Magazin bezweiflt weitere Leistungen des "Skyrunners"

Fall Stangl: Der "Falter" legt nach

Im Wiener Stadtmagazins "Falter" wurde vor gut zwei Wochen die K2-Besteigung Christian Stangls angezweifelt - und damit eine Lawine losgetreten, deren Folgen immer noch nicht abzusehen sind. Am wenigstens von Stangl selbst. Statt für Klarheit zu sorgen, öffnete der Steirer mit seinem obskuren Geständnis ("tranceartigen Zustand") weiteren Spekulationen Tür und Tor. Der "Falter" zweifelt nicht nur an der K2-Version Stangls, sondern auch an anderen "Heldengeschichten" des Skyrunners.

Fall Stangl: Der "Falter" legt nach
Ausgerannt? Christian Stangl steht derzeit gehörig unter Druck (Foto: Veronika Frank).
Ausgerannt? Christian Stangl steht derzeit gehörig unter Druck (Foto: Veronika Frank).

Laut Angaben des "Falters" hätten weitere Recherchen des Magazins gezeigt, "dass es zum K2-Märchen eine längere Vorgeschichte gibt." So erzähle der Skyrunner seit Jahren "von Rekorden, die manchmal keine waren, oder [...] geschönte Heldengeschichten, die von Medien begierig und unüberprüft abgedruckt wurden." Nach Auffassung des Stadtmagazins, sei Stangl in seine eigene Marketing-Falle gelaufen, die immer neue Superlativen gefordert hätte.

Ungereimtheiten in mindestens drei Fällen

Mindestens in drei weiteren Fällen habe Stangl, so der "Falter", wissentlich Fakten zu seinen Gunsten dargstellt. So habe der Skyrunner 1998, anders als von ihm dargstellt, am Shisha Pangma (8027m) eben nicht die erste Solobegehung der Britenroute geschafft, sondern sei Teil einer Expedition gewesen.

Der "Falter" zitiert dazu den mexikanische Bergsteiger Héctor Ponce de León: „Herr Stangl war Teil einer baskischen Expedition, und er machte den ganzen Aufstieg im Team mit dem baskischen Kletterer Kike de Pablos. Sie teilten sich auch Zelt und Nahrung“.

Ähnlich verhält es sich nach Ansicht des "Falters" bei Stangls Erfolg am Cho Oyu (8188m) im Jahr 2001. Von einer "neuen Route auf einen Achttausender im Alleingang", wie vom Obersteirer propagiert, könne keine Rede sein. Vielmehr habe Stangl die letzten 1400 Höhenmeter zum Gipfel auf der Normalroute zurückgelegt - und in Begleitung des italienischen Bergsteigers Marco Chiantore.

Die Öffentlichkeit getäuscht habe der Extrembergsteiger auch was Details seines „Weltrekordlaufs“ von 2006 auf den Mount Everest (8850m) anbelangt. Nach Informationen des "Falter" sei Stangl "nicht wie behauptet vom vorgelagerten Basislager auf 6500 Meter, sondern vom Nordsattel auf etwa 7000 Meter Höhe gestartet."

Die Zeitung beruft sich hierbei auf die Aussage des Vorarlberger Bergführers Wilfried Studer, der zur gleichen Zeit mit Stangl am Berg war. Darüber hinaus habe sich Stangl noch wenige Stunden vor seinem "Skyrun" von einem Träger Kochgas auf den Nordsattel bringen lassen - und somit gegen sein eigenes Prinzip, oberhalb des Basislagers ohne fremde Hilfe auszukommen, vertoßen.

"Alles ist in Schwebe"

In einem Interview mit der Kleine Zeitung vom 15.09. erläutert Stangl nochmals seine Beweggründe für die K2-Lüge : "...wenn du drei Jahre lang kämpfst und trainierst, und dann doch wieder am selben Berg scheiterst, dann baut sich halt ein enormer Druck auf. Ich bin im Stand rotiert. Ich spürte, ich schaff es nicht.[...] Indem ich sagte, ich war oben, fiel eine Last von mir. Ich war befreit und konnte endlich wieder weg."

Auf die Frage nach seiner weiteren beruflichen Zukunft entgegnete der 44-Jährige: "Alles ist in Schwebe, die Speed-Besteigungen, alles. Nur eines steht fest: Ich kann ohne Berge gar nicht leben. Aber ich überdenke gerade den Leistungsprozess im Bergsteigen. Ich weiß nicht, ob das nicht alles sowieso nur ein Wahn ist. [...] Aber ich denke, das hat halt so sein sollen. Eine Bekannte hat gemeint: Wie anders als mit so einem Knalleffekt kann diese Karriere auch enden? Vielleicht hat sie ja recht."

Quelle: Falter.at / KleineZeitung.at

Weitere Artikel über Christian Stangl auf alpin.de: