"Das Bewusstsein, dort kenn’ ich jeden Zacken und keiner kennt ihn als ich, war das Resultat meiner Entdeckungszüge geblieben." (Hermann von Barth)
Die Birkkarspitze: Die Lage@(zwischenHeadlineTag)>
Wer im Karwendel das Bergsteigen lernt, den bringt nichts so schnell aus der Ruhe – zu wild und ungestüm kommt dieser grobe Haufen Berg daher: mit mächtigen und brüchigen Wänden, unzugänglichen Karen und endlos langen Tälern. So ist das auch an der Birkkarspitze, die im Herzen der Hinterautal-Vomper Kette mit riesigen zerborstenen Wänden jäh über dem Kleinen Ahornboden emporragt.
Nach Süden zweigt vom höchsten Punkt ein scharfer Grat ab, der das Östliche vom Westlichen Birkkar trennt, durch Letzteres windet sich der Normalweg von Süden empor. Von Norden her erschließt das Karwendelhaus zwei Routen, deren Kombination eine wunderbare Überschreitung ergibt:
Der versicherte Brendelsteig überschreitet die Ödkarspitzen in den Schlauchkarsattel, von wo man in einem Katzensprung die Birkkarspitze erreicht. Ein kleines Abenteuer durch eine faszinierende Felsenödnis – die Ödkarspitzen tragen ihren Namen nicht ohne Grund. Abgestiegen wird durch das Schlauchkar, ein Stück Hochgebirgswüste mit grobem Geröll, so weit das Auge reicht. Den langen Hatscher durch das Johannestal zum Karwendelhaus verkürzt man am besten mit dem Mountainbike, so ergibt sich eine abwechslungsreiche Tagestour mit gut 2000 Metern Höhendifferenz.
Eine anschauliche wie detaillierte Beschreibung der Tour in Videoform findet ihr beim YouTube-Kanal AlpineFex.
Die Birkkarspitze: Historisches@(zwischenHeadlineTag)>
Ausdauer hat auch der touristische Erstbesteiger von Birkkar- und Ödkarspitzen bewiesen. Nach seiner Erkundung der Berchtesgadener Alpen im Jahr 1868 kam Hermann von Barth 1870 ins Karwendel, um dort in einem Bergsommer sage und schreibe 88 Gipfel zu besteigen, 12 davon waren absolutes Neuland, die meisten anderen erkletterte er im Alleingang.
Wochenlang streifte Hermann von Barth durch die weitgehend unerschlossenen Täler und Höhen des Karwendels. Er handelte und wandelte im Geiste einer allgemeinen Aufbruchs- und Entdeckungsstimmung. Sein Unternehmen startete am 31. Mai 1870 am Vorderen Brandjoch mit den markigen Worten:
„Unberührt bleibt keiner unter den Gewaltigen von meinen Eisen, so lange noch der Fuß sich regt, die Faust den Bergstock führt; gerichtet wird die Frage „Du oder ich“ an ihrer jeden, und mit den Felsensplittern, die von der Schneide des Brandjochs ins Hippental hinunterklappern, fällt auch der Fehdehandschuh in ihre Mitte.“
Sprach’s und tat’s – am 6. Juli erreichte er die Birkkarspitze – und weil ihm das noch nicht genug war, überschritt Barth an diesem Tag auch noch die Ödkarspitzen und die Marxenkarspitze bis hinüber zur Großen Seekarspitze. Allesamt waren noch nie von einem Touristen bestiegen worden.
Die Birkkarspitze: Bergtour im Herzen des urweltlichen Karwendel-Gebirges@(zwischenHeadlineTag)>
Toureninfo Birkkarspitze
Schwierigkeit: Lange Bergtour auf nur teilweise versicherten Steigen in brüchigem Fels, Stellen I. Der Brendelsteig verlangt absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Wer die Unternehmung als Tagestour plant, braucht eine solide Kondition.
Höhenmeter: 2.070 Hm, 7-8 Std. Aufstieg (mit Mountainbike bis Karwendelhaus 1 Std. kürzer), 4-5 Std. Abstieg (mit Mountainbike etwa 1,5 Std. kürzer).
Ausrüstung: Bergausrüstung. Da im oberen, steilen Bereich des Schlauchkars bis in den Sommer hinein harte Altschneefelder anzutreffen sind, können Leichtsteigeisen durchaus sinnvoll sein.
Talort: Hinterriß, 931 m.
Ausgangspunkt: Parkplatz Johannestal, 958 m, an der Mautstraße in die Eng. Die Mautstraße ist etwa ab 1. Mai geöffnet.
Hütte: Karwendelhaus, 1.765 m, DAV Männer-Turnverein München, bewirtschaftet Anfang Juni bis Mitte Oktober, sonst offener, bestens ausgestatteter Winterraum, 3,5 Std. vom Parkplatz Johannestal; karwendelhaus.com
Route: Auf breitem Fahrweg durch das Johannestal in den Kleinen Ahornboden mit dem Hermann-von-Barth-Denkmal. Nunmehr nach Westen durch das Filztal und über den Hochalmsattel zum Karwendelhaus. Der Steig ins Schlauchkar leitet zwischen Lawinenverbauungen steil den Hang hinauf und quert dann flacher ins Schlauchkar. Nach etwa 1/2 Std. rechts abzweigend durch den Karboden zum Einstieg des Brendelsteigs. Ziemlich luftig durch eine schrofige Flanke auf den Nordwestgrat der Westlichen Ödkarspitze. Ein Stück weit dem Grat folgend, ehe man vor einem steileren Aufschwung rechts ins obere Marxenkar queren muss. Im Bogen auf die Westliche und Mittlere Ödkarspitze. Mit der Überschreitung des östlichen Gipfels leitet der mittlerweile schmale Grat in den Schlauchkarsattel. Jenseits den Versicherungen folgend zum höchsten Punkt, gut 4 Std. von der Hütte.
Abstieg: Zurück in den Schlauchkarsattel und durch das Schlauchkar in knapp 2 Std. zur Hütte.
Tipp: Wer es etwas gemütlicher angehen möchte, übernachtet im Karwendelhaus. Von März bis Mai bietet das Schlauchkar eine rasante Skitour.
Weitere Routen: Mit dem Radl von Scharnitz durch das Hinterautal zum Jagdhaus Kasten, 15 km, 1,5 Std. (auch Taxidienst). Von dort in 4 Std. durch das Birkkar auf die Birkkarspitze. Eine extra große Portion Karwendel bietet der landschaftlich großartige Toni-Gaugg-Weg von der Pleisenhütte durch acht Kare und über den Gipfel der Breitgrießkarspitze zum Karwendelhaus, 6 Std.
Hier eine Fotogalerie der Tour auf die Birkkarspitze über den Brendelsteig:
Mit freundlicher Genehmigung aus:
Austria Alpin - Große Gipfel Österreichs
Autor: Robert Demmel mit Fotografien von Herbert Raffalt und Bernd Ritschel
Preis: 29.95 EUR
Details: 240 Seiten mit 300 farb. Abbildungen und 52 Kartenskizzen
Verlag: Tyrolia (direkt zur portofreien Bestellung in DE und AT beim Verlag)
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