Leichte Kraxelei mit spannenden Tief- und Weitblicken

Vier-Gipfel-Tour zur Birkkarspitze

Hohe Berge ziehen an, so auch die Birkkarspitze. Auf den Brendelsteig verirren sich nur wenige, dabei bietet er den spannendsten Aufstieg. Und nimmt mit den Ödkarspitzen gleich noch drei weitere Gipfel mit.

Vier-Gipfel-Tour zur Birkkarspitze
© Jörg Bodenbender

Hermann von Barth legte im Karwendel den Grundstein für das führerlose Bergsteigen. Der Reiz des Neuen, Unbekannten trieb den jungen Juristen aus München, auf eigene Faust logische Routen zu finden und in Gewaltmärschen die Gipfel zu erstürmen. 

In einer Zeit, als man sich nur mit Führer in die Berge wagte, was ihm den Ruf unerhörter Verwegenheit einbrachte. In einem einzigen Sommer, anno 1870, bestieg er allein 88 Karwendelgipfel. Am 6. Juli eroberte er den höchsten Punkt, die Birkkarspitze, und überschritt die Ödkarspitzen.

Der Brendelsteig zur Birkkarspitze (2.749 m)

Heute führt dort der Brendelsteig entlang und am Kleinen Ahornboden erinnert ein Denkmal an den großen Erschließer. Leicht lässt sich nicht ins Karwendel gelangen, was dem nur am Rande besiedelten Gebirge seine wilde Ursprünglichkeit bewahrt. Aber auf dem langen Zustieg vom Rißtal durch das Johannistal zum Karwendelhaus, dem Stützpunkt am Nordfuß der Birkkarspitze,kann man sich ideal einwandern.

Die Steigung ist moderat, die Landschaft ein Traum, der Kleine Ahornboden eine stille Oase unterlotrechten Felswänden. Ab dem Karwendelhaus wird es alpin. Eine erste Schlüsselstelle trennt vom Eingang ins Schlauchkar, wo der Brendelsteig abzweigt. Die Route durch brüchiges Gestein erfordert Wagemut. Sie hält aber auch das Gros fern und man fühlt sich fast wie der Pionier Hermann von Barth.

<p>Vom Normalweg im Schlauchkar abgebogen, quert der Toni-Gaugg-Weg durch einen breiten Schutthang.</p>

Vom Normalweg im Schlauchkar abgebogen, quert der Toni-Gaugg-Weg durch einen breiten Schutthang.

© Iris Kürschner

Adrenalin wird beim Kraxeln entlang der Gratschneide der Ödkarspitzen ausgeschüttet. Hie und da helfen Drahtseilversicherungen über Felsstufen hinwegzukommen. Nordseitig gähnt der senkrechte Abbruch, während südseitig die Steinöde von der Sonne in einen Parabolspiegel verwandelt wird.

Nach diesem Balanceakt müsste man die letzte Hürde, den etwas ruppigen Gipfelaufbau der Birkkarspitze, dann locker schaffen. Ein Prosit auf Barth, der sich hier zur unverschämt guten Aussicht seinen schwarzen Kaffee kochte.

Hier geht's zu allen Schlüsselstellen der Tour auf die Birkkarspitze in Bildern:

Toureninfos zum Brendelsteig auf die Birkkarspitze (2.749 m)

Großartige Landschaftsimpressionen erwarten einen bei der Überschreitung der Ödkarspitzen zur Birkkarspitze. Eine gelungene Mischung aus Wanderung und alpiner Route, gewürzt mit etwas Nervenkitzel.

  • Art und Schwierigkeit: Bergtour, schwer

  • Dauer: 6 - 7 Std.

  • Höhenmeter: 1090 Hm

  • Beste Zeit: Juli bis Oktober

  • Talort: Hinterriß, 931 m

  • Ausgangspunkt: Parkplatz P 4, 958 m, im Rißtal

  • Stützpunkt: Karwendelhaus, 1778 m

  • Route: Aus dem Rißtal durchs Johannistal und über den Kleinen Ahornboden zum Karwendelhaus. Zwischen Winterhütte und Haupthaus zu den Lawinenverbauungen und auf einen felsigen Absatz. Flach durch Latschen ins Schlauchkar, wo nach rechts der Brendelsteig abzweigt. Querung eines steilen Schotterfeldes und über exponierte Schrofen auf den Nordwestgrat der Westlichen Ödkarspitze. Man folgt ein Stück dem Grat, dann rechts ins obere Marxenkar. Über einen Schutthang auf die Westliche Ödkarspitze (2712 m). Am Kamm entlang über die Mittlere und Östliche Ödkarspitze in den Schlauchkarsattel. Auf Wegspuren zum Birkkarhüttl und auf die Birkkarspitze. Zurück zum Schlauchkarsattel und nordwärts steil durch das Schlauchkar zum Karwendelhaus.

<p>Blaue Stunde auf der Birkkarspitze mit Blick über die Nördliche Karwendelkette ins Alpenvorland.</p>

Blaue Stunde auf der Birkkarspitze mit Blick über die Nördliche Karwendelkette ins Alpenvorland.

© Iris Kürschner

Infos zu Ausrüstung, Karte & Bike-Verleih für die Tour auf die Birkkarspitze

  • Info: Informationsbüro Olympiaregion Seefeld, Tel. +43 5088 00,seefeld.com; Tourismusverband Silberregion Karwendel, Tel. +43 5242 63240, silberregion-karwendel.com

  • Anreise: Mit der Bayerischen Oberlandbahn von München nach Lenggries (Fahrplan meridian-bob-brb.de) weiter mit dem Bus (9569, Fahrplan: rvo-bus.de) vom Bahnhof Lenggries ins Rißtal bis zur Haltestelle „Einstieg Johannistal“. Mit dem Auto über München und die A 8 Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt Holzkirchen, dann über die B 13 über Bad Tölz und Lenggries, am Sylvensteinspicher auf die B 307 und bei Vorderriß ins Rißtal zum Parkplatz P 4, nach der Mautstelle und dem Jagdhaus.

  • Hütte: Karwendelhaus, 1778 m, 3 ½ Std. aus dem Rißtal, bewirtschaftet von Anfang Juni bis Mitte Okt., Tel. +43 5213 5623, karwendelhaus.com

  • Ausrüstung: Normale Wanderausrüstung. Reichlich Trinkwasser, denn der Brendelsteig zieht sich und bei Sonne heizt die Überschreitung der Ödkarspitzen ordentlich ein. Teleskopstöcke erleichtern den Abstieg durch das Schneefeld ins Schlauchkar.

  • Literatur: Edwin Schmitt: Wanderführer Karwendel, Bergverlag Rother, 2017.

  • Karten: Alpenvereinskarte, 1: 25 000, Blatt 5/2, Karwendelgebirge Mitte, oder Kompass Karte, 1: 50 000, Blatt 26, Karwendelgebirge.

  • ALPIN-Tipp: Der lange Zustieg zum Karwendelhaus kann mit dem Mountainbike verkürzt werden. Am bequemsten mit E-Bike. Der Gasthof zur Post in Hinterriß verleiht E-Bikes für 29 Euro pro Tag.

In unserem aktuellen Test findet ihr die 10 besten Allround-Rucksäcke für euren Bergsommer:

Text von Iris Kürschner

1 Kommentar

Kommentar schreiben
edhunter

Schöne Tour, der Brendelsteig ist aber aktuell (03.09.23) eher schlecht markiert. Die Markierungen sind spärlich und häufig verblasst. Die Stahlseile sind auch nicht mehr überall stabil und teilweise sind einzelne Litzen auch schon gerissen. Unbedingt Handschuhe tragen wenn man die Stahlseile nutzen will.