Update zum Großeinsatz in den Ötztaler Alpen

Lawinenabgang im Ötztal: Drei Skitourengeher sterben, eine Person verletzt

Eine Lawine hat am Donnerstagvormittag (11.04.2024) gegen 11 Uhr zwischen Vent und der Martin-Busch-Hütte mehrere Personen verschüttet. Nach Polizeiangaben war eine 17-köpfige Skitourengruppe mit vier Bergführern vor Ort. Vier Personen wurden verschüttet, drei verschüttete Skitourengeher konnten nur mehr tot geborgen werden. Eine verletzter Skitourengeher wird im Krankenhaus behandelt und befindet sich mittlerweile außer Lebensgefahr.

Ötztal: 18 Personen bei Lawinenabgang verschüttet
© IMAGO / Fotostand

Update 15.02.2024, 10:00 Uhr | Offizielle Analyse des Lawinenreports

Laut offizieller Analyse des Lawinen.report des Lawinenwarndienst Tirol löste sich ca. 800 Höhenmeter oberhalb der Gruppe im extrem steilen Gelände primär eine Lockerschneelawine, die in der Sturzbahn immer mehr Schnee mitriss. Die Lawine wurde in einer Runse kanalisiert und breitete sich etwas oberhalb des Aufstiegsweges zur Hütte fächerförmig aus. Einige Personen wurden von der Lawine erfasst, wovon 3 Personen nur mehr tot geborgen werden konnten. 1 Person wurde mit Verletzungen ins Krankenhaus geflogen.

<p>Eingefärbt ist die Unfalllawine. Die blauen Pfeile markieren die Aufstiegsroute zur Martin-Busch-Hütte (roter Kreis) durch das Niedertal. (Foto: 11.04.2024)</p>

Eingefärbt ist die Unfalllawine. Die blauen Pfeile markieren die Aufstiegsroute zur Martin-Busch-Hütte (roter Kreis) durch das Niedertal. (Foto: 11.04.2024)

© Alpinpolizei

Bei der Lawine handelte es sich primär um eine spontane Lockerschneelawine. Diese löste sich unterhalb der Talleitspitze in einer Höhe von etwa 3000m im extrem steilen, SO ausgerichteten Gelände. In der Sturzbahn riss diese Lockerschneelawine in tiefere, bereits durchnässte Schichten bis zum Boden durch. In Folge gab diese nasse Schneemasse den Impuls für den Abgang einer ca. 20m breiten Schneebrettlawine, orographisch rechts der Sturzbahn der Lockerschneelawine. Der Anriss der Schneebrettlawine befand sich in einer Seehöhe von etwa 2850m. Schlussendlich entwickelte sich aus einer kleinen Lockerschneelawine eine große Nassschneelawine.

<p>Die Lawine löste sich unterhalb der Talleitspitze in einer Seehöhe von etwa 3000m</p>

Die Lawine löste sich unterhalb der Talleitspitze in einer Seehöhe von etwa 3000m

© Lawinen.report/Lawinenwarndienst Tirol

Der Zustieg zur Martin-Busch-Hütte verläuft unterhalb von extrem steilen Hängen. Das darüber gelegene Einzugsgebiet ist groß, der Höhenunterschied hoch. Somit konnte bei dem Lawinenabgang in Summe auch viel Schnee in der Sturzbahn aufgenommen werden. Ein Teil der erfassten Personen wurde u.a. auch deshalb so tief verschüttet, weil die Lawinenablagerung in einer Geländefalle, dem engen Talboden, mündet, so der Lawinenwarndienst Tirol in seinem Blogeintrag.

<p>Das Anrissgebiet der Lawine: Mit „1“ ist der Ausgangspunkt der Lockerschneelawine markiert. Unterhalb von „2“ riss die Schneedecke erstmals in Form einer nassen Lockerschneelawine bis zum Grund durch. „3“ markiert dann das seitlich versetzte, schlussendlich ausgelöste Schneebrett. (Foto: 12.04.2024)</p>

Das Anrissgebiet der Lawine: Mit „1“ ist der Ausgangspunkt der Lockerschneelawine markiert. Unterhalb von „2“ riss die Schneedecke erstmals in Form einer nassen Lockerschneelawine bis zum Grund durch. „3“ markiert dann das seitlich versetzte, schlussendlich ausgelöste Schneebrett. (Foto: 12.04.2024)

© LWD Tirol

Update 12.04.2024, 8:15 Uhr | Dritte Person tot geborgen

Von polizeilicher Seite wurde am Donnerstagabend der Tod eines dritten Skitourengehers vermeldet. Somit sind nach aktuellem Stand drei Personen bei dem Lawinenunfall ums Leben gekommen: ein 60-jähriger, ein 35-jähriger und ein 33-jähriger niederländischer Staatsangehöriger. Eine vierte Person, ein 32-jähriger Niederländer, befindet sich im Krankenhaus Zams in Behandlung. Nach Polizeiangaben besteht jedoch keine Lebensgefahr.

<p>Blick von oben zeigt einen Teil des Lawinengeländes und der Sturzbahn. (Foto: 12.04.2024)</p>

Blick von oben zeigt einen Teil des Lawinengeländes und der Sturzbahn. (Foto: 12.04.2024)

© LWD Tirol

Am Rettungseinsatz waren nach offiziellen Angaben 3 Polizeialpinisten, 3 Polizeistreifen der PI Sölden, 1 Polizeistreife der PI Imst, die Bergrettungen von Sölden, Obergurgl, Längenfeld, Umhausen und Gries im Sulztal, sechs Bergrettungshundeführer Oberland und Mitte samt Rettungshunden, ein Bergrettungsnotarzt, 4 Notarzthubschrauber, der Polizeihubschrauber, die FFW Feuerwehr Sölden, die FFW Vent, Flughelfer der FFW Imst, ein Tankfahrzeug der Berufsfeuerwehr Innsbruck, das Rote Kreuz mit 2 Rettungswagen und einem Einsatzleiter, ein leitender Notarzt sowie das Kriseninterventionsteam mit 5 Mitarbeitern beteiligt.

<p>Unterer Teil der Lawinensturzbahn samt Ablagerungsbereich. Bei den roten Kreisen wurden Personen ausgegraben. Die blauen Pfeile markieren den Hüttenzustieg (Foto: 12.04.2024)</p>

Unterer Teil der Lawinensturzbahn samt Ablagerungsbereich. Bei den roten Kreisen wurden Personen ausgegraben. Die blauen Pfeile markieren den Hüttenzustieg (Foto: 12.04.2024)

© LWD Tirol

Update 11.04.2024, 14:00 Uhr | Weiterer Skitourengeher tot geborgen

Laut Polizeiangaben war eine 17-köpfige Urlaubergruppe aus den Niederlanden im Bereich der Martin-Busch-Hütte in Vent unterwegs. Sie wurden von vier Bergführern begleitet und wurden vermutlich von dem 180 Meter langen und 80 Meter breiten Schneebrett überrascht. Wie nun vermeldet wurde, konnte auch eine zweite Person nur noch Tot aus dem Lawinenkegel geborgen werden.

Die Presseaussendung der Landespolizeidirektion Tirol im Detail: "Am 11.04.2024 Vormittag unternahm eine 17-köpfige Schitourengruppe aus den Niederlanden gemeinsam mit vier österreichischen Bergführern eine Schitour im Bereich Niedertal im Gemeindegebiet von Sölden, als kurz vor 11:00 Uhr beim Aufstieg in Richtung Martin-Busch-Hütte östlich der Talleitspitze eine ca. 180 m lange und 80 m breite Lawine abging. Dabei wurden insgesamt vier niederländische Schitourengeher verschüttet, wovon zwei niederländische StA (Staatsangehörige, Anm. der Redaktion) nur mehr tot geborgen werden konnten; eine niederländische Person wurde mit Verletzungen unbestimmten Grades geborgen und mit dem NAH in das Krankenhaus nach Zams geflogen, eine weitere niederländische Person wurde ebenfalls geborgen und befindet sich noch am Lawinenkegel, ihr Zustand ist bis dato noch unbekannt. Nach derzeitigen Informationsstand befinden sich keine weiteren Personen mehr im Lawinenkegel."

<p>Die Einsatzkräfte in Vent im Einsatz.</p>

Die Einsatzkräfte in Vent im Einsatz.

© picture alliance / ZOOM.TIROL / APA

Update 11.04.2024, 13:00 Uhr | Ein Skitourengeher tot geborgen - weniger Verschüttete als befürchtet

Nach neuen Medienberichten wurde ein Wintersportler tot geborgen, vier Verschüttete sollen gerettet worden sein. Ursprünglich war in den Medienberichten von möglicherweise 18 verschütteten Personen die Rede gewesen, der Großteil wurde aber offenbar nicht von den Schneemassen erfasst. Bei den Wintersportlern handelte sich nach Angaben der Bergrettung um eine Skitourengruppe.

Meldung von 12:17 Uhr | Martin-Busch-Hütte: Mehrere Personen bei Lawinenabgang verschüttet

Nach einem Bericht der DPA ist im Bereich der Martin-Busch-Hütte bei Vent im Ötztal ist ein riesiges Schneebrett abgegangen. Die Einsatzkräfte gehen von bis zu 18 Personen aus, die von der Lawine erfasst worden sein könnten. Die Helfer konnten anfangs nicht zu den Verunglückten vordringen, da die Unfallstelle noch von weiteren Lawinenabgängen bedroht war. Um das Risiko für die Einsatzkräfte zu minimieren, wurden weitere Lawinen gesprengt.

Nach dem Bericht soll es im Zustieg zur auf 2.501 Meter Seehöhe gelegenen Martin-Busch-Hütte zu dem Lawinenabgang gekommen sein. Rettungshubschrauber, Bergretter, Hundestaffeln und die Alpinpolizei seien bereits vor Ort. Wie der ORF den Einsatzleiter Gregor Franke von der Tiroler Bergrettung zitiert, dürfte es sich bei der Lawine um eine Selbstauslösung gehandelt haben. 

<p>Die Einsatzkräfte in Vent.</p>

Die Einsatzkräfte in Vent.

© picture alliance / ZOOM.TIROL / APA

Am Donnerstag wurde für die Tiroler Bergen die relativ niedrige Lawinenwarnstufe zwei auf der fünfteiligen Skala ausgerufen. Damit wurde die Lawinengefahr als “mäßig” beurteilt. Dennoch warnten die Experten vor spontanen Locker- und Gleitschneelawinen. Die Gefahr vor Lockerschneelawinen würde mit den im Tagesverlauf ansteigenden Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zunehmen, besonders im extremen Steilgelände. In den vergangenen Tagen hatte es in den Bergen Tirols jedoch auch viel Neuschnee gegeben.

Tourenziel Martin-Busch-Hütte

Die Martin-Busch-Hütte ist ein beliebtes Ziel für Skitourengeher und Skihochtourengeher. Gerade der nahe Similaun lockt eine Vielzahl von Skitourengehern in das Tal. Die Hänge des Niedertal, das von Vent zur Martin-Busch-Hütte zieht, werden im Anstieg zur Martin-Busch-Hütte immer steiler und sind für ihre Lawinengefahr bekannt. Gerade im Frühjahr spielt die tageszeitliche Erwärmung hier eine große Rolle.

Lawinenunglück am Achensee

Erst am Dienstag wurde einer sechsköpfigen Wandergruppe am Bärenkopf am Achensee (Bezirk Schwaz) eine Gleitschneelawine zum Verhängnis. Ein 19-jähriger Deutscher wurde von den Schneemassen fast 300 Meter mitgerissen, verschüttet und getötet. Seine Begleiter überlebten den Unfall. Laut einer Analyse des Lawinenwarndienstes wurde die Lawine nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst, da sich diese spontan gelöst habe. Es wurde jedoch davor gewarnt, dass Lawinen, die in der Höhe brechen, bis ins Grüne vorstoßen können.

1 Kommentar

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Vitzthum

Die steilen Hänge sind sehr gefährlich und müssen sehr früh bei den aktuellen Temperaturen gequert werden.