Kolumne "Ehrlich gesagt" | Ausgabe 8 zum Thema #vegetarischessen

David Göttler: "Arrogantes Hüttenpersonal geht gar nicht"

David Göttler ist Bergführer, einer der erfolgreichsten Höhenbergsteiger Deutschlands ... und ALPIN-Kolumnist! Im Wechselspiel mit unserer zweiten Autorin, der Bloggerin und Podcasterin Erika Dürr, bespricht er aktuelle Themen des Bergsports. In der achten Ausgabe von "Ehrlich gesagt ..." beschäftigen sich die beiden mit dem Thema (vegetarisch) Essen auf Hütten.

David Göttler: "Arrogantes Hüttenpersonal geht gar nicht."
© ALPIN - Leben für die Berge

David Göttler über (vegetarisches) Essen auf Hütten

Ehrlich gesagt ...… das geht gar nicht, war mein erster Gedanke, nachdem die Hüttenwirtin mir einen Vortrag über meine Unverschämtheit gehalten hatte. Warum? Ich hatte erwähnt, ich sei Vegetarier … Aber von Anfang an: Nach einer langen Tour erreichte ich mit meinen ­Gästen die wirklich kleine Hütte. 18 Plätze, nur ein Raum und keine Tür zur Küche oder zum Schlafplatz der Hüttenwirtin. Wir waren glücklich und froh, endlich angekommen zu sein.

<p>Profi-Bergsteiger und Bergführer David Göttler - unser ALPIN-Kolumnist</p>

Profi-Bergsteiger und Bergführer David Göttler - unser ALPIN-Kolumnist

© The North Face

Und dann das erste Unglück: Einer meiner Gäste übersah vor lauter Tunnelblick auf die gemütliche Sitzbank leider, dass er noch Steig­eisen anhatte, und wollte die Holzterrasse betreten – eine Todsünde!

Gut, verstehe ich; das Holz geht davon kaputt. Aber ich verstehe auch, dass er sich nach der langen Tour magisch von der Bank angezogen fühlte. Als sich die erste Welle der Empörung bei der Wirtin gelegt hatte, wagte ich es also zu erwähnen, dass ich bei der Reservation nicht gesagt hätte, ich sei Vegetarier. Ich hätte es verstanden, wenn das nun einfach zu spät war und sie schon alles vorbereitet hatte.

<p>David Göttler versteht, dass Hüttenwirte es hassen, wenn Bergsteiger mit Steigeisen und Schuhen auf dem Holzboden ihrer Hütte herumlaufen. </p>

David Göttler versteht, dass Hüttenwirte es hassen, wenn Bergsteiger mit Steigeisen und Schuhen auf dem Holzboden ihrer Hütte herumlaufen. 

© Adobe Firefly

Aber das Problem war ein anderes. Es war einfach grundsätzlich nicht möglich, vegetarische Ausnahmen zu bekommen. Ihr Vortrag beinhaltete, ob ich eigentlich nicht wüsste, wo wir seien (wusste ich sehr wohl, wir waren ja gerade acht Stunden hergeklettert) und wie die Sachen hier hoch kämen. Da könne sie nun wirklich nicht auch noch eine vegetarische Option fürs Abendessen anbieten.

Ich antwortete bemüht freundlich, dass ich es natürlich wüsste und die Zutaten per Helikopter kämen – wie auf vielen anderen Hütten auch. Der einzige Unterschied sei also die kleine Größe der Hütte.

<p>Viele Hütten werden per Helikopter mit dem Nötigsten versorgt. Wie hier das Kärlinger Haus in den Berchtesgadener Alpen.</p>

Viele Hütten werden per Helikopter mit dem Nötigsten versorgt. Wie hier das Kärlinger Haus in den Berchtesgadener Alpen.

© Andreas Erkens

Nach ein wenig Hin und Her wäre dann ein vegetarisches Abendessen möglich gewesen – für 20 Euro extra. Ich lehnte dankend ab. Aus Prinzip, weil es pure Abzocke war. Zum Abendessen genoss ich blanken Reis mit Salz und Pfeffer, davor Gemüsesuppe, aus der ich den Speck pickte, und ein Dessert. Fein.

David Göttler: "Ich bin wirklich gern auf Hütten."

Was mich immer wieder erstaunt, ist, wie frustriert ­Hüttenpersonal sein kann und wie arrogant zu den Gästen. Zum Glück, ist die Mehrheit der Wirte und Mitarbeiterinnen unglaublich nett. Denn ich bin wirklich gerne auf Hütten!

Aber so eine Situation wie die geschilderte habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Zuletzt vor ca. 15 Jahren auf der Marco-e-Rosa-Hütte mit einem legendären Obergrantler als Wirt. Auf meinen Hinweis, ich sei Vegetarier, raunte er nur: "Es tut mir wirklich leid," … lange Pause (ich dachte, es gibt halt nichts Vegetarisches) … dann: "aber das ist doch kein Leben, wenn man so vegetarisch isst." Selbst von ihm habe ich aber ein super Omelette und Pasta bekommen. Und, was denkst Du zum Thema (vegetarisch) Essen auf Hütten, Erika?

<p>Respekt und Freundlichkeit sind für David Göttler am Berg ebenso Pfllicht im Umgang miteinander wie im Tal. Trotz 8 Stunden Kletterns und der Frage nach vegetarischem Essen!</p>

Respekt und Freundlichkeit sind für David Göttler am Berg ebenso Pfllicht im Umgang miteinander wie im Tal. Trotz 8 Stunden Kletterns und der Frage nach vegetarischem Essen!

© Adobe Firefly

Erika Dürr über (vegetarisches) Hüttenessen

Den ganzen Text jetzt mit ALPIN+ lesen!

Text von David Göttler & Erika Dürr

8 Kommentare

Kommentar schreiben
Barbara S.

Normalerweise ist das Hüttenpersonal freundlich und hilfsbereit, auch wenn die Gäste arrogant und frustriert sind!! Der Autor sollte sich mal in die Lage des Personals hineinversetzen!!! Und es nicht abwaschen.

Wolfgang auf Facebook

Eine kleine Hütte ist halt bei der heutigen Vielzahl von Essgewohnheiten ( Vegetarier,Veganer,und viele andere mehr) überfordert und dann müssen sich auch die Gäste dementsprechend etwas anpassen. Man kann auch auf einer kleinen Hütte nicht die gleichen Hygiene Bedingungen wie zuhause erwarten.
Wenn man alles wie zuhause haben will, muss man in einem Wellnesshotel übernachten.

Thomas Winterstein

Das Verhalten der Hüttenwirtin ist einfach dumm. Für mich aber gehört Fleisch ebenfalls zu den"einfachen" Speisen (Gulaschsuppe ist eher kein Gournetessen), wird seit Jahrtausenden gegessen, nährstoffreich und ich halte die teilweise religiöse Verdammung von Fleisch für intolerant. Ich esse meist vegetarisch und vegan und wär froh wenn auch weiterhin Fleisch im Angebot ist.

Rorschach

Woran erkennt man, dass einer Veganer oder Vergetarier ist. Er erzählt es Dir. In den ersten 10 Sekunden.

Sabrina auf Facebook

Ich lebe vegan, aber hier kommt ein Vegetarier in eine Hütte. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist, einfach Fleisch wegzulassen bei einem Gericht?! Alles andere ist doch bei vegetarisch erlaubt…also warum dann so unverschämt werden, vor allem für 20€ mehr…geht gar nicht sowas

Bergvagabundin auf Facebook

Vegetarisch sollte der Standard sein und Fleisch nur als Zusatzbestellung. Allerdings sind 20 € für ein extra Essen keine Abzocke! Die Zubereitung einer Mahlzeit dauert zwischen 20 und 30 Minuten wenn nicht sogar länger und dann noch die Zutaten. In Wirklichkeit müsste das 50 € kosten, damit die Wirtin auch was verdient!

Belinda auf Facebook

Auf einer Hütte sollte es einfache Gerichte geben. Mit einfachen Zutaten, die einfach zu lagern sind, ohne zu verderben. Fleisch und Wurst gehört nicht zum einfachen Speiseplan. Fleisch und Wurst dürfen die Kühlkette nicht unterbrechen (Stromausfall auf der Hütte?)
Ich könnte es verstehen, wenn es Gemaule gibt, weil die Gäste immer Fleisch und Wurst fordern.
Aber fleischlose Gerichte sollten doch auf Hütten an der Tagesordnung sein. Nudeln und Tomatensoße, Risotto, Eierspeisen (darüber lässt sich streiten ob das nun vegetarisch ist oder nicht) Rösti Bratkartoffeln ..usw . Ich sehe das Problem darin dass sich Berghütten immer mehr Gourmet Restaurants angleichen wollen. Mit dem Argument die Gäste fordern das so. Ganz ehrlich... wenn ich mehrere Stunden auf eine Hütte gewandert geklettert geradelt bin, bin ich froh, dass es was zu essen gibt. Mir würde im Traum nicht einfallen, wieder umzudrehen ohne gegessen zu haben, weil es kein "Gourmet Essen" ist...

Klaus Hergesheimer

Arrogante "Top-Alpinisten" mit egozentrischer Anspruchshaltung gehen gar nicht...