Der Bergführer Adam Holzknecht (47) ist seit 27 Jahren Bergretter und seit Mai 2014 Präsident des Aiut Alpin, der Flugrettung in den Dolomitengebieten. 17 Rettungsmannschaften aus Südtirol und den angrenzenden Provinzen Belluno und Trentino sind im Aiut Alpin zusammengeschlossen. Als wir zum Gespräch nach Pontives in Gröden, in die Basis des Aiut Alpin, kommen, ist hier alles ruhig. An diesem Tag hat es keinen Einsatz gegeben. Dennoch wird der Hubschrauber des Typs EC135T2 jeden Tag gewartet, egal, ob er geflogen wurde oder nicht.
Nach 400 Flugstunden wird die Maschine sogar komplett auseinandergebaut. Der EC135T2 ist der Erste seiner Art, ausgestattet nach den Wünschen des Aiut Alpin. Inzwischen hat das Modell im Alpenraum Schule gemacht, u.a. bei Air Zermatt. Aber allein auf die Technik will sich weder der Aiut Alpin noch Adam Holzknecht bei der Flugrettung verlassen: "Es ist nicht so logisch, dass nie etwas passiert. Wir haben jetzt über 20 Jahre Glück gehabt." Aber auch beim Glück muss man nachhelfen. Nicht?
Euer Hubschrauber da draußen hat sicher einen Namen. Wie nennt ihr ihn?
Wir sagen, jetzt kommt der Aiut oder der rote Hubschrauber. Er hat eigentlich keinen Namen, er funktioniert gut, aber er ist doch nur eine Maschine...
Trotzdem ist er nicht wie jeder andere Hubschrauber. Er wurde für euch maßgeschneidert. Was ist so besonders am "Aiut"?
Wir haben den Hubschrauber ausgesucht, der am besten geeignet ist. Dieser hier ist nicht ganz schwer und sehr wendig. Vor allem aber ist die Innenausstattung genauso, wie wir sie haben wollten. Das heißt, so leicht wie möglich. Man könnte ja viel in den Hubschrauber einbauen, aber alles ist Gewicht. Und Gewicht ist beim Fliegen immer ein Problem. Man muss immer schauen, so wenig Gewicht als möglich zu haben.
Also auch der Hubschrauber an sich soll leicht sein?
Er muss leicht sein und viel Kraft haben, damit er viel Gewicht tragen kann. Man muss sich vorstellen: Der trägt sein Eigengewicht, dann ist da der Pilot, der Windenmann, der die Seilwinde bedient, der Arzt und der Bergretter. Diese vier fliegen immer mit. Bei Lawinenunfällen ist auch ein Hundeführer mit Hund dabei. Dazu kommt die Trage, ein Rucksack mit Medikamenten, ein Rucksack mit der Ausrüstung für den Rettungsmann, ein Beatmungsgerät mit zwei Sauerstoffflaschen, ein Defibrillator, das muss alles funktionieren, darf aber nicht schwer sein. Raffael Kostner, einer der Gründer des Aiut Alpin Dolomites, der unglaublich viel Erfahrung hat, und Michele Nardin, damals der Verantwortliche Arzt des Aiut Alpin, haben gut überlegt, wie unser Hubschrauber ausgerüstet sein muss.
Die Ausstattung ist auf Maß gemacht. Aber kann der Hubschrauber auch mehr als andere Helikopter?
Er hat eine 90-Meter-Winde, das heißt, man kann ein langes Stahlseil am Hubschrauber einhängen und je nach Bedarf bis zu 90 Meter nach unten lassen und wieder hinaufziehen. Der Windenmann hängt den Bergretter und den Arzt am Seil ein und lässt sie zum Verletzten hinabgleiten. Gemeinsam mit dem Rettungsmann berechnet er die Seillänge so genau, dass der Pilot ganz nahe an den Verletzten heranfliegen kann.
Ist es ein Unterschied, ob jemand in den Dolomiten gerettet werden muss oder auf einem Berg in Bayern?
Ja, die Dolomiten sind viel steiler als alle anderen Berge. Da gibt es 600 Meter hohe senkrechte Wände. Oft reicht die Seilwinde da nicht mehr. Deshalb haben wir unten am Hubschrauber zwei Lasthaken, dort hängt man ein so genanntes Fixtau ein, also ein immer gleich langes Seil. Das kann 20 Meter lang sein oder auch 120 Meter. Aber die Seillänge wird vorher entschieden. In Österreich zum Beispiel fliegen die Retter nur mit Fixtau. Das ist viel günstiger, hat aber viele Nachteile.
Das komplette Interview lesen Sie auf: wasunsbewegt.com/der-rote-aiut
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