Ralf Dujmovits ist nach wie vor der einzige deutsche Bergsteiger, der alle 14 Achttausender bestiegen hat - und nur einen davon, den Everest, 1992 mit Hilfe von Flaschensauerstoff. Ein "Makel", den der heute 56-Jährige unbedingt (noch) aus seinem Tourenbuch tilgen wollte:
Achtmal versuchte Dujmovits bisher, seinen "Schicksalsberg" auch ohne Atemmaske zu besteigen, achtmal scheiterte er – zuletzt im Frühjahr 2017 auf 8580 Metern auf der tibetischen Nordseite des Berges.
Stefan Nestler von Abenteuer Sport war eine Woche lang mit dem Extrembergsteiger in Nepal unterwegs und hat die Gelegenheit genutzt, sich mit Dujmovits über den "Berg der Berge" zu unterhalten.
Ralf, wir sind jetzt hier in Kathmandu, nicht weit weg vom Mount Everest, etwa 160 Kilometer Luftlinie. Juckt es dich da nicht doch ein bisschen?
Nein, im Moment gar nicht. Ich habe für mich diese Geschichte abgeschlossen. Ich beschäftige mich natürlich noch mit dem, was am Everest vor sich geht. Das ist nach wie vor sehr spannend. Aber für mich selbst habe ich die Sache ad acta gelegt.
Hat das noch etwas mit Bergsteigen zu tun, was am Everest abgeht?
Das Bergsteigen bleibt natürlich etwas auf der Strecke, wenn so viele gleichzeitig an den Fixseilen nach oben zu steigen versuchen. Jeder sieht Bergsteigen anders. Es mag sein, dass der eine oder andere auch den Aufstieg mit 30 oder 40 anderen innerhalb von 50 Metern Fixseil als spannend empfindet. Meine Art wäre es nicht. Aber ich glaube, das muss man jedem selbst überlassen. Und solange die Regularien, die Zahl der Bergsteiger einzuschränken, nicht wirklich greifen, sogar eigentlich überhaupt nicht vorhanden sind, wird sich die Situation auch nicht ändern.
Die Diskussion darüber wird seit Jahren geführt, um nicht zu sagen seit Jahrzehnten. Glaubst du, dass es jemals Regeln gibt, die dafür sorgen werden, dass am Everest weniger los ist?
Ich bin sehr skeptisch, weil die Regierung Nepals das Problem zu wenig ernst nimmt. Es geht vor allem ums Geld. Die Regeln, die zuletzt aufkamen, dass man versuchte, Menschen mit Behinderung auszuschließen, waren zum einen völlig daneben. Zum anderen musste die Regierung diese Regelung später zurücknehmen. Das war wirklich kein Weg, eine Lösung zu finden. Ich glaube, es geht nur darüber, genau nachzufragen und es sich auch belegen lassen, ob die Leute schon auf einem Siebentausender oder möglichst sogar auf einem anderen Achttausender waren, bevor sie zum Everest kommen. Ich denke, nur darüber ließe sich die Zahl reduzieren. Solange aber einige nepalische Agenturen jeden mitnehmen, der das nötige Kleingeld hat, wird sich die Situation nicht ändern.
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