Gewichtsbeschränkung beim Klettern

Bin ich zu schwer zum Klettern?

Unser Leser fragt sich, ob er zu schwer für das Klettern ist. ALPIN Testchef und Bergführer Olaf klärt auf, ob es eine Gewichtsbeschränkung beim Klettern gibt und worauf man beim Sichern mit großen Gewichtsunterschieden achten sollte.

Bin ich zu schwer zum Klettern?
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Wann bin ich zu dick zum Klettern?

Frage von E.K., per Mail: Ich würde gerne mit dem Klettern beginnen. Allerdings bin ich recht schwer (für meine Größe) und bin mir nicht sicher, ob ich zu dick für das Klettern bin.

Zu dick gibt es beim Klettern (fast) nicht!

Antwort von Olaf: Zu schwer gibt es (fast) nicht. Natürlich tut sich jemand, der dünn bzw. normalgewichtig ist, leichter. Allerdings wirst du dich als Einsteiger ja eher in Routen der unteren Schwierigkeitsgrade bewegen. Und da ist die Technik wichtiger als die Kraft. Wenn du es also schaffst, viel aus den Füßen bzw. den Beinen zu arbeiten, sehe ich da kein Problem.

Meine Erfahrung von Kletterkursen ist die, dass sich Frauen im Anfängerbereich oft leichter tun als Männer. Männer versuchen alles mit Kraft zu kompensieren, die ist aber doch recht schnell aufgebraucht. Frauen haben oft ein geringeres Kraftniveau und müssen mehr mit Technik arbeiten. Daher tun sie sich leichter. 

Und wenn ich dann sehe, dass viele Mädchen oder Frauen, die keinen Klimmzug schaffen, besser klettern als muskelbepackte Männer, spricht auch das Bände. 

Wie sichere ich richtig bei großem Gewichtsunterschied?

Kletterer und Sichernder sollten im Optimalfall gleich viel wiegen. Jetzt sucht man sich seinen Kletterpartner aber meistens nicht nach dem Gewicht aus. Wiegt der Sichernde 15 bis 20 Kilo weniger als der Kletterer, sollte man Maßnahmen ergreifen.

Denn sonst wird je nach Art der Sicherung der Sichernde beim Sturz bis zur ersten Zwischensicherung hochgerissen. Das verlängert auf der einen Seite den Sturzweg des Kletterers, auf der anderen Seite besteht für den Sichernden erhebliche Verletzungsgefahr und in der Folge wiederum für den Kletterer die Gefahr, bis zum Boden zu stürzen.

In Kletterhallen ist das Problem recht einfach in den Griff zu bekommen. Dort liegen meist Gewichtssäcke für genau diesen Zweck herum. Diese Gewichtssäcke hängt man sich mit ca. 2 m Schlappseil an den Klettergurt (in die Anseilschlaufe, NICHT in die Materialschlaufen) und gleicht so den Gewichtsunterschied aus.

Alternativ kann man sich für mittelmäßig viel Geld und maximalen Komfort das Ohm von Edelrid zulegen. Ein zwischengeschalteter Widerstand, der - im Rahmen seiner Möglichkeiten für den Gewichtsausgleich sorgt.

Mehr Fragen von Lesern und Usern sowie die Antworten von Olaf findet Ihr unter: alpin.de/olaf

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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".

Text von Olaf Perwitzschky

6 Kommentare

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Michael

Ab wann kommt man eigentlich an die Limits der Ausrüstung? Bei einem 60kg Kletterer ist es ja extrem unwahrscheinlich, dass ein Karabiner, Seil, Schlinge oder Gurt reißt, selbst wenn das Material schon älter und abgenutzt ist oder ungünstig belastet wird.

Aber wie sieht das bei einem 120kg Kletterer aus? Vielleicht auch noch in einer Mehrseillänge, mit voll beladenem Rucksack und Material am Gurt? Vielleicht mit einem Faktor 1 oder gar Faktor 2 Sturz direkt nach dem Standplatz?

Daboh

Finde die Headline extrem irreführend und unangebracht. Vor allem aufgrund der aktuellen Diskussionen im Klettersport bzgl. Esstörungen, Untergewicht und Magersucht bzw. Gewichtsreduktion zur Leistungsoptimierung.

Patrick

Ich kletter selbst seit ca. 12 Jahren. Bei einer Größe von 190cm und einem Gewicht von 120kg sind meine Kletterpartner eigentlich ausschließlich leichter als ich. Meiner Erfahrung nach braucht es definitiv geübte Sichernde um mit einem Gewichtssack zu sichern. Vorallem wenn man doch mal wirklich ins seil fällt. Da wir überwiegend am Fels klettern und selten in der Halle sind ist Gewicht selten eine Option. Haben mit dem Ohm von edelrid ganz gute Erfahrungen gemacht. Aber auch hier kommt es auf die Übung an. Und es empfiehlt sich meine Erfahrung nach dies erstmal im toprop zu üben.
Ist natürlich nur meine Erfahrung.
Natürlich ersetzt jedes Gerät nie eine vernünftige Ausbildung mit dem eingesetzten Material, leider habe ich in den letzten Jahren häufiger das Gefühl dass immer mehr Menschen mit zu wenig Plan an der Wand unterwegs sind.

Walter J. Kovacs

Der da auf dem Bild so schlapp im Seil hängt und sich an selbigem festkrallt sieht ja aus wie...

Mike

Ihr solltet vielleicht dazu schreiben das das Sichern mit Gewichtssack nicht ohne Übung durchgeführt werden soll. Weiterhin ist dann darauf zu achten das der Sack nicht im Weg ist beim sichern und das der sichernde bei Verwendung mehr Handkraft aufwenden muss wenn er trotzdem hochgezogen wird, dann hängt das Gewicht vom Sack zusätzlich am Körper.
Die Unfallgefahr mit einem Sack ist recht hoch. Und 15-20kg ist auch nur im TopRope und nicht beim Vorstieg zu empfehlen. Diese Lehrmeinung ist soweit ich weiß seit einigen Jahren überholt.

Herpfar

Bzgl. ATC versus Smart. Stimmt - Autotuber haben einen großen Vorteil. Bei leichten Sicherern / schweren Kletterern (topp Sicherungstechnik sei voraus gesetzt) ist es aber mind. genauso wichtig auf genügend Reibung in den ersten Zwischensicherungen zu schauen. Sprich also Z-Clip oder Ohm. Die Diskussion beim Sicherungsgerät enden zu lassen halte ich für nicht zukunftsweisend, dafür aber unfallträchtig.