Wie viel von dir ist Alpinist, wie viel Athlet und wie viel Kind, das den ganzen Tag tut, was es gerne mag?
Naja, irgendwie alles. Wir sind alle nur Menschen, wir haben unsere Leidenschaften, unsere Widersprüche. Ich bin seit Kindertagen in die Berge gegangen, seit dem Teenageralter habe ich an Wettkämpfen teilgenommen. Und bis heute mache ich das alles wahnsinnig gerne, ich leide einfach gerne, das gibt mir Energie!
In den letzten Jahren bin ich eigentlich immer mehr zum Alpinismus zurückgekehrt, wie ich ihn als Kind erlebt habe. Die Wettkämpfe sind für mich inzwischen immer mehr ein gutes Training für meine alpinen Projekte. Ich trainiere mittlerweile mehr so von Tag zu Tag, worauf ich eben Lust habe.
Es gibt dieses Foto von dir, wie du nackt auf dem Montblanc stehst, ohne Ausrüstung. Brauchen wir eine neue Risikokultur am Berg?
Viele Bergschulen versprechen heute: "Wir bringen dich auf jeden Gipfel!" Das Bergsteigen ist aber aus meiner Sicht ein Prozess, ein ständiges Lernen. Wir hatten schon viele Unfälle von Leuten in Turnschuhen am Montblanc, aber auch schreckliche Abstürze von großen Seilschaften mit klassischen Sicherungstechniken.
Es geht nicht um Ausrüstung, sondern darum, wie du sie einsetzt, bei welchen Verhältnissen, mit welchen Partnern und so weiter. Ein Eisgerät an sich bringt dir einfach nichts, wenn du nicht weißt, wie man damit richtig umgeht.
Nach deiner Operation neulich hattest du ja beide Arme in der Schlinge. Wie gehst du mit dem Verletztsein um?
Mein Körper bekommt dann endlich mal wirklich Erholung, das tut ihm sicherlich gut. Vor allem wenn du jung bist, gibt dir eine Verletzung ein Stück weit Perspektive, Demut – du bist letztendlich dazu gezwungen, dich mit anderen Themen jenseits des Sports auseinanderzusetzen.
Ich schreibe in dieser Zeit viele Dinge auf, arbeite an neuen Plänen, lese viele medizinische und trainingswissenschaftliche Studien, dazu komme ich sonst das ganze Jahr nicht. Aber trotzdem ist eine Verletzung nichts, was wirklich Spaß macht, wirklich nicht!
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