Vielfältige Möglichkeiten inmitten des Leukentales

Tourenziel St. Johann in Tirol: Sanft oder wild? Beides!

In den Wilder Kaiser oder doch in die Kitzbüheler Alpen? In St. Johann in Tirol entfällt die Qual der Wahl: Ob Wandern, Klettersteiggehen, Bergsteigen oder Klettern – hier ist alles möglich. Die wilde Nordseite des Kaisergebirges und die sanften Hänge der Kitzbüheler Alpen bilden nicht nur einen optischen Kontrast, sie sind auch eine Spielwiese der alpinen Möglichkeiten.

Gu gelaunt: Lubika und Holger am Gipfel des Mitterkaisers (2.001 m).
© Lubika Brechtel

St. Johann in Tirol: Wandern, Klettersteige, Bergsteigen & Klettern

Bei Sonne kann ja jede:r! Dass Wettervorhersagen nicht immer stimmen und in manchem Fall ein einsames Bergerlebnis erst möglich machen, gehört zum kleinen Bergsteiger-Einmaleins. An dieser Hoffnung halten sich auch Holger und Lubika aus der ALPIN-Redaktion fest, als sie sich trotz ungewisser Prognose auf den Weg nach St. Johann in Tirol machen.

Ungewiss ist zunächst auch die Tourenplanung – lieber erst in die (vermeintlich) zahmeren Kitzbüheler? Oder doch gleich den "Koasa" in Angriff nehmen? Nach etwas Knobeln fällt die Entscheidung: Aufs Kitzbüheler Horn (1996 m) soll es gehen. Allerdings nicht über den Wanderweg, sondern die spannendere Via Ferrata.

Gesagt getan: Am nächsten Morgen stehen die beiden gemeinsam mit Bergführer Mathias nach einem ebenso flotten wie kurzweiligen Zustieg über blühende Almwiesen vor dem Drahtseil. Am Weg befindet sich neben allerlei Flora und Fauna auch der Übungsklettersteig – je nach Können eine nette Aufwärmrunde oder der ultimative Kräfte-Check.

<p>Vom Winde verweht im steilen Fels: Lubika und Holger genießen den Klettersteig am Kitzbüheler Horn.</p>

Vom Winde verweht im steilen Fels: Lubika und Holger genießen den Klettersteig am Kitzbüheler Horn.

© Mathias Leo

Klettersteig aufs Kitzbüheler Horn: überraschend viel Luft unter den Sohlen

Am eigentlichen Einstieg angekommen geht es gleich ans Eingemachte: Eine luftige Steilstufe, muss überwunden werden, Vorbote für das Kommende. "Klettersteige boomen – auch bei uns in der Region. Vom sechs- bis zum 70-Jährigen kommen alle zu uns", sagt Bergführer Mathias Leo, der an der Entstehung des Steigs beteiligt war. "Wir haben durch die Beliebtheit die Arbeit vor der Haustür bekommen." 

Bilder des spannenden Steigs findet ihr in unserer Fotogalerie Klettersteig Kitzbüheler Horn:

Das verwundert nicht: Mit überraschend viel Luft unter den Sohlen und Felskontakt steigen Holger und Lubika begleitet von großartigem Wolkenspiel den Eisenweg hinauf. Die Schwierigkeit C/D ist angemessen, hat die Ferrata doch einige knackige und steile Passagen in petto. Spaß macht’s! Schade, dass der Steig schon endet. Knapp unterhalb des Gipfels steigt das Trio aus und zum Gipfel auf, von dem man die Rundumsicht auf Loferer Steinberge, Kaisergebirge und im Süden auf die weißen Gipfel der Dreitausender genießen kann. Gemütlich geht es zurück zur Bergbahn, denn die nächste Herausforderung wartet schon.

Hier die Tourenbeschreibung des Klettersteigs auf das Kitzbüheler Horn im Tourenportal alpenvereinaktiv.com. Die Tour wird darin allerdings mit der Auffahrt über die Horngipfelbahn gegangen:

Bergtour auf den Mitterkaiser: mit leichter Kraxelei zum Gipfelkreuz

Am Morgen des zweiten Tages heißt es wieder knobeln. Eigentlich ist Sauwetter angesagt, aber richtige Bergsteiger können "a bisserl Regen scho ab", wie Holger es formuliert. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also, los geht’s vom fast völlig leeren Parkplatz an der Griesener Alm. Das Wetter hält und schafft eine geradezu mystische Stimmung, die die beiden durch dichten Wald und schrofige Geröllfelder hinaufbegleitet. 

Zügig steigen sie in Richtung der unbewirtschafteten Fritz-Pflaum-Hütte auf. Und die ist wirklich einen Besuch wert: Inmitten eines Kessels, umringt von wilden Kaiserzacken schmiegt sie sich an die nördlichen Ausläufer des Mitterkaisers (2.001 m). Der ideale Ort für eine gemütliche Rast oder – noch besser – eine einsame Übernachtung. Der Blick durch die Fenster auf die Stube mit kleinem Herd sieht jedenfalls einladend aus. 

Bilder findet ihr in unserer Fotogalerie Bergtour auf den Mitterkaiser:

Für Lubika und Holger ist allerdings nicht die Hütte das Tagesziel, sondern der sich dahinter auftürmende Gipfel. Und so steigen die beiden in stetigem und (erstaunlich) ausgedehntem Auf und Ab gewürzt mit leichter Kraxelei (bis II) zum Gipfelkreuz – und das in völliger Bergeinsamkeit. Nach einem Gruß zum Zahmen Kaiser im Norden, Lärcheck im Osten und Ackerl- wie Regalmspitze im Süden geht es zügig hinab, denn dem Ruf der Buttermilch an der Griesener Alm kann doch keine:r widerstehen!

Info: St. Johann in Tirol

Für die beiden beschriebenen Aktivitäten (und viele weitere mehr!) ist St. Johann in Tirol der ideale Stützpunkt. Zahlreiche Tagestouren in den Kitzbüheler Alpen und dem Wilden Kaiser sind von hier aus erreichbar. Wer sich über Ziel und Schwierigkeit einer Tour unsicher ist, kann sich an den Tourismusverband und die lokalen Bergschulen wenden. Hier könnt ihr euch auch zu Gruppen- und Einzelangeboten beraten lassen.

Angeboten werden Touren in jedem Schwierigkeitsgrad, sei es bei einer Jubiläumswanderung anlässlich 60 Jahre Naturschutzgebiet Wilder Kaiser, Klettereinsteigerkurse am Stripsenjochhaus oder die geführte Klettersteigtour aufs Kitzbüheler Horn. Auch MTB-Fans finden zahlreiche Trails sowie einen Skill Park – die Auffahrt ist bequem mit der Bergbahn möglich. Übrigens: Mit der Gästekarte sind Bus und Bahn in der Region inklusive!

Einen Überblick über die Sommeraktivitäten für Bergfreunde in St. Johann in Tirol gibt es hier: www.kitzbueheler-alpen.com/de/stjo/so/urlaub.html

Text von Lubika Brechtel