Im betrachteten Zeitraum vom 01. Mai bis 29. September 2019 verunglückten insgesamt 162 Personen in Österreichs Bergen tödlich. Das ist nicht nur der höchste Stand seit neun Jahren, sondern auch eine Zunahme von 19 Toten im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt.
Für Kuratoriums-Präsident Karl "Charly" Gabl, der die neuesten Zahlen zusammen mit Viktor Horvath, dem Leiter Alpindienst bei der Landespolizeidirektion Tirol, und Hermann Spiegl vom Österreichischen Bergrettungsdienst am 08.10. in Innsbruck präsentierte, eine äußerst bedenkliche Entwicklung.
Denn auch bei der Gesamtzahl der Verunglückten (Tote und Verletzte) ist mit 2.230 Personen ein deutlicher Anstieg im Vergleich mit dem 10-Jahres-Mittel (1.908 Personen) festzustellen.
Horvarth sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den kontinuierlich wachsenden Touristenzahlen und dem Anstieg der Unfallzahlen.
"Je mehr Menschen in den Bergen unterwegs sind, desto größer ist die Chance, dass etwas passiert", so Tirols ranghöchster Alpinpolizist. Und Gabl ergänzt: "Die Leute sind wieder bei jedem Wetter unterwegs, nehmen die Prognosen wenig ernst."
46 Prozent der Verunfallten (Tote und Verletzte) im alpinen Raum waren österreichische Staatsbürger, 38 Prozent stammten aus Deutschland, vier Prozent aus Tschechien. Bei den Unfällen mit Todesfolgen entfallen 55 Prozent auf Personen aus Österreich, ca. ein Drittel auf Deutschland.
Bergtote nach Disziplinen:
Klettern: 15
Hochtouren: 2
Bergwandern: 85
Mountainbiken: 10
Flugunfall: 5
Wildwassersport: 3
Forstunfälle: 17
Sonstige: 25
Ein Großteil der tödlichen Unfälle beim Wandern lassen sich auf Stürze, Stolpern und Ausgleiten zurückführen (37%), dicht gefolgt von Herz-Kreislaufversagen (36%) und Abstürzen (16%).
Sucheinsätze minimieren mit einfachen Maßnahmen
Mit Sorge sehen die drei Experten auch den starken Anstieg bei den Suchaktionen, der im Bereich der tödlichen Unfälle im Vergleich zum 10-Jahres-Mittel im Betrachtungszeitraum um sechs Prozent gestiegen ist.
Die Suche, Ortung und letztendlich die Bergung von verunfallten Bergsportler*innen kann sich als sehr komplex für alle Einsatzkräfte und beteiligten Organisationen herausstellen.
Viktor Horvath von der Landespolizeidirektion Tirol empfiehlt daher vor allem Alleingängern vor dem Beginn einer Tour, die Zugangsdaten zu den Smartphone-Accounts bei Angehörigen, Freunden oder Vertrauenspersonen zu hinterlegen sowie eine Aktivierung der Suchfunktion beim Smartphone.
Diese einfachen Vorkehrungen würden es im Ernstfall den Bergrettern erlauben, die Suchradien erheblich eingrenzen zu können, was wiederum Zeit und Ressourcen sparen hilft.
Karl Gabl betont in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit, Verunglückte Personen möglichst punktgenau lokalisieren zu können, etwa mit Hilfe der neuen Notfall-App EU-SOS-Alp. "Ein Knopfdruck und die Leitstelle, die den Einsatz koordiniert, weiß genau, wo der zu Rettende sich befindet."
Damit auch auf längeren Touren die Smartphone-Nutzung sichergestellt ist, wird von drei Fachleuten zum Mitführen einer Powerbank geraten.
Weitere Informationen zur Bergunfallstatistik Sommer 2019 findet Ihr unter www.alpinesicherheit.at.