Wir packen. Seit circa zwei Monaten schon. Ununterbrochen. Nicht nur praktisch, sondern vor allem im Geiste. Einpacken, auspacken, umpacken. Hier geht es nicht einfach nach dem Motto: “Ich nehme meinen Rucksack und packe ihn ein...”. Nein, wir, mein Freund Lukas und ich, packen für unsere erste Transalp vom Tegernsee nach Verona auf einer eigenen Route über mehrere Wochen. Da muss schon genau geplant werden, was in den Rucksack kommt.
Es geht definitiv schon beim Aussuchen oder gegebenenfalls Kauf des Rucksacks los. Allein bei diesem ersten Schritt ist auf so viele verschiedene Details zu achten, dass man schnell die Illusion verliert, es könnte beim Rest der Ausrüstung einfacher werden. Das korrekte Aufsetzen und Anpassen des Rucksacks sind beinahe schon eine Wissenschaft für sich. Aber ein gut passender Rucksack kann einem wahrlich “eine Last von den Schultern” nehmen.
Stundenlanges Probelaufen im Geschäft mit diversen schwer befüllten Modellen führt schließlich zur Entscheidung, denn das K.O.-Kriterium, welches Gewicht, Farbe, Taschen und Oberflächenbeschaffenheit eines Rucksacks in den Schatten stellt, ist und bleibt gerade für eine so lange Tour der Tragekomfort.
In meinem Fall fiel die Entscheidung auf den Gregory Deva 60 (einen 60l Rucksack) und ich möchte vorwegnehmen: Ich “muss” meine Fotoausrüstung mitnehmen. Diese braucht zum einen relativ viel Platz und ist zum anderen ziemlich schwer. Die Fotoausrüstung ist auf unserer Packliste ein Fixposten von 7 Kilogramm, was selbst ich sehr erschreckend finde. Da es sich bei unserer Alpenüberquerung allerdings um meine fotografische Bachelorarbeit handeln wird, ist auf dieses Gewicht für mich leider nicht zu verzichten.
Um das Gewicht nun insgesamt möglichst klein zu halten, achten wir bei den Ausrüstungsstücken, die wir noch nicht im Bestand haben und neu kaufen müssen, neben der Funktionalität sehr genau auf das Gewicht, beispielsweise beim Kochersystem oder beim Schlafsack.
Einen sehr wichtigen Punkt, den man leicht vergisst: Wasser! Je nach Etappenlänge , Verfügbarkeit auf der Strecke und persönlichem Bedarf kommt hier nochmal einiges an Gewicht hinzu.
Wir haben immer wieder Muster-Packlisten, die online und in Magazinen zu finden sind verglichen, recherchiert, wer was mitnimmt und was die Leute als unverzichtbar ansehen. Das ist tatsächlich relativ unterschiedlich, denn es kommt beim Packen auch auf die Belastung an, die da vor einem liegt. Die Strecke, Höhenmeter und Wegbeschaffenheit, Wetterverhältnisse uvm. sind wichtige Faktoren, die das Rucksackgewicht maßgeblich beeinflussen.
Hier kommen wir schon zur nächsten großen Frage: Hütte oder Zelt? Wir entscheiden uns für beides. Das bedeutet, wir brauchen definitiv Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, zusätzliche Verpflegung und den Kocher. Ein Zelt oder einen Biwaksack dabei zu haben, ist übrigens grundsätzlich für unerwartete Situationen, wie Witterungswechsel, frühzeitige Erschöpfung oder andere unerwartete Gegebenheiten, die einen zum Rasten zwingen können, ratsam. Aber an diesem Punkt kommt natürlich auch einiges an Gewicht zusammen.
Dinge wie Zelt und Zeltzubehör führen immer wieder zu Diskussionen und davon gibt es viele weitere: Regenjacke und Rucksackschutz oder Regen-Poncho? Wieviele Shirts, Hosen, Socken, wieviel Unterwäsche? Ich hätte nie gedacht, dass man so intensiv und lang über derartige vermeintliche Banalitäten diskutieren und hin und her überlegen kann. Am Ende gibt es aber keine Universallösung dafür, denn: wir unterscheiden uns alle gemäß unserer Bedürfnisse, Leidensfähigkeit, Kälteempfinden oder unserer Sonnenempfindlichkeit. Der eine schwitzt mehr oder weniger als der andere und so weiter. So banal ist es. Jeder muss tatsächlich für sich selbst entscheiden.
Komplizierter wird es beim “Kleinzeug”, das man so braucht. Dazu zähle ich alles von Shampoo über Zahnpasta, Sonnencreme, Blasenpflaster, Mütze und Handschuhe, Stirnlampe, Feuerzeug bis Powerbank, Akkus und Ladekabel (und davon habe ich leider recht viele…).
Diese recht kleinen Gegenstände sind zusammen erstaunlich schwer, was den ein oder anderen schon dazu bringt, seine Zahnbürste zu halbieren und die Notwendigkeit von Shampoo und Co. in Frage zu stellen. Zu Recht, denn die Fragen “Brauchen wir das wirklich ? Und wenn ja, gibt es das auch in leichterer Form?” stellen sich ab jetzt bei jedem einzelnen, zu packenden Gegenstand.
Natürlich gilt, wie bei jeder Reise: Es ist leichter, etwas überflüssiges unterwegs zurück zu lassen (natürlich nicht in der Natur), als etwas notwendiges zu bekommen. Aber keine Panik, denn liegt nicht möglicherweise doch mal ein Dorf mit dem ein oder anderen Laden und einem Postamt auf der Strecke? Europa ist ja doch relativ dicht besiedelt…. Wer aber nichts dem Zufall überlassen will, sollte vor einer langen Wanderung Testtouren mit dem gepackten Rucksack unternehmen. Wie bei einer Generalprobe kann man so herausfinden, ob man mit dem Gewicht des Rucksacks und seinem Inhalt zurecht kommt.
Wenn nun alles ohne Probleme geklappt hat, der Rücken und die Schultern vom Probelaufen nicht weh tun und die persönliche Packliste steht, müssen nur noch die Schuhe passen! Aber das ist eine andere Geschichte…
Ursprünglich wollten Miriam und Lukas im Juni in ihr Abenteuer Transalp starten. Da sich in den höheren Lagen noch hartnäckig der Schnee hält, wird aus den Plänen vorerst nichts. Ein neuer Anlauf soll jetzt Ende August erfolgen. Wir halten Euch auf dem Laufenden!
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