Die Watzmann-Ostwand gilt mit einer Wandhöhe von 1800 Metern als die größte Felswand der Ostalpen. Ihre Durchsteigung ist noch immer die Paradetour am Watzmann, und bleibt trotz moderater Kletterschwierigkeiten eine äußerst ernste Angelegenheit:
Über 100 Menschen haben diese Herausforderung seit 1881 mit dem Leben bezahlt - weit mehr als in der Eiger-Nordwand.
Ein glückliches Ende nahm eine Rettungsaktion in der Ostwand am zurückliegenden Wochenende: Gleich sechs Bergsteiger wurden am Samstag von der Berchtesgadender Bergwacht aus der Ostwand gerettet.
Eine Zweier-Seilschaft hatte sich in etwa 2.000 Metern Höhe verstiegen und saß ebenso in sehr brüchigem Gelände fest wie vier weitere Bergsteiger, die dem Duo gefolgt war.
Gegen 14:00 Uhr wurde die Bergwacht Berchtesgaden gerufen. Auf ihrer Facebook-Seite schildern die Retter den darauf folgenden stundenlangen Einsatz im Detail.
"(...) meldete sich eine Zweier-Seilschaft aus rund 2.000 Metern Höhe in der Watzmann-Ostwand, die am Berchtesgadener Weg an der Wasserfallplatte versehentlich links weiter aufgestiegen war und dann unter einer überhängenden Wand (Rampe unter der gelben Wand, bereits mehrere tödliche Unfälle) in sehr brüchigem Gelände festsaß.
Weitere vier Bergsteiger waren den beiden versehentlich gefolgt und befanden sich in derselben misslichen Lage. "Christoph 14" setzte zwei Bergwachtmänner im Schwebeflug in der Gipfelschlucht ab, die sich dann sehr aufwendig rund drei Stunden lang mit Seilen und zahlreichen Bohrhaken durchs brüchige Gelände nach unten zu der Gruppe vorarbeiteten; weitere Retter und Material konnten sie geländebedingt nicht nachfordern. Ein Aufstieg von unten wäre aufgrund der großen Steinschlaggefahr zu gefährlich gewesen und ein direkter Anflug per Tau aufgrund der überhängenden Wand unmöglich. Die beiden Bergretter sicherten die Gruppe und ließen sie nacheinander per Seil ab, kamen dann aber aufgrund fehlender weiterer Ausrüstung nicht mehr weiter bis zu einem geeigneten Aufnahmepunkt für den Hubschrauber.
In der Zwischenzeit war die Besatzung eines SAR-Hubschraubers der Bundeswehr eingetroffen, die einen weiteren Bergwachtmann mit zusätzlichem Seil per Winde auf einem nahen Felskopf absetzte. Er schaffte es, zwischen dem Aufnahmepunkt und dem Standplatz unterhalb der Abseilstelle eine weitere Sicherung aufzubauen, so dass die Bergsteiger bis zum Felskopf geführt, dort mit der Winde aufgenommen und nach Kühroint ausgeflogen werden konnten.
Aufgrund der großen Steinschlaggefahr konnten die Bergsteiger nur nacheinander vom Einsatzort abgelassen und zum Aufnahmepunkt geführt werden, so dass der Hubschrauber mehrmals anfliegen musste. Die Zeit drängte, da sich über dem Steinernen Meer ein Gewitter zusammenbraute. Im letzten Tageslicht und mit sehr schwierigen Flugmanövern mit geringem Rotorabstand zur Felswand brachten die Rettungsflieger schließlich alle Einsatzkräfte und Bergsteiger bis 20.30 Uhr nahezu unverletzt und nur mit kleinen Schrammen sicher aus der Wand. Kurz darauf setzte das Unwetter ein, das der Gruppe beinahe eine unschöne Biwak-Nacht in der Ostwand beschert hätte."
Die aufwändige Rettungsaktion war bei weitem nicht der einzige Einsatz der Berchtesgadender Bergwacht an diesem Samstag. Nachzulesen ist der nahzu unfassbare Einsatzmarathon der Rettungskräfte am zurückliegenden Samstag hier.
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