"Ich war mir damals sicher, dass ich zurückkommen würde. Doch aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen Monate, aus Monaten Jahre und aus Jahren Jahrzehnte,” so Conrad Anker über seinen ersten, gescheiterten Erstbegehungsversuch.
Dass er gerade mit dem einer komplett anderen Klettergeneration entstammenden Lama beim ersten Zusammentreffen die Route vollenden würde, hatte er sich wohl nicht gedacht. "David und ich waren uns hinsichtlich der Linienwahl sofort einig und auch was die Motivation für Erstbegehungen betrifft sind wir auf einer Linie."
10 Seillängen glatter, steiler und oft auch brüchiger Sandstein, verteilt auf 450m, erwarten das Duo, das vier Tage lang von fünf Uhr morgens bis zum letzten Bus in der Wand verbringt.
Die ersten fünf Seillängen, bis zu dem Punkt, den Conrad Anker vor knapp 25 Jahren erreichte, fordern eine Mischung aus anspruchsvoller Freikletterei, Aid Climbing-Passagen und einen imposanten Pendelquergang.
Von da an brechen die beiden in Neuland auf. Über Leisten und Schuppen steigt David Lama über den Sandstein zum nächsten Stand und übergibt an seinen Partner, der die darauf folgende überhängende Wandpassage mit einer kurzen Bohrhakenleiter überwindet, um ins nächste Risssystem zu gelangen.
Am dritten Tag schlägt das Wetter um, doch die Steilheit der Wand ermöglicht ein trockenes Vorankommen. Die achte Seillänge, eine glatte Verschneidung, bietet den Kletterern lediglich einen seichten Riss, über den sich der jüngste Kletter-Weltcupsieger aller Zeiten technisch hocharbeiten muss.
Conrad Anker zeichnete die Linie am nächsten Tag noch mit Pendelquerungen weiter hoch. Am vierten und letzten Tag in der Wand führt David Lama das Team im Regen über zwei weitere Seillängen zum Ausstieg.
„Wir waren tatsächlich die ersten, die diese Wand geschafft haben,“ freut sich Anker, der im "Heiligtum" von Utah eine Ära abschließt. Die beiden Kletterer nennen ihre Route „Latent Core“ und bewerten sie mit 5.11, A1.
"Diese Freude, mit der Conrad auf den Berg geht und neue Dinge in Angriff nimmt, werde ich hoffentlich auch immer empfinden", weiß Lama um den ungebrochenen Reiz und die Anziehungskraft der Berge.
„Am Spannendsten finde ich es, eine Vision im Kopf zu haben und diese dann in die Realität umzusetzen.“ Dass die beiden Bergspezialisten damit auf gleicher Linie sind, haben sie sich mit diesem Big Wall Abenteuer als Kennenlerntour bereits bewiesen.
Es soll allerdings nicht die letzte gemeinsame Route gewesen sein, Lama und Anker planen bereits eine gemeinsame Expedition nach Nepal.
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