Tamara Lunger im Gespräch

Interview: Tamara Lunger über Trailrunning

Tamara Lunger ist nicht nur eine Spitzen-Alpinistin, sondern auch eine Spitzen-Trailrunnerin. Im Interview erzählt sie von ihrem langen Weg zu den langen Trailruns.

Interview: Tamara Lunger über Trailrunning
© wisthaler.com

Du bist ja eine alte Häsin in Sachen Trailrunning. Wann hast du mit dem Laufen begonnen? Als Training für deine wilden Bergabenteuer, als Ausgleich dazu oder vielleicht weil du fit fürs Oktoberfest werden wolltest?

Mit den langen Läufen so richtig begonnen habe ich erst 2013. Weil ich ja schon ewig lange diese Knieprobleme hatte, habe ich mich da nicht rangetraut. Ich habe zwar früher Leichtathletik und Orientierungslauf gemacht, aber meine Knie haben mich dann in die Knie gezwungen … Aber irgendwann habe ich mir gedacht, ich muss mir beweisen, dass meine Knie noch funktionieren. Lange Rennen zu laufen ist immer schon mein Traum gewesen. 

2013 habe ich dann angefangen und es war nicht einfach. Mir sind die Knie angeschwollen, es hat weh getan, aber ich habe mich durchgebissen, weil ich es mir in den Kopf gesetzt hatte. Und 2014 habe ich nochmal eins draufgesetzt und nach der Besteigung des K2 mit drei Wochen Pause dann den Gore-Tex Transalpine Run gewonnen. Das hätte ich mir davor nicht träumen lassen. Weil ich das geschafft habe, habe ich schon eine gewisse Zufriedenheit gespürt. Aber ich hab’s leider Gottes auch übertrieben.

<p>Tamara hat Spaß am Sport: Egal ob an den 8000ern, beim Skibergsteigen oder Trailrunning – die Südtirolerin ist immer mit Herz und Leidenschaft unterwegs.</p>

Tamara hat Spaß am Sport: Egal ob an den 8000ern, beim Skibergsteigen oder Trailrunning – die Südtirolerin ist immer mit Herz und Leidenschaft unterwegs.

© Tamara FB

Welche Tipps kannst du den Einsteigern mit auf den Laufweg geben? Gibt’s was, das gar nicht geht, wenn man losrennt?

Wenn man jetzt ganz neu mit dem Laufen anfängt, sollte man mit einem Profi oder einem Lauftrainer die Lauftechnik anschauen. Weil wenn man jahrelang alleine läuft und sich viele Fehler antrainiert, dann dauert’s umso länger, bis man die draußen hat. Einfach um ökonomisch zu laufen, einen guten Stil zu haben, den Körper nicht unnötig zu beanspruchen und Fehlhaltungen einzudämmen. Und das spürt man selber nicht. Es ist besser, wenn man jemand von außen hat, der einem Tipps gibt und dann korrigiert.

Was sollte man tunlichst vermeiden? Gibt’s da einen Kardinalfehler?

(lacht) Vielleicht genau das, was ich gemacht habe … Nicht gleich einen Transalp zu laufen. Ich glaube, man sollte sich schon gewisse Ziele setzen, aber nicht den Körper überfordern. Wenn man das langfristig, step by step aufbaut, wird man den Körper nicht überbeanspruchen und Verletzungen hoffentlich vermeiden. Wenn man einfach auf Biegen und Brechen drauflos rennt, ohne Technik und Plan, dann leidet der Körper. Das ist nicht zielführend. Man will ja gesund laufen.

Du bist Gore-Tex-Athletin und ausrüstungstechnisch wahrlich auf dem Laufenden. Trailrunning ist auch deshalb toll, weil man ohne viel Ausrüstung loslegen kann. Was sind Must-haves?

© Juliana Wikl & Marianna Zanatta


Grundsätzlich so leicht wie möglich sollte alles sein. Außer guten Schuhen, die perfekt zu mir und zum Gelände passen, ist für mich eine Shakedry-Jacke so ein Must-have. Grad, wenn man das ganze Jahr durch und auch bei unsicherem Wetter und in den Bergen unterwegs ist, finde ich so eine Jacke super wichtig. Die wiegt einfach nichts, die spürt man nicht und wenn man mal in Wind und Regen kommt, dann ist sie schnell übergezogen und danach auch schnell weggepackt.

Was empfiehlst du unseren Lesern, wenn sie an einem Trailrunning-Wettbewerb teilnehmen?

Ich empfehle, ohne Erwartungshaltung in das Renngeschehen hineinzuschnuppern. Hauptsächlich mal die Tage genießen, den Körper nicht gleich überfordern. Und ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie das Schöne am Trailrunning und dem Berglaufen für sich entdecken. Für Hobbyläufer geht es vor allem darum, durch so ein Rennen verschiedene Gegenden zu sehen, die Natur zu genießen und ihre Limits und ihren Körper besser kennenzulernen. Sportliche Ambitionen können später dazukommen – müssen aber gar nicht. 

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