Dramatische Rettungsaktion am Nanga Parbat

Elisabeth Revol: "Es war eine Flucht nach unten"

Ende Januar hat Elisabeth Revol als erste Frau den Achttausender im Winter bestiegen. Ihr Begleiter Tomek Mackiewicz war der erste Pole, dem eine Winterbegehung gelang. Die Freude über den Gipfelerfolg endete in einer Tragödie. Die Französin berichtete der Nachrichtenagentur AFP erstmals von ihrem Überlebenskampf.

Dramatische Gipfelbesteigung am Nanga Parbat
© facebook.com/ElisabethRevolexpe

Es war bereits 18 Uhr und dunkel, als Elisabeth Revol und Tomek Mackiewicz den Gipfel des Nanga Parbat erreichten. Zeit, sich über den Erfolg zu freuen - mit Revol stand erstmals eine Frau im Winter auf den Achttausender, Mackiewicz war im siebten Anlauf die Besteigung geglückt -, blieb den beiden Höhenbergsteigern nicht. Beide hatten während des Aufstiegs schwere Erfrierungen erlitten, Mackiewicz konnte zudem kaum noch etwas sehen. 

<p>Elisabeth Revol bei ihrer Ankuft in Frankreich.</p>

Elisabeth Revol bei ihrer Ankuft in Frankreich.

© Picture Alliance

"Er hatte keine Skibrille benutzt, weil es während des Tages ein bisschen neblig war, und bei Einbruch der Dunkelheit hatte er eine Bindehautentzündung. Wir nahmen uns am Gipfel kaum eine Sekunde. Wir mussten uns beeilen, um hinunterzukommen. Es war eine Flucht nach unten", so Elisabeth Revol, die derzeit in einem französischen Krankenhaus behandelt wird, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Während des Abstiegs hielt sich Mackiewicz an der Schulter der 37-Jährigen fest. So tasteten sich die beiden Meter um Meter nach unten. Auf 7200 Metern mussten sie die Nacht in einer Gletscherspalte verbringen. Der Zustand von Mackiewicz verschlechtere sich während des Biwaks rapide. Am nächsten Morgen spukte der Pole Blut - ein Indiz für ein akutes Höhenödem. 

Revol setzte mehrere Notrufe ab, von denen einige durchkamen. Die Französin erinnert sich: "Sie sagten mir: Wenn du bis auf 6000 Meter absteigst, können wir dich aufsammeln und können uns dann um Tomek auf 7200 Metern kümmern. Das ist keine Entscheidung, die ich selbst getroffen habe, sie wurde mir vorgeschrieben". Sie gab ihren Partner Bescheid, dass der Hubschrauber ihn am späten Nachmittag abholen würde. Ohne Decken und Zelt, aber mit der Hoffnung, schnell auf Bergretter zu treffen, machte sich Revol an den weiteren Abstieg.

<p>Elisabeth Revol vor zwei Jahren. Sie hat bereits drei Versuch unternommen, den Nanga Parbat zu besteigen. </p>

Elisabeth Revol vor zwei Jahren. Sie hat bereits drei Versuch unternommen, den Nanga Parbat zu besteigen. 

Die Höhenbergsteigerin schaffte es aufgrund der schlechten Wetterlage nur bis auf 6800 Meter Höhe, wo sie die nächste Nacht erneut in einer Gletscherspalte verbrachte. "Ich hatte mehr Angst um Tomek als um mich", erzählt sie. Inzwischen war sie so entkräftet, dass sie zu halluzinieren anfing: Sie war überzeugt, jemand würde ihr einen heißen Tee bringen, wenn sie dafür einen Schuh zurück ließe. So stieg sie fünf Stunden ohne Schuhe und mit Erfrierungen an beiden Händen und am Fuß weiter ab. 

Gegen drei Uhr nachts habe die 37-Jährige dann den Lagerplatz auf der Kinshofer-Route erreicht, wo sie auf ihre Retter traf: "Ich habe zwei Stirnlampen in der Nacht gesehen. Ich habe angefangen zu schreien und mir gesagt: Alles ist gut." Die beiden Stirnlampen gehörten Denis Urubko und Adam Bielecki, die Revol in Rekordzeit entgegengestiegen waren.

Die Nacht verbrachten Revol und ihre Retter in einem Zelt. Am nächsten Morgen entschieden sich Urubko und Bielecki dazu, nicht weiter zu Mackiewicz aufzusteigen, sondern sich vollends darauf zu konzentrieren, Revol möglichst schnell vom Berg zu bekommen. 

"In diesem Moment mussten wir eine Entscheidung treffen: entweder Elisabeth helfen zu überleben oder aber weitermachen, mit der äußerst geringen Hoffnung, Tomek zu finden", so Denis Urubko auf desnivel.com.

Auf 4800 Metern konnte Revol schließlich von einem Hubschrauber aufgenommen und anschließend ausgeflogen werden; die Rettungsaktion für ihren Partner Tomek Mackiewicz wurde nicht wieder aufgenommen. Inzwischen wurde ein Spendenkonto für die Familie des polnischen Extrembergsteigers eingerichtet. Mackiewicz hinterlässt eine Frau und drei Kinder.

5 Kommentare

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Alia

Sie wussten vom Risiko und nun ist Tomek tot.
Ein Raucher weis auch vom Risiko aber redet sich ein dass er ohne Krebs usw. davon kommt.
Manchmal hat man Glück, manchmal nicht.

wielolt

Man ist kein Kleingeist, wenn man dem Verstand folgt. Umkehren ist die größere Leistung.

sven_13

Kleingeister, nichts verstanden, nichts!

ellese

Immer wieder verhindern Profitsucht und der Wunsch nach Popularität(erste Frau im Winter...) das Nutzen des Verstandes. Beide waren schon mehrfach dort gescheitert. Sie hätten beide nicht weiter aufsteigen dürfen. Sie hätten längst umkehren müssen. Und Erfrierungen waren auch schon im Aufstieg da... Das Leben der Rettungskräfte wurde ebenfalls "investiert". Tomek könnte noch leben! Es macht mich fassungslos!

wolfgang.buedel@gmx.de

3 Kinder zu Hause, welche verantwortungslose Egomanen!