Er machte die Kletterwelt sicherer

Nachruf: Pit Schubert im Alter von 88 Jahren verstorben

Der gebürtige Breslauer Pit Schubert war Gründer des Sicherheitskreises des Deutschen Alpenvereins (DAV), dessen Leiter er bis 2000 war. Nun ist der "Sicherheitspapst" verstorben.

Im Alter von 88 Jahren verstorben: Pit Schubert.
© privat

Pit Schubert im Alter von 88 Jahren verstorben

Klaus-Peter "Pit" Schubert, der in der Bergwelt als "Sicherheitspapst" bekannt wurde, kam am 02. Dezember 1935 in Breslau zur Welt. Obwohl kein Kind der Alpen, gewann er ab Ende der 1960er Jahre einen Ruf als Ausnahmebergsteiger. Pit Schubert zählt zu den ersten Deutschen, die alle großen Nordwände der Alpen durchstiegen haben.

<p>In Breslau geboren, in den Bergen "wild" unterwegs: Pit Schubert.</p>

In Breslau geboren, in den Bergen "wild" unterwegs: Pit Schubert.

© Archiv

Ihm gelangen mehr als drei Dutzend Erstbegehungen, waghalsige Zweit- und Drittbegehungen, er nahm an einer Herrligkoffer-Expedition nach Grönland und an vielen weiteren in den Himalaja teil (einige Siebentausender erstbestiegen). Bei einer Expedition 1976 mit dem Ziel der Erstdurchsteigung der Südflanke der Annapurna IV (7525 m) zog er sich schwere Erfrierungen zu, die später zur Amputation aller Zehen führten.

Dennoch blieb Schubert bis ins hohe Alter in den Bergen aktiv und kletterte noch als über Achzigjähriger alpine Routen.

Bilder und Infos zu den Nordwänden der Alpen findet ihr in unserer Fotogalerie der Nordwände:

Pit Schubert: Wissenschaftler im Dienste der Sicherheit

Der gelernte Werkzeugmacher studierte Maschinenbau in Frankfurt am Main, machte den Diplomingenieur und zog nach München, wo er als Konstrukteur und Projektingenieur bei Messerschmitt-Bölkow-Blohm arbeitete.

Der hohe technische Standard in der Luft- und Raumfahrtindustrie nahm Pit Schubert zum Anlass, die Ende der sechziger Jahre veraltete Sicherheit der Bergsteigerausrüstung auf Verbesserungsmöglichkeiten hin zu untersuchen. Man stelle sich vor: Zu dieser Zeit landeten die ersten Menschen auf dem Mond - und Bergsteiger benutzten noch immer Eispickel mit Holzschaft, die schon bei geringer Belastung brachen. 

<p>Hüttengaudi: Pit Schubert und Kletterfreund Sepp Eichinger.</p>

Hüttengaudi: Pit Schubert und Kletterfreund Sepp Eichinger.

© Archiv

DAV-Sicherheitskreis: Pit Schubert 32 Jahre an der Spitze

Viele tödliche Bergunfälle, auch in seiner unmittelbaren privaten Umgebung, prägten Schuberts tiefen Wunsch, die Sicherheit beim Bergsteigen zu verbessern. 1968 übernahm er die Leitung des Sicherheitskreises des DAV, die er ab 1978 hauptamtlich ausführte und bis ins Jahr 2000 behielt. Von 1996 bis 2004 war er Präsident der UIAA-Sicherheitskommission sowie seit 2008 UIAA-Ehrenmitglied.

Durch die von ihm angeregten und durchgeführten wissenschaftlich fundierten Forschungen und Materialtests wirkte Pit Schubert etwa daran mit, die sicherheitstechnische Überlegenheit von Rohreisschrauben zu beweisen oder die Gefahren des gemeinsamen Gehens am kurzen Seil aufzuzeigen. 

Sein Einfluss war maßgeblich bei der Einführung von Bergsportnormen für Ausrüstung: Durch die Ergebnisse seine Materialtests wurden zahlreiche Normen - etwa für Kletterhelme und Gurte - geschaffen oder die Anzahl der Normstürze bei Seiltests erhöht. Seit 1981 müssen Kletterseile nicht nur zwei, sondern fünf Normstürze aushalten, was die Wahrscheinlichkeit von (oft tödlichen) Seilrissen verringert. 

<p>Sorgte für mehr Sicherheit am Fels: Pit Schubert.</p>

Sorgte für mehr Sicherheit am Fels: Pit Schubert.

© privat

Ein weiteres wichtiges Anliegen Pit Schuberts war die Sicherheit von Haken in Felskletterrouten. Er setzte sich dafür ein, alte Normhaken durch moderne Bohrhaken zu ersetzen und sanierte im Wilden Kaiser und im Oberreintal viele klassischen Routen.

Pit Schubert hat seine Erkenntnisse in zahlreichen Artikeln und Büchern veröffentlicht (z. B. die bekannte Reihe "Sicherheit und Risiko in Fels und Eis"), um sie verständlich und transparent für alle Bergsportler zugänglich zu machen. Durch seine Arbeit sorgte er dafür, dass ungezählte Unfälle glimpflicher verliefen oder gar nicht erst stattfanden.

Pit Schubert hat die (Berg-)Welt sicherer gemacht. Dafür gebührt ihm unser Dank und Respekt.

Text von Holger Rupprecht

10 Kommentare

Kommentar schreiben
Ein Gast

@karin stöcker geb. hahmann

Kommentar liest etwas verwirrend. Dachte zuerst Herr Schubert hätte beim Sichern einen Fehler gemacht. Deshalb hier nähere Informationen zum Sachverhalt:

Aus Portfolio - Pit Schubert

"Ingrid ist ein Dreivierteljahr später an der Lorsbacher Wand (im Taunus) tödlich abgestürzt ist. Nicht beim Klettern, sondern beim Abstieg auf Trittspuren direkt oberhalb einer 20 Meter hohen Wand. Dieser Abstieg war nicht ganz ungefährlich, aber alle anderen verwendeten ihn auch immer."

Quelle: bergundsteigen.com/wp-content/uploads/2021/08/34-41portfolio.pdf

karin stöcker geb.hahmann

du warst der jugendfreund meiner schwester ingrid,die am 11.3.1961 ??bei einer klettertour mit dir an der lorsbacher wand im taunus tödlich abgestürzt ist...du warst all die jahrzehnte, immer im gedanken ein begleiter unserer familie...r.i.p.??

Thomas

Danke Pit!
Das wir heute beim Klettern Material haben, auf das wir uns verlassen können, ist weitgehend dein Verdienst.

Ewald B.

Ein Dankeschön für immer für die Sicherheit die es Dank deinem Einsatz heute am Berg gibt. Ruhe sanft in Frieden und das ewige Licht leuchte dir. Danke Pit ??????

Günter

Pit, du warst ein großartiger Mensch und Bergsteiger, du bleibst unvergessen.

J

in vielen Köpfen verewigt, Dank!

David

"Sicherheit und Risiko in Fels und Eis" hat mir meine Mutter gekauft, als ich als Jugendlicher mit ebensolchem Leichtsinn ernsthafter mit Klettern anfing. Hat nix geholfen, hab trotzdem weiter gemacht. Hab die Bücher allerdings gewissenhaft immer wieder studiert und denke heute noch an die Lehren, die aus Unfällen und Versuchen gezogen wurden.

Danke Pit!

@alpin: BITTE tauscht endlich das seitenverkehrte Bild vom Dru bei den 6 Nordwänden aus - mir wird jedes mal schwindelig.

Sven auf Facebook

Mein herzliches Beileid an die Angehörigen. Seine Bücher waren und sind wirklich wichtig, nirgendwo sonst werden uns kleinste Fehler mit erheblichen Folgen auf so sympathische Weise in Erinnerung gerufen. Dazu seine immer wieder technisch und historisch interessanten Exkurse und eine mehr als solide eigene Geschichte alpinistischer Leistungen und Sanierungen. Einer der ganz Großen, der da geht.

Gast

@jonsen Stimme zu, die Bände "Sicherheit und Risiko in Fels und Eis" sind Pflichtlektüre für jeden Bergsteiger, Kletterer, Klettersteiggeher und Berwanderer .

So viele wertvolle Infos. Selbst nach Jahren nehme ich die Bücher noch regelmäßig zur Hand.

Danke Pit

jonsen

für immer im Bücherregal verewigt, danke