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Der 23-jährige Alexander Schulz lief eine 610 Meter lange Slackline, die in China in der inneren Mongolei zwischen zwei Dünen gespannt war und stellte damit einen neuen Weltrekord im Slacklinen auf. Mitte Juli 2014 gelang ihm die Begehung der ersten Cablecar-Highline zwischen den Gletscherbahnkabinen der Bayerischen Zugspitzbahn am höchsten Gipfel Deutschlands. Am Fusse der Zugspitze überquerte er kurze Zeit später eine 327 Meter lange Slackline über den Eibsee und überbot seinen eigenen Rekord noch einmal um 56m. Im vergangenen Herbst gelang ihm dann der größte Triumph, er überquerte eine 375 Meter lange und ca. 100 Meter hohe Slackline die zwischen zwei riesigen Kalkfelsen in China gespannt war. Damit stellte er einen neuen Weltrekord im Highlinen auf, dem Begehen einer Slackline in der Höhe.
Der Anlass der Rückkehr ins Reich der Mitte war eine Einladung der deutschen Botschaft Peking. Das Team von One Inch Dreams spannte am Tag der offenen Tür eine Highline vom Dach des Botschaftsgebäude zu einem Kran und sorgte damit für einen Blickfang für alle Gäste. Ersteinmal in China wollte die Gruppe die Gelegenheit nutzen und weitere Slacklines an besonderen Orten spannen. Dabei verschlug es sie noch einmal zurück an den Platz der 375 Meter langen Weltrekord Highline in Yangshou und in einen Freizeitpark in Changsha, in dem ein 140 langer See überquert wurde.
Nach dieser bunten und lauten Welt des Freizeitparks, war das Team auf der Suche nach einem ruhigen und einzigartigen Ort in der Natur. Schon auf Bildern hatten sie einen Eindruck von der anmutigen Wüstenlandschaft in der inneren Mongolei erhalten. In der Wüste angelangt war Alexander von der Schönheit und Ruhe überwältigt: "Diese einzigartigen Strukturen, dieser eine Farbton. Das hat so eine Ruhe, die sehr gut zu dem passt, was ich hier vorhabe."
Die Wüste im Norden Chinas erwiderte diese Liebeserklärung erstmal nicht. "Das ist auf jeden Fall der extremste Longline-Aufbau den ich je hatte!" Alex musste regelrecht gegen den Wind anschreien, der ihm und seinem Team unerbittlich ins Gesicht peitschte. Allein das Auslegen des Gurtes quer über ein Dünental wurde so zum Kraftakt.
Die Suche nach dem perfekten Spot@(zwischenHeadlineTag)>
Für das Aufhängen einer über 600 Meter langen Slackline musste alles stimmen. "Auf diese Länge haben wir einiges an Durchhang, etwa 30 Meter." erklärte Marinus Spatzier, der im Team für alles zuständig ist, was mit dem technischen Aufbau der Line zu tun hat. "Das Bodenprofil muss sehr gut passen, damit Alex nicht zu hoch in der Luft steht, denn er ist ja ungesichert."
An anderen Abschnitten der Strecke war dagegen schweißtreibende Handarbeit angesagt. "Das Problem ist, dass es wahrscheinlich keinen hundert Prozent perfekten Spot gibt" meinte Alex. "Momentan schaut es aus, als könnte ich an einigen Stellen auf dem Boden aufsitzen und zwischendrin aber auch viele Meter hoch stehen, weil es ein bisschen wellig ist." Er und sein Team versuchten deshalb, allzu hohe Dünenwellen aus dem Weg zu räumen. Mit Schaufeln gegen die Wüste, eine Sisyphusarbeit.
Am darauffolgenden Tag hatte sich der Wind gelegt. Bei strahlendem Sonnenschein wagte sich Alex für die ersten Probeläufe auf die 610 Meter lange Slackline, die eine Spezialanfertigung von seinem Sponsor Elephant Slacklines ist. Beim Slacklinen, so erklärte er, müsse man mit sich selbst vollkommen im Reinen sein und sich nur auf seine Handlungen im Hier und Jetzt konzentrieren. Große Muskeln spielen dagegen kaum eine Rolle. Viel wichtiger aber sei das so genannte Muskelgedächtnis: "Die Muskeln merken sich, wie sie sich anspannen müssen, um in jedem Moment das Richtige zu tun, um die Slackline auszugleichen."
Ein neuer Weltrekord@(zwischenHeadlineTag)>
Die Bedingungen waren mittelmäßig, denn auch am folgenden Tag wehte ein leichter Wind. Damit der Gurt nicht zu sehr in Schwingung geriet, waren alle hundert Meter kleine Gewichte zur Dämpfung angebracht. Fünfmal ging Alex auf die Line, fünfmal musste er vorzeitig abbrechen.
Der letzte Versuch, die letzte Chance. Es war kurz vor Sonnenuntergang gegen 19 Uhr Ortszeit. Immer weiter tastete sich Alex auf dem 2,5 Zentimeter breiten Band nach vorne. Schon eine Stunde war er unterwegs. Als er die 600-Meter-Marke erreichte, stieg bei den Umstehenden die Aufregung. Er selbst war bis zum letzten Schritt hochkonzentriert, wie in einem Tunnel. Dann der letzte Schritt, 610 Meter geschafft. Alex fiel seinen Jungs in die Arme, Champagner floss.
"Egal, welcher Gedanke mir durch den Kopf geht, ich habe mir einfach immer gesagt, alles egal", erzählte der neue Weltrekordhalter. "Dabei hat sich auch in meinem Körper was entspannt und ich konnte wieder einfacher vorwärts gehen." Lange wird sich einer wie Alex nicht auf dem Erfolg ausruhen, die nächsten Abenteuer kommen bestimmt.
Da so ein aufwendiges Projekt nicht alleine realisiert werden kann, wird Schulz mit Material vom Slackline-Hersteller Elephant Slacklines sowie von seinen Freunden der One Inch Dreams bei der Organisation und beim Aufbau unterstützt. Durch eingespieltes Teamwork, viel Vorbereitung und einer großartigen sportlichen Leistung ist es Alexander Schulz gelungen, seine eigenen Grenzen zu verschieben.
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