Gewicht spielt eine immer wichtigere Rolle beim Skitourengehen. Ob das tatsächlich gerechtfertigt ist, darüber lässt sich zwar trefflich diskutieren, aber Fakt ist: Der Markt verlangt nach leichtgewichtigen Produkten. Diese generelle Entwicklung macht auch vor Skitourenschuhen nicht Halt.
Eine Möglichkeit, Tourenschuhe leichter zu machen, sind die Verschlüsse aus Metall. Hier herrscht Einsparpotenzial. So gab es Drehverschlüsse anfangs nur an Modellen für den Rennsport, heute sind sie auch an konsumigen Produkten zu finden. Ihre Funktion ist einfach: Über ein zentrales Rädchen wird ein extrem dünner, aber sehr fester Aramidfaden gespannt. Die Rad-Übersetzung ist anpassbar. So kann man mit einem Verschluss-System den kompletten Vorfuß schnell und einfach justieren.
Auf dem Markt existieren vier Hersteller mit jeweils einer Reihe von Modellen, die auf diese Technik setzen: Atomic, Fischer und Scarpa nutzen das weitverbreitete Boa-System, Dalbello setzt auf eine eigene Drehverschluss-Technik. Zusätzlich zu dem Drehsystem am Vorfuß nutzen alle Marken eine wie auch immer geartete Schließe am Schaft, um den Schuh in den Abfahrtsmodus zu bringen.
Am auffälligsten (weil nicht abgedeckt) ist das System beim Fischer Travers. Dort wird der Aramidfaden über Rollen sehr reibungsarm umgelenkt. So kann man den Schuh regelrecht „zuzementieren.“ Das relativiert auch etwas das große Volumen, über das der Fischer verfügt. Allerdings muss dieser Schuh schon von der Stange weg gut an den eigenen Fuß passen, da sein Innenschuh extrem dünn ist und die Anpassungsmöglichkeiten deswegen sehr eingeschränkt sind.
Der Scarpa F1 LT hingegen besitzt einen viel massiveren Innenschuh, der damit auch mehr Spielraum zur Anpassung bietet. Ein komplett neues Schuhmodell hat Dalbello für diese Saison entwickelt. Der Quantum ist eine neuartige Konstruktion mit zwei Schaftstücken, die bei der Verriegelung ineinander greifen. Das Handling ist hier zwar etwas umständlicher als bei den Mitbewerbern, aber die Passform des Dalbello ist sehr gut und auch die Kraftübertragung auf den Ski funktioniert gut.
Hier findet ihr unseren Test mit den vier Skitourenschuh-Modellen. Klickt auf das Bild für eine Großansicht:
Die Hersteller bewerben diese sportlichen Schuhmodelle auch mit der sehr großen Beweglichkeit des Schaftes. Das ist zwar schön, aber viel mehr als 50 Grad Beweglichkeit kann man beim normalen Gehen eh nicht ausnützen. Von daher ist es ziemlich egal, ob ein Schaft nun 65 Grad Beweglichkeit hat oder ein anderer gar 70.
Eine gemeinsame Eigenschaft aller sportlichen, aufstiegsorientierten Modelle ist ihre kurze Sohlenlänge. Die ist mitunter um 20 Millimeter kürzer als bei „normalen“ Tourenschuhen der gleichen Größe!
Wer also einen bestehenden Ski mit neuen Schuhen dieser Art nutzen möchte, sollte vorher unbedingt sicherstellen, dass die Bindung auch auf die kurze Sohlenlänge eingestellt werden kann. Sonst steigen gegebenenfalls die Folgekosten eines Schuhkaufs massiv an. Was bitter wäre, da die Schuhe ja nicht gerade billig sind.
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