Immer mehr Menschen entdecken in Zeiten der Corona-Krise ihre Liebe für den Outdoor- bzw. Bergsport. Während sich viele Alpenregionen vor Touristen, Ausflüglern und Sportlern kaum mehr retten können, profitieren die Pächter der Alpenvereinshütten nicht in dem Maße von dem Boom, wie man vermuten würde.
So sorgen die strengen Corona-Auflagen dafür, dass z.B. in Bayern nur 25 bis 40 Prozent der Übernachtungsplätze vergeben werden können. Auf die Dauer ein unrentables Geschäft.
"Aktuell werden unsere bayerischen Hütten von den Gesetzgebern mit der Hotellerie im Tal gleichgesetzt. Die DAV-Hütten sind aber sehr viel mehr als bloße Übernachtungsbetriebe, sie sind Schutzhütten, also wichtige Stützpunkte im Gebirge, und erfüllen eine Lenkungsfunktion, die gerade für den Naturschutz von großer Bedeutung ist", verdeutlichte Josef Klenner am vergangen Montag bei dem Treffen mit Hubert Aiwanger.
"Wir sind daher sehr froh, dass wir den ohnehin engen Austausch, den wir pflegen, nun durch ein persönliches Gespräch noch verbessern können", so der DAV-Präsident.
Dem Gedankenaustausch vorausgegangen war ein Brandbrief an die Bayerische Staatskanzlei, indem der Alpenverein die Probleme der Hütten thematisierte, um weitere Unterstützung bat und sich gleichzeitig als Gesprächspartner für mögliche, den besonderen Umständen angepasste Lösungen, ins Spiel brachte. Sowohl Staatskanzlei als auch das Wirtschaftsministerium reagierten auf die DAV-Initiative positiv.
Aus Sicht des Alpenvereins stehen vier Maßnahmen im Mittelpunkt, mit denen die Situation auf den Hütten verbessert werden könnte:
Stockbettenlager und gegenüberliegende Lager können wieder stärker belegt werden.
Angleichung der Abstandsregelungen nach österreichischem Vorbild, jedoch mit drei Metern Abstand.
Hilfsfonds zur Existenzsicherung für den Hüttenbetrieb.
Finanzielle Unterstützung bei coronabedingten Umbaumaßnahmen.
Für den DAV ist - neben der finanziellen Unterstützung bei Betrieb und Umbaumaßnahmen - eine "verantwortungsvolle Erhöhung der Bettenkapazität" von zentraler Bedeutung.
Immer mehr Menschen zieht es in die heimischen Bergwelt. Gleichzeitig könnten gerade die höher gelegenen Hütten die Nachfrage nicht ansatzweise bedienen und ihrem Schutzhüttencharakter gerecht werden.
Eine Folge dieser Entwicklung sei auch, dass die Zahl der Wildcamper in den Bayerischen Alpen im Corona-Jahr stark angestiegen sei - dies habe auch, so ist man sich beim DAV sicher, negativen Auswirkungen für die alpine Flora und Fauna.
"Die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen hat für uns oberste Priorität"
Die starke Einschränkung der Übernachtungskapazitäten liege, so der Alpenverein, in der Architektur der Hütten begründet, vor allem in den Schlaflagern: Dies sind meist große Räume mit bis zu 40 Betten – über 2200 solcher Schlafplätze gibt es alleine auf bayerischen DAV-Hütten. Zwar wäre in den Lagern meist genug Platz, um die in Bayern geltenden Abstandsregelungen einzuhalten und es wäre in der Regel auch möglich, für eine gute Durchlüftung zu sorgen.
Die aktuelle Verordnung sieht allerdings vor, dass bei Übernachtungen in einem Raum maximal zehn Personen zugelassen sind – egal wie groß der Raum ist. "Natürlich sind wir uns auch unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst", so Präsident Josef Klenner, "die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen hat für uns oberste Priorität."
Aiwanger sichert Hilfe zu
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will gemeinsam mit dem Alpenverein nach verantwortbaren Lösungen suchen: "Die Umsetzung der gesetzlichen Hygieneauflagen zwingt die Hüttenwirte, den Übernachtungsbetrieb stark einzuschränken, was zu großen wirtschaftlichen Einbußen führt. Wir werden die Situation noch einmal in einem Praxis-Check gemeinsam mit dem DAV genau unter die Lupe nehmen, um Wege für eine Verbesserung des wirtschaftlichen Betriebs der Hütten zu finden. Ziel ist es, die Belegung mit Blick auf die Herbstsaison zu optimieren, ohne Hygienerisiken einzugehen", so der stellvertretende Ministerpräsident.
Ein Ansatz könne es sein, auf manchen Hütten große Übernachtungsräume in kleinere Einheiten zu unterteilen und die Belüftung zu verbessern. DAV-Präsident Josef Klenner zeigte sich nach dem Gespräch zufrieden:
"Es war ein sehr offenes und konstruktives Treffen. Ich freue mich, dass Staatsminister Aiwanger für unsere Sorgen und Nöte ein offenes Ohr hat und bin gespannt, welche weiteren Entwicklungen sich aus diesem Termin ergeben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es passende Lösungen geben wird."
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