Route der Schwierigkeit 8a+

Zackig durch die Eiger-Nordwand: Siebe Vanhee und Tommy Caldwell gelingt Odyssee an einem Tag

Derzeit geht es rund im Berner Oberland: Bereits am 30. Juli durchstieg der belgische Spitzenkletterer Siebe Vanhee gemeinsam mit Unterstützung von US Kletterprofi Tommy Caldwell die Route "Odyssee" (8a, 33 SL) in der Eiger-Nordwand – an nur einem Tag!

Zackig durch die Eiger-Nordwand: Siebe Vanhee und Tommy Caldwell gelingt Odyssee an einem Tag (Kletterbild re. aus Patagonien)
© IMAGO/Siebe Vanhee

Zackig durch die Eiger-Nordwand: Siebe Vanhee und Tommy Caldwell gelingt Odyssee an einem Tag

Wie Siebe gegenüber dem Portal kletterszene.com äußert, sei die gemeinsame Tour schon länger geplant gewesen. Nach einem Kurztrip an die Schwarze Wand im Höllental mit Sébastien Berthe und Dörte Pietron wagten die beiden den Sprung ins Berner Oberland und begannen am 30. Juli um 3:30 Uhr den Aufstieg zum Wandfuß.

Dabei war das Duo nicht die erste Seilschaft, die das sonst mehrere Tage umfassende Projekt in nur einem Push anvisierte: Odyssee wurde bereits 2020 zweimal an einem Tag frei durchstiegen: Einmal von Nicolas Favresse und Sébastien Berthe und von Jacopo Larcher und Babsi Zangerl. "Sehr eingeschüchtert" seien Caldwell und Vanhee nach dem Gespräch mit den beiden Vorgängerseilschaften gewesen, berichtet Vanhee.

"Ich war noch nie am Eiger geklettert und Tommy auch nicht. [...] Wir hatten einige Zweifel, ob die Wand nach einem besonders feuchten Frühjahr trocken sein würde, aber zu unserer Überraschung sah die Wand so trocken aus, wie sie nur sein konnte", zitiert das Portal den Kletterer. Mittels "Schere, Stein, Papier" knobelte das Duo den ersten Vorstieg aus. Caldwell gewann. Zunächst hatten die beiden geplant, in Wechselführung zu klettern. Ab der achten Seillänge wechselte Caldwell allerdings in den dauerhaften Nachstieg, da er sich nicht fit genug fühlte. 

Erfolg nach 21,5 Stunden!

"Wir beschlossen, dass ich von diesem Punkt an vorsteigen und versuchen würde, so viele schwierige Seillängen wie möglich zu klettern, um eine saubere, freie Begehung möglich zu machen. Abgesehen von der Schlüsselstelle in Seillänge 10 (8a+). Hier hielten wir es für klüger, dass Tommy mir die Seillänge für eine Flash-Begehung präparieren würde. Er stieg zuerst hoch, markierte die Griffe und ermöglichte mir so einen Durchstieg im ersten Versuch. Dank seiner Hilfe bin ich durch die Seillänge gecruised!", berichtet Vanhee.

Ohne Stürze gelangte die Seilschaft so bis zur 20. SL (7c), wo sich Siebhee mehrfach verstieg. "Es war ein 45-minütiger Kampf, um diese Seillänge ohne Stürze zu schaffen", schreibt er dazu. "Unglücklicherweise stürzte ich kurz unter dem letzten Zug und bekam einen soliden 15-Meter-Sturz ab." Von diesem Rückschlag ließ sich das Duo allerdings nicht entmutigen und kämpften sich zunehmend mit dem Schlafmangel kämpfend kontinuierlich weiter in Richtung Gipfel.

Nach insgesamt 21,5 Stunden erreichten Caldwell und Vanhee den Ausstieg der Odyssee! Zuletzt hatte Vanhee mit der Befreiung der legendären Albert-Güllich-Route "Riders on the Storm" im Torres-del-Paine-Massiv in Patagonien für Furore gesorgt. Gemeinsam mit Nico Favresse, Sean Villanueva O’Driscoll und Drew Smith gelang der alpinistische Supercoup.

Die Odyssee in der Eiger Nordwand

Die Route in der berühmten Eiger-Nordwand wurde im Jahr 2015 von Roger Schaeli, Simon Gietl und Robert Jasper erstbegangen. Sie ist eine der anspruchsvollsten (wenn nicht sogar die anspruchsvollste) Big-Wall-Touren am Eiger. Mit 33 SL bis 8a+ und 1400 Klettermetern ist die Tour äußerst fordernd. Die Absicherung ist sportlich mit rostfreien M10 Petzl-Bohrhaken und z.T. im "Trad Style" mit Schlaghaken. Es werden zur weiteren Absicherung zwei Sätze Camlots benutzt.

Bei "Odyssee" führt die Kletterei vom Wandfuß zuerst über bekanntes Gelände der klassischen Heckmair-Route bis zum Stollenloch. In der Wandzone der Roten Fluh wird dann extremes Neuland betreten. Überhängend geht es in direkter Linienführung hinauf. Der Fels ist über weite Strecken erstaunlich gut und sehr kompakt.

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