Für viele Bergsteiger ist es ein Lebens-Traum, ein Mal am höchsten Gipfel dieser Erde zu stehen. Um diesen Traum zu verwirklichen, werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Das Abenteuer Everest kostet mehrere zehntausend Euro und das Risiko schwerer gesundheitlicher Schäden bis hin zum Tod bleibt trotz des Einsatzes von Flaschensauerstoff, Fixseilen und Trägern hoch.
Neben den "normalen" Besteigungen des Berges ist seit vielen Jahren ein Trend zu immer neuen Rekorden zu beobachten. Viele scheint auch oder gar vor allem der vorderste Platz in diversen Rekordlisten an den Everest zu ziehen. Wer ist der jüngste Besteiger aller Zeiten? Wer der älteste? Wer erreicht am schnellsten den Gipfel?
Seit 23. Mai dieses Jahres rühmte sich ein Bergsteiger-Duo, das erste indische Ehepaar zu sein, das den Gipfel des Everest erreicht hätte. Das dafür in der Heimat gefeierte Paar hat aber die Besteigung offensichtlich nur vorgetäuscht.
Wie Stefan Nestler in einem Beitrag seines Blogs Abenteuer Sport berichtet, entpuppte sich das vermeintliche Gipfelfoto, das die beiden Inder vorlegten, offenkundig als Fälschung. Zudem sprechen weitere Indizien gegen einen Gipfel-Erfolg. Nun werden die Everest-Urkunden, die die indischen Eheleute vom dafür zuständigen nepalesischen Tourismusministerium erhielten, voraussichtlich annulliert. Alle Infos zu dem Fall in Stefan Nestlers Beitrag.
Eifrige Chronisten der Everest-Besteigungen sind seit vielen Jahrzehnten die Mitarbeiter der Himalayan Database um Gründerin Elizabeth Hawley. Stefan Nestler hat Billi Bierling zu dem vorliegenden Fall befragt. Die gebürtige Garmischerin, selbst Besteigerin des Everest, ist zur designierten Nachfolgerin der inzwischen 92-jährigen Hawley in Kathmandu avanciert.
Stefan Nestler: Billi, auch ihr seid bei eurem Interview mit den beiden indischen Bergsteigern allem Anschein nach getäuscht worden. Wie steht es um die gern beschworene Bergsteiger-Ehre?
Billi Bierling: Ich muss leider sagen: Ich glaube, es hat sich etwas in der Welt des Himalaya-Bergsteigens geändert. Früher waren Besteigungen etwas Besonderes und eine große Leistung. Doch mit der Kommerzialisierung, der Jagd nach Sponsoren und dem Drang, etwas Besonderes vorweisen zu wollen (einfach den Everest zu besteigen, scheint nicht mehr zu reichen), ist nach meiner Einschätzung die Zahl der Leute gestiegen, die nicht mehr hundertprozentig ehrlich sind.
Miss Hawley, Jeevan Shrestha (der das indische Ehepaar befragt hat) und ich selbst arbeiten auf Vertrauensbasis, und auch wenn ich immer noch glaube, dass die große Mehrheit der Bergsteiger ehrlich ist, hat es einige zweifelhafte Fälle gegeben. In solchen Fällen fragen wir weiter nach. Und wenn der Bergsteiger oder die Bergsteigerin weiterhin darauf besteht, den Gipfel erreicht zu haben, rechnen wir ihm die Besteigung an, allerdings mit dem Hinweis, dass sie nicht bestätigt oder sogar strittig ist.
Ist es möglich, jeden Gipfelerfolg zu überprüfen? Gib es weitere erschlichene Everest-Urkunden? Weitere spannende Fragen und Antworten lesen Sie im ganzen Interview mit Billi Bierling bei blogs.dw.com/abenteuersport.
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