Frage von Andi S., per Mail: Gibt es irgendeinen Universal-Trick beim Seilhandling am Stand? Meine Freundin traut sich bei Mehrseillängenrouten nicht vorzusteigen. Daher steige immer ich vor. Mit dem Seil am Stand ist das dann aber immer ein ziemlicher Verhau.
Antwort von Olaf: Wenn immer derselbe vorsteigt, ist das nicht ganz so einfach. Wenn du deine Freundin nachsicherst, liegt das Seil oben auf (so Platz für das Seil am Stand ist). Wenn du nun aber weitersteigst, muss sie ja quasi das Seil aus dem Haufen von unten rausziehen.
Daher ist es in diesem Set-up ratsam, das Seil auf jeden Fall einmal durchzuziehen, bevor du lossteigst. Das macht deiner Freundin das Leben leichter, und dir auch, weil sie sich aufs Sichern konzentrieren kann und nicht mit dem Seil beschäftigt ist und du beim Clippen schnell Seil bekommst.
Hast du viel Platz am Stand, verteile das Seil so weit wie möglich, dann musst du es auch nicht durchziehen.
Schwieriger wird es bei einem Hängestand. Da legt man am besten das Seil in Schlaufen über das Bein, damit es nicht zu weit herunterhängt und sich verhängt. Übernimmt nun deine Freundin diesen "Pack" von dir, hat sie dieses Problem wie bei einem Haufen.
Auch hier ist es für den reibungslosen Seilschaftsablauf besser, das Seil neu aufzunehmen. Nimmst du als Sichernder das Seil allerdings sehr sorgsam auf und legst es ordentlich in Schlaufen, läuft es meist gut aus. Das muss man probieren.
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Olaf Perwitzschky ist ALPIN-Testredakteur und staatlich geprüfter Bergführer. Berge sind seine Leidenschaft - und Eure Fragen sind ihm Herausforderung! Jeden Monat beantwortet er Eure Anliegen im ALPIN-Heft unter der allseits bekannten Rubrik "Olaf klärt das schon!".
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5 Kommentare
Kommentar schreibenHi Flo,
das kann man gut und einfach machen, die Nachsteiger so zu sichern. Vorteil: du musst im Endeffekt nichts an Aufbau ändern sondern brauchst nur einen Konten hinter dem Sicherungsgerät (alpiner Tuber) in das Seil zu machen, sobald der Nachsteiger den Stand erreicht hat. Der Tuber blockiert ja eh schon, der Knoten ist ja nur eine zusätzliche Hintersicherung. Die Länge der Selbstsicherung lässt sich so sehr einfach verändern (der Knoten muss ja nicht aufgemacht werden, weil er ja nur die Hintersicherung ist), du brauchst in den Zentralpunkt keine Zusätzlichen Karabiner hinzuhängen. Im Moment des Nachsteigens kann auch jeder separat „seinen“ Knoten öffnen, der andere Nachsteiger ist dann immer noch gesichert.
Hallo Olaf,
ich habe neulich gelesen, dass beim Klettern in der Dreierseilschaft die beiden Nachsteiger am Standplatz mit einem Knoten hinter dem Tuber selbstgesichert werden sollen. Habe ich das richtig verstanden, bzw. wo liegt der Vorteil gegenüber der Selbstsicherung mittels Mastwurf?
Gruß,
Flo
@dreamingof8a:
noch besser solle es funktionieren, wenn man die von dir erwähnten Sackstiche durch Slipknoten (bspw.wie Slipstek, jedoch mit dem Auge in den Karabiner einhängen) ersetzt. Dann kann der Sichernde noch einfache den Knoten nach dem Aushängen einhändig auflösen.
Zwei weitere Möglichkeiten...
Sofern Platz(Band) Seil einziehen und auf einem Haufen ablegen. Bevor der Nachsteiger nun sichern anfängt, den Haufen einfach im Gesamten umdrehen. Das Vorsteigerseil ist nun oben - wo es hingehört.
Wenig/abschüssiges/kein Band/Hängestand:
Das Nachsteigerseil mit einer langen Schlaufe rechts und links über den Fuß legen, die nachfolgenden Schlaufen jeweils um einen Tick kürzer wieder abwechselnd über den Fuß legen bis der Nachsteiger am Stand ist. Dieser übernimmt dann mit seinem Fuß die Schlaufen. Die obersten sind nun die kürzesten und das Ganze löst sich so ohne Verhau auf.
Immer schön Ordnung halten:)
Ein anderer Trick, der gerade bei Hängestanden ganz gut funktionieren kann:
Einen möglichst großen HMS Karabiner zusätzlich am Stand ein hängen, und zwar mit der breiten Seite nach oben, also quasi verkehrt herum. Das Seil nun in nach unten hängen lassen und nach einer geeigneten Schlaufenlänge (hängt von Wind, Wandbeschaffenheit etc ab) mit einem Sackstich eine kleine Schlaufe im Seil bilden und diese in den Karabiner einhängen. Nun weiter Seil einziehen, eine etwas kleiner Schlaufe hängen lassen, und wieder oben abknoten und einhängen, über den Schnapper auf die vorhandene Schlaufe drauf. Usw.
Bei Doppelseilen empfiehlt es sich immer nur einen Strang in den Karabiner zu hängen, und zwar farblich abwechselnd. Mann kann ggf. auch einen zweiten Karabiner nutzen, wenn der erste voll ist.
Wenn man nun wieder vorstellen soll, dreht man den Karabiner durch die ganzen Schlaufen um, so dass er richtig herum hängt, und der Sichernde kann nun die Schlaufen in der richtigen Reihenfolge bei Bedarf aus dem Karabiner holen und die Schlaufe aufknüpfen.