Tod im Abstieg

Bergsteiger Noel Hanna stirbt nach Gipfelerfolg an Annapurna I

Wer glaubt, nach dem Gipfelerfolg an einem Achttausender das Gefährlichste hinter sich zu haben, irrt. Häufig kommt es im Abstieg zu fatalen Unfällen oder Tod durch Erschöpfung. Am Montag (17. April 2023) starb der Alpinist Noel Hanna an der Annapurna I. Hanna stand als erster Ire auf dem 8091 Meter hohen Berg. Kurze Zeit später der Schock: Der 56-Jährige wurde tot in Lager 4 auf rund 7100 Meter Höhe gefunden.

Bergsteiger Noel Hanna stirbt nach Gipfelerfolg an Annapurna I
© The Himalayan Database

Wie die Himalayan Database in einem Facebook-Post mitteilt, war Hanna Bergführer und ein erfahrener Höhenbergsteiger, der bereits zehn Mal auf dem Gipfel des Everest stand (mit Flaschensauerstoff). Sieben Mal habe Hanna den Berg über die tibetische Nordseite erklommen, drei Mal war er von der nepalesischen Südseite aus gestartet, ergänzt der gut informierte Stefan Nestler auf seinem Blog abenteuer-berg.de.

Laut Nestler habe der Ire bei seinem Aufstieg auf Flaschensauerstoff verzichtet. Der 56-Jährige sei im Schlaf in seinem Zelt gestorben, sagte ein Sprecher des nepalesischen Tourismusministeriums am Dienstag gegenüber der dpa. Seine Leiche sei in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu gebracht worden. Wie es zu Hannas Tod kam, ist noch nicht geklärt. 

Gipfelerfolge und Vermisste an der Annapurna

Erst wenige Tage zuvor, am 15. April, waren die ersten Gipfelerfolge der Frühjahrssaison von der Annapurna I gemeldet worden. Rund 20 Personen aus kommerziellen Teams standen am Samstag, mutmaßlich überwiegend mit zusätzlichem Sauerstoff, auf dem 8091 Meter hohen Gipfel. Auch an den beiden Folgetagen erreichten laut Meldungen mehrere kommerzielle Teams den "True Summit".

Nach den zahlreichen Gipfelerfolgen wurden jedoch mehrere Personen an der Annapurna I als vermisst gemeldet, darunter die 27-jährige Inderin Baljeet Kaur. Die junge Frau hatte anscheinend ohne zusätzlichen Sauerstoff den Gipfel erreicht. Sie konnte am 18. April mit Erfrierungen oberhalb von Camp 4 lokalisiert und via Heli zur Behandlung nach Kathmandu geflogen werden. Vier weitere Bergsteiger gelten derzeit laut Nestlers Blog und der "Himalayan Times" an der Annapurna I als vermisst.

Über Noel Hanna

Nestlers Informationen zufolge stand 2009 und 2016 Hannas Frau Lynne mit ihm am Everest-Gipfel. Das Paar ist somit das erste, das den Everest von Norden und von Süden aus bestieg. 2017 gelang Hanna mit den Nepalesen Naga Dorje Sherpa, Pemba Tshering Sherpa and Samden Bhote im Khumbu die Erstbesteigung des 6942 Meter hohen Burke Khang. 2018 erreichte Hanna den K2.

Alles über die 14 höchsten Berge der Erde erfahrt ihr in unserer Fotogalerie:

Reaktionen aus der Höhenbergsteigerszene

Nach Bekanntwerden des Todes von Noel Hanna folgten die ersten Reaktionen aus der Höhenbergsteigerszene. So kondolierte etwa die Südtiroler Alpinistin Tamara Lunger auf Instagram.

Auf Noel Hannas eigenem Account drücken Bergsteiger aus aller Welt ihr Mitgefühl aus:

Über die Annapurna I

Die Annapurna I ist mit 8091 Metern der zehnthöchste Berg der Erde. Sie wird aufgrund ihrer Schwierigkeit am seltensten von allen Achttausendern bestiegen. Gefährlich ist der Auf- und Abstieg auch wegen der hohen Lawinengefahr. Die Annapurna ist tödlich: Auf weniger als drei erfolgreiche Besteigungen kommt statistisch ein Todesfall. Die Erstbesteigung Mittelgipfels gelang am 3. Oktober 1980 den deutschen Alpinisten Ludwig Greissl, Heinz Oberrauch und Udo Bönning.

Die Frühlingssaison im Himalaya dauert von April bis Juni. In diesem Zeitraum gibt die meisten Wetterfenster an den Achttausendern. Hanna ist nach den drei Sherpas am Everest der vierte Tote der Saison. Laut dpa erhielten insgesamt rund 700 Bergsteiger:innen Permits vom Tourismusministerium in Nepal. 319 gelten für den Mount Everest.

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