gebucht werden, so beliebt sind Klassiker wie Oberstdorf – Meran oder München – Venedig. "Es gibt allerdings auch zahlreiche weniger bekannte Überquerungen, die in ruhigeren Regionen durchgeführt werden können", sagt Michael Schott. "Ein besonderer Tipp: Es werden von fachkundigen Bergführer auch Alpenüberquerungen mit thematischem Bezug angeboten wie etwa Botanik, Geologie oder Yoga."

Empfehlenswert ist außerdem, eine Variante mit möglichst wenigen Transfers auf und zwischen den Etappen zu wählen. "So steigt der Wandergenuss, gleichzeitig sinkt der Organisationsdruck", erklärt Schott.

Mit diesen Tipps wird eure Alpenüberquerung ein Erfolg:

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