Tourenpartnerin muss Unfall mitansehen

Absturz in der Schlüsselstelle: Klettersteiggeherin stirbt nach 100-Meter-Sturz

Am 07. September 2024 kam eine Klettersteiggeherin im anspruchsvollen "Bergkameraden"-Klettersteig (D) am Walchsee ums Leben. Die Tourenpartnerin der Frau hatte den tödlichen Absturz ihrer Freundin mitansehen müssen.

Absturz in der Schlüsselstelle: Klettersteiggeherin stirbt nach 100-Meter-Sturz
© IMAGO / Daniel Scharinger

Bergunfall am Walchsee: Klettersteiggeherin stirbt nach 100-Meter-Sturz

Die beiden 29 und 48 Jahre alten Österreicherinnen waren gegen 14:30 Uhr in den anspruchsvollen Klettersteig an der Harauer Spitze (1117 m) eingestiegen. Kurz nach 15 Uhr hatten die Frauen die Schlüsselstelle der Ferrata, einen bauchigen Überhang, erreicht. Die Jüngere bewältigte die Stelle als Erste und wartete anschließend auf ihre Begleiterin.

Aufgrund des überhängenden Geländes hatte sie zu diesem Zeitpunkt keinen Sichtkontakt mehr zur Nachkommenden, die gerade in die Schlüsselstelle einstieg. Laut Mitteilung der Polizei hörte die 29-Jährige plötzlich Schreie und musste infolge den Absturz ihrer Freundin mitansehen. Diese fiel etwa 100 Meter über eine steile, felsdurchsetzte Rinne bis zum Einstieg der Ferrata.

Verunfallte nicht im Stahlseil eingehängt

Der alarmierte Notarzt konnte vor Ort nur noch den Tod der Frau feststellen. Die 29-Jährige wurde per Hubschrauber geborgen und zur Ottenalm geflogen. Die Ermittlungen ergaben, dass sich die Verunfallte aus bislang ungeklärter Ursache nicht mit dem Klettersteigset ins Stahlseil eingehängt hatte. Die beiden Karabiner waren in der Anseilschlaufe des Hüftgurtes fixiert.

Die beiden Freundinnen waren mit Hüftgurt, Klettersteigset, Helm, Handschuhen und Zustiegsschuhen gut für die Ferrata ausgerüstet. Im Einsatz standen sechs Mann der Bergrettung Kufstein, die Alpinpolizei, eine Polizeistreife, ein Notarzthubschrauber und der Polizeihubschrauber von Salzburg.

Über die Klettersteige auf die Harauer Spitze

An der Harauer Spitze unweit des Walchsees wurden drei Klettersteige mit unterschiedlichem Anspruch eingerichtet. Der leichteste ist die Walchseerunde (B), der Bergkameraden-Steig (D) und die Ottenalm Direttissima (D/E) sind deutlich anspruchsvoller. Obwohl die Eisenwege mit "nur" 130 Klettermetern verhältnismäßig kurz sind, sollten sie keinesfalls unterschätzt werden. Besonders die beiden schwierigeren Varianten sind konstant kräftezehrend und steil.

4 Kommentare

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Renate reger 82 jahre.

Ich war immer mehr fuers freie klettern. Zinnen z.b.
Aber wir haben viele schwierige klettersteige ohne Helm usw. Absolviert.
Schuhe sind das wichtigste und Erfahrung.

Floris

It's always hard to read... It's so a nice sport, being one with nature. It's just like Daniel has written, the smallest failure can be deadly, just like in traffic. I was surprised this summer, the first time we made a trip, we climbed up to the Alp Spitze, how many people were well equipped, but simply refused to use it.

I don't know what happened exactly, but I believe it's everyone's fear and nightmare. I wish everybody the best with losing a loved one...

Jürgen-Sir

Sehr traurig, aber am Überhang mit Grad D klettern ohne die Karabiner einzuhängen kann man einfach nicht verstehen. Das ist Free Solo. Vielleicht war die Kletterin aber so im Stress, weil überfordert, dass sie das Einhängen glatt vergessen hat.

Daniel

Immer wieder schade, wenn man von solchen "vermeidbaren" Unfällen ließt. Gerade in Steigen, die für einen"einfach" sind, sind kleinste Fehler potentiell tödlich. Daher immer einklinken, selbst in A-Stellen.