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Tourenparadies Seefeld – Wetterstein: Auf der Sonnenseite

Die Südseite des Wetterstein zur Leutasch hin wird dominiert von mauerglatten Felswänden, die ein Wanderparadies von bezaubernder Schönheit umsäumen – mit Touren für jeden Geschmack.

Wunderbar wanderbar: unterwegs an der Gehrenspitze.
© Heinz Zak

Malerisch: die Leutasch oberhalb von Seefeld

Wer auf der Sonnenseite steht, hat immer gut lachen. Oft suchen wir diese besonderen Orte irgendwo weit weg und übersehen, dass die schönsten direkt vor unserer Nase liegen. So zumindest ist es bei der malerischen Leutasch oberhalb von Seefeld mit ihren saftigen Wiesen, kühlen Wäldern und den majestätischen Bergen rundum. 

Die Südseite des Wettersteingebirges hoch über dem Gaistal ist wörtlich genommen eine Sonnenseite. Hier wollen wir uns gemeinsam mit Heinz Zak auf die Suche machen: nach einsamen Gipfeln, inspirierenden Begegnungen und unvergesslichen Erlebnissen.

<p>Kletter-Legende und Fotograf: Heinz Zak.</p>

Kletter-Legende und Fotograf: Heinz Zak.

© Heinz Zak

Beeindruckend: die Tour auf die Gehrenspitze

Die hohen Berggipfel rundum werfen noch ihren Schatten auf das enge Tal, als wir den steilen Anstieg in Richtung Gehrenspitze am östlichen Rand des Wettersteinkammes antreten. Es ist kein Zufall, dass wir hier starten, denn mit diesem Teil der Gebirgskette verbindet Heinz als Kletterer ganz besondere Erlebnisse. An den steilen Felsmauern des Schüsselkars wurde von Legenden wie Otto Herzog oder Wolfgang Güllich Klettergeschichte geschrieben, auch Heinz Zak hat maßgeblich dazu beigetragen und ist den Felsen bis heute treu geblieben. 

Der steile Wald entlässt uns mit einem Mal auf die malerische Hochebene des Puittals mit seinen bunten Almwiesen und weiten Latschenfeldern. Die senkrechten Felsmauern des Schüsselkars leuchten in der Morgensonne zu uns herüber: Willkommen im Wetterstein! Beeindruckender hätte der Auftakt unserer Wandertour nicht sein können.

<p>Grandiose Kulisse: Am Weg zur Gehrenspitze ist der mächtige Doppelgipfel der Hohen Munde allgegenwärtig.</p>

Grandiose Kulisse: Am Weg zur Gehrenspitze ist der mächtige Doppelgipfel der Hohen Munde allgegenwärtig.

© Heinz Zak

Es bleibt genügend Zeit, um Heinz über die unnahbar steilen Wände auszufragen, während wir in Richtung Scharnitzjoch aufsteigen. Beim Anblick der düsteren Gehrenspitze-Nordwand fragen wir uns aber gleichzeitig, ob nicht auch wir besser Seil und Klettergurte eingepackt hätten. Es ist kaum vorstellbar, dass ein einfacher Weg auf dieses massive Bollwerk führt. "Das ist ja gerade das Besondere an der Gehrenspitze", lacht Heinz. "Spektakulär schroff von der einen Seite, lieblich-sanft von der anderen."

Erst auf Höhe der Erinnerungshütte am Scharnitzjoch entdecken wir die überraschend zahme Südseite des Berges, wo uns ein schmaler Steig ohne große Schwierigkeiten über saftige Almwiesen bis zum Gipfel führt. Selten war ein Ort so verführerisch, um die Füße im Gras auszustrecken und ausgiebig den Fernblick zu genießen, wie an diesem Gipfelkreuz.

<p>Unterwegs zur Rotmooasalm: im Hintergrund die Gehrenspitze.</p>

Unterwegs zur Rotmooasalm: im Hintergrund die Gehrenspitze.

© Heinz Zak

Auf der Rotmoosalm, der höchstgelegenen Hütte im Gaistal

 Wangalm, Wettersteinhütte oder Rotmoosalm: Wir haben eine schwere Entscheidung zu treffen. Nirgends ist die Auswahl an schönen Einkehrmöglichkeiten so groß wie im Almenparadies des Gaistals. Tiroler Spezialitäten aus regionalen Zutaten bei herrlicher Aussicht winken von überall her. Wer Zeit mitbringt, kann sich zudem mit etwas ganz Besonderem verwöhnen: dem Zauber einer Hüttenübernachtung. "Der Sonnenauf- und -untergang auf der Rotmoosalm ist einmalig," weiß Heinz. Ganz nebenbei spart sie uns als höchstgelegene Hütte im Gaistal zusätzliche Höhenmeter im Ab- und Wiederaufstieg. 

<p>Morgenstund: Blick vom Scharnitzjoch zur Gehrenspitze (r.), jenseits der Leutasch ragen die Arnspitzen aus dem Morgendunst.</p>

Morgenstund: Blick vom Scharnitzjoch zur Gehrenspitze (r.), jenseits der Leutasch ragen die Arnspitzen aus dem Morgendunst.

© Heinz Zak

Zunächst müssen wir dafür aber eine lange Querung entlang der schroffen Wände von Scharnitzspitze, Oberreintalschrofen und Hundsstallköpfen hinnehmen, bevor die Rotmoosalm auf ihrem Logenplatz am Grat des Schönbergs endlich in Sicht kommt. Schon von Weitem können wir die Knödel förmlich riechen.

"Dem Himmel a bissl näher", so fühlt sich Familie Neuner hier oben und das schon in zweiter Generation. Nach 27 Jahren Almwirtschaft haben Gabi und Siegmund vor zwei Jahren das Zepter über Hütte und Vieh an Sohn Florian und Schwiegertochter Evi übergeben. "Das Schönste war für mich immer, dass wir als ganze Familie so nah beieinander sein konnten," schwärmt Gabi, während sie ihre berühmten Kasknödel formt. 

Sie könne sich nichts Schöneres vorstellen: Im Sommer das Leben auf der Alm in den geliebten Bergen und im Winter ein "normales" Leben mit Beruf und Alltag im Tal. Umso schöner, dass sie dieses Glück auch als Oma mit Enkel Luis weiterleben darf. Für uns Gäste kommt diese Zufriedenheit in Form von herzlicher Bedienung und leckerem Essen herüber. Die Rotmoosalm ist ein Ort zum Wohlfühlen und Kraft auftanken. Ob die Kasknödel daheim genauso himmlisch schmecken wie hier oben? Wir werden es leider nie erfahren, denn auch Eva hütet das Familienrezept wie ihren Augapfel. "Die geheime Zutat wird nicht verraten!"

<p>Hüttenwirte in zweiter Generation: Evi und Florian Neuner vor ihrer Rotmoosalm.</p>

Hüttenwirte in zweiter Generation: Evi und Florian Neuner vor ihrer Rotmoosalm.

© Heinz Zak

Formschöner Aussichtsberg: der Predigstuhl

Auch als Stützpunkt ist die Rotmoosalm auf 2030 Metern Höhe einmalig: Welche Bergtour beginnt sonst mit einem gemütlichen Abstieg? Entlang der Wettersteinkette schlendern wir entspannt unter dem schroffen Hinterreintalschrofen in Richtung Westen. Der kleine, aber formschöne Predigtstuhl wird heute unser Höhepunkt sein. Auf schmalem Pfad über die saftigen Almwiesen gewinnen wir wieder an Höhe, bevor wir zu den symmetrisch angeordneten Felsplatten des Gipfelanstiegs abzweigen. Geschickt windet sich ein steiler Pfad durch Fels und Schotter, ab und zu kommen die Hände zum Einsatz.

"So ein schöner Aussichtsberg! Erstaunlich, dass er so wenig Beachtung findet," wundert sich Heinz am schmalen Gipfelspitz, der einen herrlichen Blick freigibt. Hinüber zur Gehrenspitze und auf den Doppelgipfel der Hohen Munde, die mit dem Karkopf und der Hohen Wand fließend in den Kamm der Mieminger Kette übergeht. Unsere Blicke fallen tief ins Gaistal und gleiten mit der Leutascher Ache sanft hinaus auf das leuchtend-grüne Hochplateau. Der Predigtstuhl ist wieder einmal der Beweis: Die unscheinbarsten Gipfel bieten oft die schönsten Erlebnisse.

Südseite des Wettersteingebirges: hart arbeitende Menschen mit Sonne im Herzen

"Das Steinerne Hüttl müsst’s unbedingt mitnehmen", hatte Evi uns geraten. Die urige Hirtenalm sei zwar einfach, aber den kleinen Umweg wirklich wert. Welch Überraschung ist es deshalb, als uns der Wind schon von Weitem Blasmusik und Akkordeonspiel entgegenweht. Am Stammtisch herrscht ausgelassene Stimmung, Wirt Ambros hat alle Hände voll zu tun. 

<p>Stammtisch am Steinernen Hüttl: Aufgespielt wird zu Ehren des ehemaligen Hüttenwirts.</p>

Stammtisch am Steinernen Hüttl: Aufgespielt wird zu Ehren des ehemaligen Hüttenwirts.

© Heinz Zak

"Normalerweise ist hier nicht so viel los," erzählt er von seinem eher einsamen Leben als Hirte in den Bergen, das er in vollen Zügen genießt. "Abends beobachte ich mit dem Fernglas Hirsche, ich liebe die Natur hier oben." Das bescheidene Leben bestreitet er in der vierten Saison und hat das Steinerne Hüttl schon fest ins Herz geschlossen. "Die Leute sind schon immer wegen dem Wirt hier heraufgekommen", erfahre ich am Stammtisch, der heute den Geburtstag des verstorbenen Vorgängers Franz Brecher feiert. Das Steinerne Hüttl scheint mit Ambros einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben. 

Nach einer gemütlichen Rast begleiten uns Tiroler Gstanzl in Richtung Tillfussalm und Tal. Wir steigen ab von der Südseite des Wettersteingebirges, die sich als wahre Sonnenseite erwiesen hat. Nicht nur aufgrund ihrer Berge, der unberührten Natur und herrlicher Aus- und Tiefblicke. Die Menschen hier oben arbeiten hart für ihre Sonnenseite, dafür tragen sie die Sonne in ihren Herzen. Ein Stück davon haben auch wir uns mitgenommen.

<p>Da kommt Regionales auf den Teller: willkommene Einkehr an der Wangalm.</p>

Da kommt Regionales auf den Teller: willkommene Einkehr an der Wangalm.

© Heinz Zak

Die besten Wanderungen im Tourenparadies Seefeld - Leutasch

Text von Klara Palme

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