17-Jährige am Hochstaufen blockiert

Rettung im steilen Goldtropfsteig: Hersteller von Wander-App bezieht Stellung

Die Bergwachten Reichenhall und Freilassing wurden am Samstagnachmittag (04.05.2024) zu einem Einsatz im steilen Goldtropfsteig auf den Hochstaufen gerufen. Zwei Wanderinnen kamen im alpinen Gelände nicht mehr weiter, eine der beiden war blockiert. Die Einsatzkräfte begleiteten die jungen Frauen zurück ins Tal. Verantwortlich gemacht wurde eine Wander-App, der Hersteller der App bezieht nun Stellung gegen die Vorwürfe.

Blockiert im steilen Goldtropfsteig: 17-Jährige am Hochstaufen gerettet
© BRK Berchtesgadener Land

Update vom 10.05.2024: Komoot äußert sich zu Vorwürfen

Bereits mehrfach wurde bei Rettungsaktionen in steilen Pfaden auf das Tourenportal Komoot verwiesen, an dem sich die teils geretteten, teils auch abgestürzten Wanderer laut BRK und Polizei orientiert hatten. Nun meldete sich Tobias Hallermann, Gründer von Komoot, schriftlich zu Wort.

"Komoot ist es ein Anliegen, Menschen bestmöglich auf Wanderungen vorzubereiten und ein verantwortungsbewusstes und sicheres Naturerleben zu ermöglichen. Deshalb stellen wir Nutzer*innen eine Vielzahl an Informationen bereit." Dabei verweist Hallermann darauf, dass die App "einen sehr deutlichen Warnhinweis zu einem 'sehr gefährlichen Abschnitt'" des Steigs durchaus transportiere.

<p>Der in Komoot angezeigte Warnhinweis.</p>

Der in Komoot angezeigte Warnhinweis.

© Tobias Hallermann

Laut Hallermann weisen auch zahlreiche Nutzer-Kommentare und Fotos sowie Angaben zur Steigung und Informationen auf die Schwierigkeiten und Anforderungen des Steigs hin. "Komoot informiert seine Nutzer in diesem Fall deutlich umfangreicher und besser als klassische Wanderkarten, in denen der Steig ebenfalls verzeichnet ist", bezieht der Portal-Verantwortliche Stellung.

Immer der App nach? Nein!

Immer wieder kommt es vor, dass sich Wanderer blindlings auf in Apps eingezeichnete Pfade und Steige verlassen, ohne einen Blick in die Legende zu werfen oder weitere Informationen zur Route einzuholen. Besonders dramatisch war ein Fall in den Bayerischen Voralpen aus dem Jahr 2022, als eine Wandergruppe einer App zum stark abschüssigen und ausgesetzten Steig auf die Maiwand folgten. Alle Personen stürzten in den Tod.

Blockiert im steilen Goldtropfsteig: 17-Jährige am Hochstaufen gerettet

Die beiden 17 und 19 Jahre alten Frauen befanden sich bereits oberhalb des Wandbuchs, als die jüngere der beide Höhenangst bekam und im alpinen Gelände blockierte. Die 19-Jährige setzte daraufhin gegen 14:45 Uhr bei der Leitstelle Traunstein einen Notruf ab. Acht Bergretter machten sich daraufhin zu Fuß zur Einsatzstelle auf.

Dort angekommen sicherten sie beide Frauen und führten sie am kurzen Seil zurück ins Tal, wobei sie für die brüchige Schotterreise unterhalb der am März 2022 ausgebrochenen Wand zusätzlich ein Seilgeländer installierten. Laut Mitteilung des BRK traf eine fünfköpfige Gruppe im Abstieg auf die Retter. Sie musste wegen Steinschlaggefahr zunächst abwarten und schließlich gemeinsam mit den Rettern weiter absteigen. Insgesamt waren elf Einsatzkräfte etwa drei Stunden im Einsatz.

Vorsicht vor blindem Vertrauen in Wander-Apps

Der BRK war zuletzt mehrfach im Goldtropfsteig gefordert, seit dieser Eingang in Touren-Apps wie Komoot gefunden hat: 

<p>Der Goldtropfsteig in der App Komoot.</p>

Der Goldtropfsteig in der App Komoot.

© ALPIN/Screenshot

"Im Goldtropfsteig kam es in letzter Zeit vermehrt zu Einsätzen, was unter anderem daran liegt, dass die früher eigentlich nur von erfahrenen Einheimischen begangene alpine Tour in Apps wie Kommot [sic] eingetragen ist und zunehmend auch von weniger ortskundigen Wanderern ausgesucht wird, die mit den Infos aus der App nicht immer vorab einschätzen können, was wirklich auf sie zukommt. Der Goldtropfsteig ist ein alter, historischer Steig, den aber keine Organisation unterhält oder pflegt. Zuletzt durch die ausgebrochene Felswand östlich unterhalb des Wandbuchs ist die Begehung für Ungeübte nochmals schwieriger geworden," so die Mitteilung im Wortlaut. 

Über den Goldtropfsteig auf den Hochstaufen

Der Goldtropfsteig am Hochstaufen ist eine schwierige, ausgesetzte Bergtour (T3+, Stellen I). Die Route führt durch die 1000 Meter hohe Hochstaufen-Südflanke. Kondition, Trittsicherheit und Erfahrung in Steilschrofen sind Voraussetzung für diese Tour. Andere Touren am Hochstaufen führen über die Steinerne Alm oder den Pidinger Klettersteig auf den Gipfel.

5 Kommentare

Kommentar schreiben
Helmut Hartmann

Hallo liebe Outdoorfreunde(innen), ich verstehe nicht, warum immer mehr Forderungen nach Verboten und Reglementierungen kommen. Wieso muss Koomot diese Tour besonders kennzeichnen bzw. aus dem Portal nehmen? Wo bleibt unsere Eigenverantwortung? Muss in unser Spassgesellschaft alles reglementiert und geregelt werden? Wir sollten eher dafür sorgen, dass wir wieder mehr darüber nachdenken was wir tun und mehr Eigenverantwortung entwickeln. Das gilt übrigens nicht nur für die Freizeit, sondern auch im restlichen Leben. Viele Grüße und noch viele schöne Bergerlebnisse

Gustav

Ich finde komoot super, aber benutze bei der Tourenplanung immer mindestens eine weitere Quelle, gerne auch Beschreibungen bei hikr.org. Bislang hat mir komoot enorm weitergeholfen auf all meinen Bergfahrten in den vergangenen Jahren. Denke eher das was @Bruno weiter unten kommentiert hatte, dürfte hier zutreffen.

OvidiusRegnum

Es gibt keine App, die den offiziellen Weg anzeigt. Der vorgeschlagene Weg stammt von einem Nutzer, der die App verwendet. Dieses Problem tritt überall auf. Bisher habe ich Bergfex, Alpenverein, Outdooractive und Fatmap ausprobiert - alle haben das gleiche Problem.

Bruno

Ich kenne den Steig auch (noch) nicht; aber "T3+ und Stellen 1" hört sich jetzt auch nicht zu hart an, und daß es in Bergen exponierte Stellen gibt, sollte der (dem) Wandersfrau(mann) bekannt sein. Auffallend bei der Vergrößerung des Bildes (aufgrund des Pixeln meine ich, von der Rettungsaktion), dand ich den schicken Rucksack und die Schuhe (Adidas?) der jungen Dame, sowie auch ihren eher weniger sicheren Gang. Da sollte man vermutlich vorher etwas in weniger anstrengendem Terrain üben. Bruno

Renate reger

Ich bin viel geklettert. Zinnen etc. Wae auch dem staufen. Kenn den goldtropfsteig nicht. Wohn aber in reiche hall. Der gehoert was ich eben gesehen hab nie ! ! In solches wanderbuch