Sicherheit beim Klettern: Richtig ins Seil einbinden!@(zwischenHeadlineTag)>
Erst im letzten Winter starb ein erfahrener Bergführer-Ausbilder in einer Kletterhalle, weil er sich nicht korrekt eingebunden hatte.
Er war ein ausgesprochener Sicherheitsfanatiker und ihm war die Anseilproblematik sehr wohl bewusst, er hat andere immer wieder auf Gefahren hingewiesen. Mit einem sorgfältigen Partnercheck ware der Unfall nicht geschehen.
Es ist ein großer Vorteil, mögliche Gefahren zu kennen. Denn die lauern zwar nicht an jeder Ecke, sind aber doch vielfältig. Das geht mit dem Einbindeknoten los.
Es werden zwei unterschiedliche Einbindeknoten verwendet Der Achter und der doppelte Bulin. Den Unterschied stellen wir euch hier im Video vor:
ALPIN-Tipp: Einbinden in die Anseilschlaufe per doppeltem Bulin@(zwischenHeadlineTag)>
Wir bevorzugen ganz eindeutig den doppelten Bulin. Aus zwei Gründen:
Die Gefahr, den Bulinknoten nicht zu Ende zu machen, ist deutlich geringer als beim Achterknoten. Bis zum "Umschlagen"des Knotens ist das Seil so locker am Gurt fixiert, dass es nach wenigen Klettermetern herunterfällt (wenn man sich in der Anseilschlaufe einbindet). Schlägt man den Knoten um, hält er.
Der Bulin lasst sich auch nach starkeren Belastungen (Sturz) sehr leicht wieder öffnen.
Bildergalerie der häufigsten Fehler beim Einbinden.
Anseilpunkt beim Sportklettern: durch die Anseilschlaufe oder parallel dazu?@(zwischenHeadlineTag)>
Neben dem Knoten stellt sich die Frage des Anseilpunktes. Wir bevorzugen als Anseilpunkt ganz klar die Einbindeschlaufe (Anseilschlaufe). Gerüchte, dass der Körperschwerpunkt beim Einbinden parallel zur Anseilschlaufe günstiger positioniert sei, sind schlichtweg falsch. Weil der Zug nicht nach vorne, sondern nach oben erfolgt und damit die Belastungsrichtung annähernd dieselbe ist.
Im Gegenteil: Die Methode, sich in die Anseilschlaufe einzubinden, hat zwei entscheidende Vorteile:
Der so wichtige Partnercheck ist viel einfacher durchzufuhren, weil das Knotenbild viel besser zu sehen ist.
Bei der Verwendung des doppelten Bulin fallt das Seil bei nicht fertig geknüpftem Knoten in fast allen Fällen nach wenigen Klettermetern hinunter. Der Kletterer bemerkt also in geringer Höhe, dass er kein Seil mehr hat.
Hätte sich der Kletterer bei dem oben beschriebenen Unfall auf die hier beschriebene Weise eingebunden, wäre der Unfall mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht passiert.
Beim Anseilen parallel zur Anseilschlaufe klemmt sich das Seil (auch ohne Einbindeknoten) so fest, dass es nicht von alleine hinunter fällt.
Wir haben Volker Kron vom TÜV Süd Produktservice zum Thema befragt, hier seine Antwort im Video:
Wie vermeidet man Fehler beim Einbinden ins Seil?@(zwischenHeadlineTag)>
Neben diesen Aspekten gibt es aber noch weitere Punkte, die man beim Einbinden beachten sollte und wo Gefahren lauern. So fiel in einer Kletterhalle in Munchen ein Mädchen beim Ablassen hinunter und verletzte sich, weil es sich in die Schlaufe des Sicherungsschlags eingehängt hatte anstatt in das Hauptauge des Knotens.
Der Lerneffekt aus solchen Unfallen sollte sein:
Bei zu langem Seilende nach dem Knoten dieses nicht mit einem Knoten abbinden, sondern Knoten neu machen.
Auch beim Topropen möglichst immer direkt ins Seil einbinden und nicht mittels Karabiner einhängen, denn dann können auch alle anderen Fehler nicht passieren.
Wie man anhand der Skizzen - die allesamt auf realen Unfällen basieren - sehen kann, ist die Möglichkeit, Fehler zu machen, trotz der wenig komplexen Anforderung sehr groß.
Überfüllte Kletterhallen, wenig versierte Seilpartner und allerlei Ablenkungsmöglichkeiten tragen ganz erheblich dazu bei, dass "Murphy’s Law" immer wieder zuschlägt: Jeder Fehler, der möglich ist, wird irgendwann von irgendwem gemacht.
Nur sollten wir aus Fehlern lernen, alte Gewohnheiten vielleicht über Bord werfen und uns eine neue Art des Einbindens angewöhnen. Und vor allem an den Partnercheck denken, denn der hätte bei konsequenter Durchführung schon viele tödliche Unfälle verhindert.
7 Kommentare
Kommentar schreibenEs gibt Klettergurte, bei denen das Einbinden im Anseilring nicht empfohlen wird, z.B. bei Black Diamond. Da würde ich mich mal eher daran halten als an die Empfehlung von Olaf oder einem netten TÜV-Mitarbeiter.
https://blackdiamond-prod.zaneray.com/mwg-internal/de5fs23hu73ds/progress?id=x41e-W1y2mHH4HTIqYQ-kPkQhXTma5FQl-SYmGZLj0E,&dl
Petzl schreibt zu seinen Gurten:
„Hinsichtlich der Sicherheit und der Bruchlast besteht keinerlei Gefahr, sich mit einem Achterknoten oder einem Bulinknoten am Sicherungsring anstatt an den beiden Anseilpunkten einzubinden.
Was die Strapazierfähigkeit und Abnutzung des Gurtes betrifft, ist es jedoch empfehlenswert, sich an den beiden Anseilpunkten einzubinden. …
Die Anseilpunkte wurden speziell für eine regelmäßige Beanspruchung durch das Seil konzipiert (wiederholte Stürze des Kletterers beim Ausbouldern einer Route). Sie sind durch ein Gurtband geschützt und somit verschleißfester. Zudem verfügen manche Gurte über eine rote Verschleißmarke an den Anseilpunkten, …“
Dass ein unvollständiger Knoten frühzeitig aus dem Anseilring herausrutscht, macht wirklich Sinn und kann Leben retten. Allerdings denke ich schon, dass der Anseilring schneller verschleißt.
Der Bulin hat aus meiner Sicht den Nachteil, dass der Partnercheck deutlich aufwändiger und fehlerbehafteter wie der Achter. O.K. Ich plage mich öfters beim Öffnen des Knotens aber das nehme ich in Kauf. Trotz allem frage ich mich wieso wir diese Diskussion immer wieder auf machen. Für Anfänger sicherlich nicht hilfreich und für uns Etablierten eher eine Einstellungssache. Berg frei
Hallo Olaf, Danke für Deine Antwort. Dass er korrekt ausgeführt als Anseilknoten sicher ist, bezweifle ich nicht. Aber einen Knoten lernt man ja für mehr als eine Situation. Und zwei Schlaufen erwecken nunmal den Eindruck, auch bei Einzelbelastung zu halten. Das ist das Gefährliche.
Ich nehme Deine Warnung ernst: "Es gibt keinen Fehler, der nicht irgendwann gemacht wird." Und so theoretisch scheint mir der Fall nicht, dass man in einer Stressituation am Berg sich aus Versehen nur mit einer Schlaufe an einen Not-Sicherungspunkt einhängt. Schon gesehen...
Habe die unten im link zu findenden Beispiele in der Praxis nachgestellt und komme zum gleichen Ergebnis. Der Sturz war eine ganz untheoretische Erfahrung.
https://baumkletterschule.de/kletterblatt/archiv/2013/sicherung-laesslich-oder-unerlaesslich-warnhinweise-zum-doppelten-palstek
a) Der Doppelte Palstek wird nur in der zuletzt gesteckten Schlaufe belastet. Bei Zugversuchen mit je elf Millimeter Statik- und Dynamikseil konnte ich bei über zwei bis drei kN kein Durchrutschen feststellen. Allerdings rutscht das lose Ende (2) raus, wenn nur an einem Strang der Schlaufe (3) gezogen wird (in den Abbildungen A und B jeweils die rechte Seite, die dem losen Ende am nächsten ist). Diese Situation stellt eine Ringbelastung dar und führt zum Versagen des Knotens wenn nur diese Schlaufe belastet wird. Zwei mögliche Szenarien sind denkbar:
• Bei einer Rettung nach oben wird der Verletzte in die zuletzt gesteckte Schlaufe des Doppelten Palsteks eingehängt. Es kommt zu einer Ringbelastung eines letztlich ungesicherten Einfachen Palsteks mit bekannten Folgen.
• Es wurde eine Ausgleichsverankerung mit dem Doppelten Palstek gebaut. Wenn sich jemand als Standplatzsicherung in die zuletzt gesteckte Palstekschlaufe hängt und diese belastet, kann es auch hier aufgrund der Ringbelastung zum Versagen des Knotens kommen.
Hallo Tom, wir empfehlen den Doppelten Bulin als Anseilknoten. Der geht nicht auf. Wir sagen ja mit keinem Wort, dass man ihn in anderen Situationen verwenden soll. In was für Rettungssituationen meinst du, kann ein Doppelter Bulin zum Einsatz kommen, bei dem jemand nur eine eine Schlaufe greift? Auch dein Szenario mit den zwei Fixpunkten ist mir nicht ganz klar. Nach deiner Beschreibung hängt man dann eine der Schlaufen in den einen, die andere in den nächsten Fixpunkt ein? Das habe ich noch nie gesehen, nicht in der Praxis und auch nicht in der Theorie. Ich habe mit vielen, die sich mit dem Thema intensiv (und professionell) auseinandergesetzt haben dazu diskutiert (Pit Schubert vor vielen Jahren schon, Daniel Gebel etc.). Keiner hat einen Einwand gegen diese Art des Einbindens. Und die Vorteile (siehe Video) sprechen ja auch definitiv für sich. Natürlich kann ich in der Theorie irgendwelche Szenarien konstruieren, bei denen der Knoten nicht hergenommen werden sollte. Aber das ist ja nicht zielführend. Wenn ich bei einem Achter in eine Schlaufen des Knotenauges greife, weil ich den Knoten nicht ganz zugezogen habe, geht das auch auf....
Dass Ihr den doppelten Bulin hier so hypt, entsetzt mich offengestanden sehr. Für mich gehört er zu den gefährlichsten Knoten überhaupt, u.a gerade WEIL er von allen als sicher beschrieben wird. Er gaukelt eine Sicherheit vor, die er nicht hat.
Ja, er ist sicher, wenn zum Fixieren beide Schlaufen genutzt werden. Er ist tödlich, wenn man nur eine Schlaufe verwendet - z.B. in Rettungssituationen, wo einer sich nur an einer Schlaufe festhält. Oder bei Verwendung an zwei Ankerpunkten, wenn ein Haken ausreisst..... Dann nämlich läuft bei entsprechender Belastung das kurze Seilende durch den Knoten und die Schlaufe löst sich auf. Sturz! Mit anderen Worten: der Knoten ist nicht redundant. Ein Knoten mit zwei Schlaufen sollte aber redundant sein. Wozu sonst 2 Schlaufen? Wer zwei Schlaufen braucht, nimmt den einfach zu knüpfenden und redundanten doppelten 8er mit 2 Schlaufen, auch als Super 8 oder double figure 8 twin loops bezeichnet.
Also vor 15 Jahren wurde im Kurs der Achterknotten gelehrt. Der Knoten wird ja nicht schlechter.