Am Nordende der Cordillera Huayhuash in den peruanischen Anden liegt der 6094 Meter Jirishanca, der wegen seiner Dominanten Form auch als " Matterhorn Perus“ bekannt ist. Nach mehreren vergeblichen Anläufen schaffte es 1957 schließlich die österreichische Seilschaft Toni Egger und Siegfried Jungmeir als Erste, den Jirishanca zu besteigen. Sehr viel mehr Gipfelbezwinger sollten auch in den Jahrzehnten danach nicht mehr folgen.
Für ihren Versuch am südamerikanischen Matterhorn hatten sich Michi Wohlleben, Arne Bergau und Johannes Jähn den noch unbestiegenen Ostpfeiler ausgesucht. Ende Mai ging es von Lima aus zum Basislager am Fuße des Jirishanca auf einer Höhe von ca. 4500 Metern. Nach zwei Tagen Materialtransport zum Einstieg, wollte das Trio zunächst in die "Italiener Route" einsteigen, dieser bis zur Wandmitte folgen und mit Fixseilen versichern.
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Doch das Wetter sollte Wohlleben und Begleiter noch vor einige Proben stellen: Rege, Graupel, Schnee und Eis verwandelten die Felswand zeitweise in anspruchsvolles Mixedgelände. Trotz aller Widrigkeiten schafte es die Seilschaft nach zehn Tagen die Route bis zum "Italiener Biwak" auf 5350m einzurichten.
Nach einem Ruhetag im Basislager gingen Bergau, Jähn und Wohlleben die "Operation Gipfel" an. Bis zum "Italiener Biwak" lief für das Trio noch alles ohne Probleme, auch die beiden enorm großen Eisdächer konnten relativ zügig gemeistert werden. Als die drei auf 6000 Metern - nach zwei Biwaknächten - endlich den Gipfelgrat erreichten, schien der Gipfel des Jirishanca bereits zum greifen nahe.
Doch die Schneeverhältnisse waren alles andere als optimal: "Hochklettern wäre vielleicht gegangen, aber das Runterkommen wäre zum Problem geworden, sichern geschweige denn Abseilen war unmöglich", so Michi Wohlleben in der Rückschau. Schweren Herzens wurde schießlich der Rückzug angetreten - 94 Höhenmeter unter dem Ziel.
Aber auch ohne Gipfelerfolg fällt das Resümee seiner ersten Südamerika-Expedition für den 21-jährigen Profibergsteiger positiv aus: "Ich sehe die Leistung erst als 100% erbracht, wenn man eine schwere Route geklettert ist und am Gipfel stand. Dieser Beigeschmack bleibt - dennoch waren die Kletterbedingungen sehr anspruchsvoll und ich bin an meine Grenzen gegangen, physisch wie psychisch. Ich weiß jetzt dass ich auch in großer Höhe schwer klettern kann und bin motiviert für die nächste Expedition".
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