Im Gespräch mit Stefan Nestler | "Abenteuer Berg"

Norrdine Nouar nach Annapurna-Gipfelerfolg: "Ein wahnsinnig erhabenes Gefühl"

Allgäuer besteigt zehnthöchsten Berg der Erde ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff.

An der Annapurna erfolgreich: Norrdine Nouar.
© Norrdine Nouar | IMAGO / Pond5 Images

Nach einer kurzen Regenerationsphase in Kathmandu ist der in Oberstaufen im Allgäu lebende Sohn einer Deutschen und eines Algeriers aktuell unterwegs zum Mount Everest, um auch den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff und im Alleingang zu besteigen. Dies wäre bereits der dritte Achttausender des 1987 geborenen Bergsteigers. 

Im Frühjahr 2023 stand Nouar auf dem Gipfel des 8.516 Meter hohen Lhotse. Wie aktuell an der Annapurna nahm Nouar eigenen Angaben zu Folge auch am Lhotse keinen Flaschensauerstoff zu Hilfe, war ohne Träger unterwegs, nutzte allerdings die von den kommerziellen Expeditionen eingerichteten Fixseile auf den Normalrouten zum Gipfel.

Interview mit Norrdine Nouar nach Annapurna-Gipfelerfolg

Stefan Nestler von abenteuer-berg.de nutzte Nouars Aufenthalt Kathmandu, um nach dem Annapurna-Gipfelerfolg ein Interview mit ihm zu führen. "Wenn man den Gipfel erreicht, ist man einfach nur froh, dass die Tortur vorbei ist und dass man bald wieder absteigen kann, um sein Leben in Sicherheit zu bringen", erzählt Nouar, der sich sorgte, Erfrierungen zu erleiden oder aus Erschöpfung sitzen bleiben zu müssen, was kein gutes Ende genommen hätte ... Gleichzeitig schwärmt Nouar aber vom Gefühl am Gipfel, an dem er sich über einen wolkrenfreien Rund- und Tiefblick freuen konnte: "Es war ein wahnsinnig erhabenes Gefühl."

<p>Ohne Flaschensauerstoff am Gipfel der Annapurna: Norrdine Nouar.</p>

Ohne Flaschensauerstoff am Gipfel der Annapurna: Norrdine Nouar.

© Screenshot https://www.youtube.com/@norrdinenouar

Die Besteigung eines Achttausenders ohne Flaschensauerstoff und Träger ist eine bravouröse Leistung, dennoch zeigt sich Nouar im Gespräch mit Nestler bescheiden, da er die Fixseile der kommerziellen Teams nutzte: "Das Gehen an Fixseilen [entspricht, Anm. d. Red.] nicht meiner Vorstellung vom Ideal des Bergsteigens und des Alpinismus. Ich bin quasi, um es mit Reinhold Messners Worten zu beschreiben, derzeit lediglich 'a Schneehatschera' (Schneeschleicher). Daher muss ich mir für meine nächsten Besteigungen ernsthaft Gedanken machen, wie und wann ich in Zukunft weitere Achttausender besteige."

Nouar vor Everest-Versuch: Ziel ist unbeschadete Rückkehr

Kurzfristig und bei seinem nun anstehenden Versuch am Mount Everest dürfte Nouar seinen Stil jedoch nicht in Richtung "höheres Risiko" verschieben. Denn demütig bezeichnet sich der Wahl-Allgäuer als Achttausender-Neuling, der seine Erfahrungen sammeln müsse, um keinesfalls "mit dem Verlust meines Lebens (..) viel Schmerz und Leiden in meinem Freundeskreis und bei meiner Familie" auszulösen.

Vor der Besteigung des höchsten Bergs der Erde zeigt Nouar großen Respekt: "Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Besteigung geschaffen. Das letzte Wort hat nun der Berg und vor allem das Wetter beziehungsweise der Wind. Daher rechne ich mir eine 50/50-Chance aus. Das Ziel muss jedoch sein, unbeschadet vom Berg herunterzukommen, mit oder ohne Gipfelerfolg."

Mehr zu Norrdine Nouars Taktik am Mount Everest findet ihr im Interview bei abenteuer-berg.de.

Außerdm könnt ihr euch aktuell über diese Kanäle auf dem Laufenden halten:

Zahlen, Daten, Fakten zu den höchsten Bergen dieser Erde findet ihr in unserer Fotogalerie der 14 Achttausender.

Text von Holger Rupprecht

4 Kommentare

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Taner

Einst mein Klassenkamerad, Banknachbar und Freund. Einfach irre, was Du da für verrückte Sachen machst. Ich verfolge Deine Posts und Videos mit großer Begeisterung und zeige Sie auch meinen Kindern. Pass bitte auf Dich auf! Bis bald und viel Erfolg!

Heiko auf unserer Facebook-Seite

Schön, dass es noch Bergsteiger mit diesem Ansatz und Denken gibt bei all den organisiertem Massentourismus. Drücke fest die Daumen

Andreas

Eine sehr beeindruckende Leistung! Wünsche ihm viel Erfolg am Everest und natürlich, dass er problemlos wieder unten ankommt.

DORIS

Ich bin voll begeistert. Mein Enkel will diese Tour machen und wünsche allen eine gute Rückkehr.