Schlagerstar im Gipfelglück

"Mountain Man" Andreas Gabalier auf dem Großglockner

Am Wochenende bestieg Schlagerstar Andreas Gabalier den höchsten Berg Österreichs live im TV.

Hält was er verspricht: "Mountain Man" Andreas Gabalier hat den Großglockner bezwungen.
© picture alliance / Eventpress Herrmann

Glaubt man den beiden großen österreichischen Tageszeitungen Krone und Kurier war es DAS TV-Ereignis des Jahres. 

Großglocknerbesteigung als TV-Event

Kein Wunder, waren es doch die verlagseigenen Fernsehsender SchauTV und KroneTV, die diese "Sendung der Superlative" am Wochenende produzierten. "Die erste Besteigung eines Dreitausenders im Live-Stream" titelte der österreichische Kurier am Samstag.

Andreas Gabalier, der sich selbst in seinen Songs als "Mountain Man" und "Volks-Rock'n'Roller" bezeichnet, spricht von einem "absoluten Glücksmoment" als er auf dem 3.798 Meter hohen Gipfel des Großglockner stand - einer der drei Top-Momente seines Lebens. 

Andreas Gabalier im Glück

Strahlend hält er sich am "Kaiserkreuz" fest. Die Sonne scheint, die Sicht reicht bis Italien und Slowenien. Acht Kameras, eine Drohne und dutzende Helfer hatten seinen "Gipfelsieg" am vergangenen Wochende medienwirksam dokumentiert.

Bereits Freitagabend warteten die TV-Sender mit einem besonderen "Schmankerl" auf: Andreas Gabalier und Band gaben auf der Franz-Josefs-Höhe zu Fuße des Großglockners die höchste musikalische Unplugged-Einlage Österreichs.

Selbstverständlich wurde als Aufstieg, die Route der Erstbesteiger von 221 Jahren gewählt - Pioniere unter sich eben.

An die 2.000 Menschen verfolgten sechs Stunden lang live, wie Gabalier dieses Mal nicht die Charts, sondern auf den Gipfel "stürmte". Eingebettet war die "Live-Expedition" in ein 72-stündiges Sonder-Programm mit Talk-Gästen, Musikprogramm und Aftershow-Party. Alles publikumswirksam produziert und mit viel Brimborium inszeniert. 

Ganz neu ist die Idee übrigens nicht: Bereits 1990 hatte Rainhard Fendrich am Glockner "I am from Austria" geträllert. 2012 war die französische Chanson-Sängerin ZAZ mit ihrer Band auf den Mont Blanc gestiegen und hatte oben ein Unplugged-Konzert gegeben. Und am 19. August 2021 stand die Schweizer Sängerin Beatrice Egli auf dem Matterhorn.

5 Kommentare

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JR

@Alpin: Warum berichtet Ihr über diese Bouldevard-Bergsteigerei? Würde sowas einfach ignorieren, sonst motiviert man noch weitere Selbstdarsteller zu solchen Aktionen!

Thomas auf unserer Facebook-Seite

Prinzipiell sind die Berge ja für alle da, allerdings war es an dem Samstag eh schon wahnsinnig voll am Glockner und am Gipfelgrat, zwischen Kleinglockner und Gipfelkreuz, haben dutzende Seilschaften in beide Richtungen durchgeparkt. Vor dem Hintergrund ist eine solche Besteigung des Glockners besonders fragwürdig, denn offensichtlich ging es vor allem um die Inszinierung von Gabalier am Berg nebst gewaltigem Kameratross und Heer. Für alpine Einsamkeit ist der Glockner sicher eh der falsche Berg, aber eine Showbühne zur Selbstdarstellung sollte er eben auch nicht sein.

Tobias auf unserer Facebook-Seite

Von diesem Medienhype halte ich gar nichts. Was soll das für eine Leistung sein? Wie viele hunderte Leute gehen jedes Jahr auf den Glockner? Dass da so ein Hype drum gemacht wird macht den Alpinismus kaputt und sorgt nur für Massentourismus am Berg. Machen, Erlebnis genießen und gut ist.

Andrea auf unserer Facebook-Seite

Wäre halt schön wenn er wenigstens seinen Fans vermitteln würde, dass nicht jeder das Zeug hat Berge und Gipfel zu erklimmen und man es nur mit der richtigen Ausrüstung und Kondition schafft...

Christian Sander

Ich habe am 01. Oktober 2013 auf dem Gipfel des Cho Oyu auf 8201 Metern Höhe das Niedersachsenlied gesungen ( auf Youtube "Weltrekord Niedersachsenlied"). Warum bekomme ich als blutiger Amateur mit damals 53 Jahren Alter keine 72 Stunden Live Sendung in Fernsehen und keinen Bericht in Bergzeitschriften? Die Bergwelt ist soooo ungerecht. Doppelter Zwinkersmiley.
So gehen wieder andere in den Olymp des Bergsteigens ein.
Demnächst auf diesem Kanal : Cathy Hunmels hat rückwärts gehend in dreitägigem harten Kampf bei Gegenwind und leichtem Nieselregen mit der Hilfe mehrerer nepalesischer Sherpas die höchgste Wanderdüne auf Sylt erklommen und a capella "Ich bin der Anton aus Tirol" geträllert ? Der Pilot d'Or scheint ihr jetzt für 2022 sicher.
Zu befürchten wäre es ja.------