Im siebten Grad schnurstracks in den siebten Himmel

Traum aus Granit: Über die Schweizer Route auf den Grand Capucin

Für Wikipedia ist er der am schwierigsten zu besteigende Berg der Alpen. Für Kletterer ist er ein granitenes Paradies: Gigantisch erhebt sich der Grand Capucin aus dem Gletschermeer des Montblanc – im siebten Grad schnurstracks in den siebten Himmel.

Exklusives Ambiente hoch über dem Glacier du Géant: Immer näher rückt der  große Zacken und ferner die Zivilisation.
© Andreas Lattner

Traum aus Granit: Über die Schweizer Route auf den Grand Capucin

Es gibt Gipfel, von denen man lange nicht zu träumen wagt, vielleicht niemals im Leben. Zu schwer! Zu steil! Zu weit weg! Alles Ausschluss-Kriterien, denen gute Gründe gegenüberstehen müssen, um es trotzdem zu versuchen. Der Grand Capucin ist so ein Traum von Berg. Zu schön seine Form! Zu golden sein Granit! Zu reizvoll diese Herausforderung! Viele Jahre kreisten diese Gedanken über ihm, dem Burj Khalifa aus Granit.

Kein Alpengipfel verlangt seinen Besuchern mehr klettertechnisches Können ab als diese 3838 Meter hohe Säule, die in der Kathedrale des um eintausend Meter höheren Montblanc einen Pfeiler seiner Geschichte bildet. Selbst am einfachsten Weg, der Schweizer Route, wird der siebte Schwierigkeitsgrad aufgerufen (französisch: 6b). Tagelange Belagerungen und widrige Biwaks gehören zu den ersten Kapiteln des großen Kapuziners.

<p>Schneller als sein Schatten: Die Südwand der Aiguille du Midi fristet unter den begehrten Granitwänden im Montblanc-Massiv kein Schatten­dasein, der Andrang ist in der Regel groß.</p>

Schneller als sein Schatten: Die Südwand der Aiguille du Midi fristet unter den begehrten Granitwänden im Montblanc-Massiv kein Schatten­dasein, der Andrang ist in der Regel groß.

© Andreas Lattner

Gefordert sind die träumende Kletterin und der Kletterer auch heute noch, selbst wenn sich die obligaten Schwierigkeiten auf 6a reduzieren lassen. Biwakiert wird auch noch gerne, um den Zustieg – aus Courmayeur in Italien oder Chamonix in Frankreich – zu verkürzen. Wir steigen in Chamonix in die Seilbahn und betreten wenig später auf der Aiguille du Midi eine andere Welt. Erst raubt uns der Blick über die Wolken den Atem, dann die Monsieurs Rebuffat und Bouquet.

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Text von Marlies Czerny

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