Trailrunning

Rund um den höchsten Berg Österreichs: Der Großglockner Ultratrail

Österreichs höchster Berg, der Großglockner mit seinen 3798 Metern, stand im vergangenen Wochenende wieder im Mittelpunkt von über 2000 Trail Läuferinnen und Trailläufer aus 41 Nationen. Beim Großglockner Ultratrail standen vier technisch anspruchsvolle Distanzen zwischen 35 und 110 Kilometern zur Auswahl. Redakteurin Isabella Fischer startete auf den 57 Kilometern, dem Großglockner Trail.

Redakteurin Isabella Fischer beim GGUT
© Sportograf

57 Kilometer, 3500 Höhenmeter hoch, 4000 Höhenmeter runter...

57 Kilometer, 3500 Höhenmeter hoch, 4000 Höhenmeter wieder runter - als ich das erste Mal das Streckenprofil des Großglockner Trails anschaute, wusste ich sofort, das wird kein Kinderspiel. Ich hatte mir den GGUT als mein Saison-Highlight ausgesucht, es sollte mein bis dato längster Trailrun werden.

<p>Der Start des Großglockner Trails in Kals.</p>

Der Start des Großglockner Trails in Kals.

© Isabella Fischer

Am Samstag, 27. Juli schnellte der Wecker um 3:50 Uhr. Ein Blick aus dem Fenster zeigte einen wolkenlosen Nachthimmel, die Temperaturen waren angenehm. Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Mit dem Shuttle ging es von Kaprun in knapp über einer Stunde nach Kals am Großglockner. Die Fahrt wurde für einem Powernap genutzt, um 7:30 Uhr ertönte schließlich der Startschuss - bei strahlend blauem Himmel.

1. Etappe: Von Kals zur Glorer Hütte

Die ersten zehn Kilometer ging es im stetigen Anstieg 1200 Höhenmeter über herrliche Blumenwiesen zur ersten Verpflegungsstation an der Glorer Hütte (2.642 m), bei der ich nach bereits ordentlichen 1:45 Stunden ankam. Nach einer Stärkung mit Gemüsebrühe mit Nudeln und Wassermelonen ging es auf flowigen Singletrails zur Salmhütte und weiter zur Stockerscharte (2.465 m). Auf den letzten Metern im Uphill wunderte ich mich, warum so viele Menschen stehen blieben und ihre Handys zückten. Oben angekommen verstand ich schließlich, warum - der Blick auf die Pasterze, Österreichs größtem Gletscher, war im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.

<p>Erste Versorgungsstation an der Glorer Hütte</p>

Erste Versorgungsstation an der Glorer Hütte

© Isabella Fischer

Technisch fordernd ging es direkt in den Downhill hinunter zur Staumauer des Margaritzenstausees und im kurzen Uphill hinauf zum Glocknerhaus, bei dem die zweite Verpflegungsstation auf die Läuferinnen und Läufer wartete. Inklusive vieler Zuschauerinnen und Zuschauer, die mich und die anderen nach oben klatschten.

<p>Der lange Downhill in Richtung Glocknerhaus. </p>

Der lange Downhill in Richtung Glocknerhaus.

© Isabella Fischer

Mittlerweile teilten wir uns die Strecke mit den Läufern des Osttirol Trails (85km, 5000hm) und des Großglockner Ultratrails (110km, 6500hm). Nudeln mit Tomatensoße, zig Melonenstücke und Tomaten mit Salz standen bei diesem Versorgungspunkt auf meinem Menüplan, neben den Gelen, die ich brav alle 30 Minuten einnahm.

<p>Die Pasterze, Österreichs größter Gletscher.</p>

Die Pasterze, Österreichs größter Gletscher.

© Isabella Fischer

2. Etappe: Uphill zur Pfandlscharte

Im Uphill zur Pfandlscharte wurde es zum ersten Mal etwas zäh. Schritt für Schritt ging es hinauf, oben wartete schließlich der hübsche türkisfarbene Pfandlschartensee in einer grauen Mondlandschaft. Es wurde alpiner, technischer und spätestens beim Abstieg über das Schneefeld wusste ich, dass der Respekt gegenüber der Strecke absolut berechtigt war. “Wie soll ich da denn runterkommen?” war mein erster Gedanke. Aber es nützte ja nichts, irgendwie musste ich den endlos langen Downhill runterkommen. Irgendwann ist immer das erste Mal.

Für das erste Stück setzte ich mich auch auf meinen Hintern, dann versuchte ich, in bester Skifahrer-Manier im Pflug die Scharte herunterzurutschen. Am Ende wurde es eine Balletteinlage - linker Fuß nach vorne, der rechte Fuß steuerte und hielt mich im Gleichgewicht. Am Ende kletterten wir an einem Seil die steile Scharte hinab. Glücklicherweise brauchte ich zum weiteren Laufen meine Unterarme und Innenseiten der Hand nicht, die waren erst einmal out of order aufgrund der Kraftanstrengung.

<p>Achtung, rutschig. Der Abstieg über die Pfandlscharte verlangte viel Balance.</p>

Achtung, rutschig. Der Abstieg über die Pfandlscharte verlangte viel Balance.

© Isabella Fischer

3. Etappe Der heiße und lange Downhill zur Trauneralm

Ich verabschiedete mich mit einem letzten Blick auf den Großglockner und startete ab Kilometer 23 den langen und teils technischen und schmalen Downhill hinunter zur Trauneralm. Die steilen Anstiege waren erst einmal passé, jetzt wurde es flach, heiß und lang. Sehr lang. Bis Kilometer 44 ging es stetig leicht bergab über Ferleiten nach Fusch an der Glocknerstraße. Ich wurde ordentlich gegrillt, teilweise bließ mir heißer Wind ins Gesicht und ich war mir nicht sicher, ob ich in der Sahara, der Sauna oder doch im Fuscher Tal unterwegs bin.

Bei der letzten Verpflegungsstation bei Kilometer 44 zeigte sich, dass die Hitze bei einigen ihren Tribut zollte. Zahlreiche Läuferinnen und Läufer lagen k.o im Schatten, einige machten ein Nickerchen, andere sahen aus, als würden sie nicht mehr weiterlaufen. Zugegebenermaßen brauchte es auch für mich eine Extra-Portion Motivation für die letzten 15 Kilometer. Ich erinnerte mich an den Tipp von Dynafit-Athletin Rosanna Buchauer, mir noch Körner für den letzten Uphill aufzuheben, dieser würde nochmal ,eklig’ werden. Buchauer gewann im übrigen die 57 Kilometer.

<p> An Seilen ging es unter Aufsicht der Bergwacht die Pfandlscharte hinab.</p>

An Seilen ging es unter Aufsicht der Bergwacht die Pfandlscharte hinab.

© Isabella Fischer

700 Höhenmeter Anstieg als Endspurt

Wie recht sie doch hatte. Der letzte Anstieg mit knapp 700 Höhenmetern war erbarmungslos. Glücklicherweise ging meine Rennstrategie auf und ich kam mehr oder weniger schnell die letzten Kilometer nach oben und hatte noch genügend Kraft für einen schnellen Downhill, der über Forststraßen und enge Trails mit vielen Wurzeln hinab in das Zentrum nach Kaprun führte. “Bleib konzentriert, bloß nicht stürzen", betete ich, während ich bereits den Moderator im Ziel am Salzburger Platz aus der Ferne hörte.

Überglücklich lief ich dem Ziel entgegen und nahm noch Blümchen entgegen, die ein Kind an der Straße verteilte. Nach 10:44 Stunden überquerte ich als 44. Frau an diesem Tag über die 57 Kilometer die Ziellinie. “So schön wie heute war’s noch nie”, sagte ich zu einer Freundin, die kurz vor mir ins Ziel gekommen ist.

<p>Zurück in Kaprun, endlich im Ziel.</p>

Zurück in Kaprun, endlich im Ziel.

© Isabella Fischer

Großglockner UltraTrail: landschaftlich fantastisch, aber nicht zu unterschätzen

Mein Fazit: Der Großglockner Trail ist landschaftlich fantastisch, aber nicht zu unterschätzen. Die langen Uphills und teils steilen Downhills sind sehr anspruchsvoll, gerade bei der Länge des Rennens. Auch der lange und flache Teil bis nach Fusch kann zäh sein. Der Abstieg der Pfandlscharte über das Schneefeld hat nicht nur mir kurzzeitig die Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Wer an so ein Terrain nicht gewöhnt ist, kann schnell überfordert sein. Trittsicherheit und Erfahrung im alpinen Gelände sind für dieses Rennen absolute Voraussetzung. Zusammen mit den vielen laufbaren Passagen ist der Großglockner Trail die ideale Strecke für Läuferinnen und Läufer, die ein Abenteuer in traumhafter Umgebung erleben wollen.

<p>Unsere glückliche Redakteurin konnte nach 10:54 Stunden noch lachen.</p>

Unsere glückliche Redakteurin konnte nach 10:54 Stunden noch lachen.

© Isabella Fischer

Vielen Dank an die Organisatoren und die rund 400 Helferinnen und Helfer auf der Strecke. Ebenso großer Dank an die Bergwacht, die alle Läuferinnen und Läufer sicher durch die Pfandlscharte gebracht hat.

Die Ergebnisse 2024:

  • GGUT 110 – Herren:

    1. Tobias Geiser (ITA), 14:01:48,9

    2. Alexander Hutter (AUT), 14:03:26,3

    3. Florian Grasel (AUT), 14:16:38,3

  • GGUT 110 – Damen:

    1. Claudia Rosegger (AUT), 16:09:36,8

    2. Marie-Luise Mühlhuber (GER), 17:10:36,9

    3. Tanja Sprenger (AUT), 20:04:06,5

  • OTT 80 – Herren:

    1. Markus Lindl (AUT), 11:04:02,3

    2. Michal Krolewicz (POL), 11:34:02,9

    3. Matthias Lindermayr (GER), 11:55:29,3

  • OTT 80 – Damen:

    1. Juliane Rößler (GER), 11:21:46,9

    2. Alex Borsuk (USA), 13:07:04,7

    3. Nina Flasch (AUT), 14:13:08,7

  • GGT 55 – Herren:

    1. Patrick Ehrenthaler (GER), 6:13:58,3

    2. Stefan Ungericht (ITA), 6:22:27,3

    3. Constantin Leinekugel (GER), 6:45:19,1

  • GGT 55 – Damen:

    1. Rosanna Buchauer (GER), 6:57:00,7

    2. Michelle Hassel (GER), 7:38:01,7

    3. Astrid Steger (GER), 8:00:30,5

  • GWT 35 – Herren:

    1. Hannes Namberger (GER), 3:25:32,5

    2. Lukas Mangger (ITA), 3:32:23,7

    3. Jirí Palas (CZE), 3:52:33,4

  • GWT 35 – Damen:

    1. Romana Rudolf Lojkova (CZE), 4:12:14,5

    2. Dragana Schröder (AUT), 4:40:40,1

    3. Christina Mandlbauer (AUT), 4:43:24,4

Text von Isabella Fischer

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