Wie man eine lange Leidenszeit vermeiden kann

Sprunggelenk: Prophylaxe hilft

Sprunggelenksverletzungen sind sehr häufig, gerade bei Sportlern. Über eine Million Patienten pro Jahr! Das Sprunggelenk ist allzu häufig Grund für Beschwerden. Dabei könnte eine lange Leidenszeit so leicht vermieden werden.

Sprunggelenk: Prophylaxe hilft
© picture-alliance.com
Der Knöchel im Röngtenbild mit dem oberen (rote Linie) und dem unteren Sprunggelenk (blaue Linie) sowie den wichtigsten Bändern.
Der Knöchel im Röngtenbild mit dem oberen (rote Linie) und dem unteren Sprunggelenk (blaue Linie) sowie den wichtigsten Bändern.

Das Sprunggelenk besteht aus zwei Teilen. Dabei wird der obere Teil (= OSG für oberes Sprunggelenk, rote Linie) durch drei Gelenkpartner gebildet. Auf dem beschrifteten Röntgenbild ist die Gelenkfläche des OSG durch die rote Linie dargestellt.

Sie wird durch das am Fuß endende Schien- und Wadenbein sowie das darunter liegende Sprungbein begrenzt. Entscheidend für die Funktion ist hierbei die exakte Passgenauigkeit.

Der untere Teil (= USG für unteres Sprunggelenk, blaue Linie) wird durch Sprung- und Fersenbein sowie weitere Fußwurzelknochen gebildet. Eine Besonderheit des Sprunggelenks ist die hohe Wertigkeit der Bänder für die Stabilität.

Im Vergleich z. B. zur Hüfte spielen die Muskeln beim Sprunggelenk eine eher untergeordnete Rolle. Auf dem Röntgenbild (hier eines gesunden Patienten) sieht man auch die für die Stabilität entscheidenden Bänder eingezeichnet.

Das sind der vordere und mittlere Teil des dreiteiligen Bandapparates an der Außenseite (orange Linien) sowie der Innenbandapparat (lila Linie).

Wichtig für die exakte Funktion ist aber auch die Passgenauigkeit von Schien- und Wadenbein zueinander. Das wird durch die Syndesmose (hier der vordere Teil in Gelb) gewährleistet.

Ultraschall zeigt die Bänder

Der im Röntgenbild eingezeichnete Bandapparat ist für die Funktion des OSG unerlässlich. "Ein typischer Verletzungsmechanismus ist ein Umknicken nach außen-unten beim Bergab-Gehen", beschreibt es Dr. Martin Jordan von der Hessingpark Clinic in Augsburg.

Die Fakten:

  • Sprunggelenksverletzungen sind sehr häufig, gerade bei Sportlern.
  • Eine exakte Passgenauigkeit der Gelenke gewährleistet durch die funktionierende Bandstabilisierung, ist essenziell für die korrekte Funktion des Sprunggelenks.
  • Am häufigsten ist die Verletzung des äußeren Bandapparats, in vielen Fällen durch Umknicken nach außenunten beim Bergabgehen.
  • Durch richtige "Prophylaxe" nach Bandverletzungen kann eine spätere Arthrose effektiv verhindert werden.
  • Nicht jedem Arztbesuch muss eine OP folgen! Eine spezialisierte Krankengymnastik in Abstimmung mit dem Arzt hilft oft sehr viel.

Vier von fünf Bandverletzungen am Sprunggelenk betreffen das Außenband. Eher selten ist dagegen das Umknicken nach innen. Der auf Fuß- und Sprunggelenkschirurgie spezialisierte Orthopäde meint weiter: "Passiert es aber doch, ist neben der Überprüfung der Innenbandstabilität auch die Testung der Syndesmoseintaktheit unerlässlich."

Dr. med. Martin Jordan, Orthopäde an der Hessingpark Clinic in Augsburg.
Dr. med. Martin Jordan, Orthopäde an der Hessingpark Clinic in Augsburg.

Die Einschätzung der Schwere der Verletzung allein durch das Beschwerdebild kann schwierig sein. "Wichtige Anhaltspunkte sind dabei der Verletzungsmechanismus und die Ausprägungsstärke von Schmerz, Bluterguss und Schwellung", erklärt der passionierte Bergsportler Jordan.

Er warnt des Weiteren: "Die Belastbarkeit allein ist kein gutes Kriterium. Sie ist oft auch nach größeren Verletzungen noch gegeben." Direkt nach der Verletzung sollte man sich an die PECH-Regel halten (P für Pause, E für Eis/Kühlung, C für Kompression und H für Hochlagern).

"Ein guter, steigbügelartiger Tape-Verband und die Entlastung durch ein paar Wanderstöcke können in der akuten Situation schon Abhilfe leisten", ergänzt Dr. Jordan. Die Beobachtung in der Folgezeit ist entscheidend.

"Wird es über die nächsten Tage nicht wirklich besser, sollte unbedingt ein Arzt zu Rate gezogen werden, um die Verletzungsausmaße eingrenzen zu können", kommentiert der gebürtige Werdenfelser das weitere Prozedere.

"Inhalt der Untersuchung ist eine ausgiebige klinische Prüfung, ein Röntgenbild und vor allem der Ultraschall zur Abklärung der Bänder." Auf dem Röntgenbild kann sich ein knöcherner Bandausriss, eine Fraktur, aber auch eine Verletzung der Syndesmosestrukturen darstellen lassen.

Eine Bänderverletzung ist schnell passiert, nicht nur in den Bergen.
Eine Bänderverletzung ist schnell passiert, nicht nur in den Bergen.

Bei Verdacht auf einen Riss eines der Syndesmosebänder ist unbedingt eine MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) durchzuführen. Wie es dann mit der Therapie weitergeht, hängt vom Ergebnis der Untersuchungen ab.

"Sind bei einer frischen Verletzung maximal zwei Bänder betroffen und die Begleitverletzungen gut zu kontrollieren, ist eine konservative Therapie mit einer zumeist sechswöchigen Schienung durch eine moderne Orthese angezeigt", rät Jordan ganz allgemein.

Eine Operation ist heute eine Einzelfallentscheidung und hängt mit der Anzahl der betroffenen Bänder, dem Ausmaß der Begleitverletzungen und dem funktionellen Anspruch zusammen.

Vorsicht vor Bagatellisierung!

Ein großes Problem sieht Jordan in der falschen Einschätzung der Verletzung. "Man sollte ehrlich zu sich selbst sein und die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen." Eine chronische Instabilität wird oft nicht richtig wahrgenommen oder verdrängt.

Es folgt ein leichteres Umknicken und ein verändertes Gangbild. Folge kann dann die Arthrose sein. Sie kann sich durch Schmerzen oder Schwellung ohne adäquate Erklärung und eingeschränkte Beweglichkeit, vor allem beim Bergabgehen, äußern.

"Die Arthrose des Sprunggelenks ist in vielen Fällen die Manifestation eines vermeidbaren Zustands!", warnt der Spezialist. "Wenn eine chronische Instabilität bemerkbar wird, ist nicht sofort eine Operation sinnvoll. Eine spezialisierte Krankengymnastik über mehrere Wochen kann oft schon sehr hilfreich sein."

Wichtig ist aber die Abstimmung mit einem auf Sprunggelenkserkrankungen spezialisierten Orthopäden. Er betont, dass nicht jedem Arztbesuch Operationsplanung folgt, im Gegenteil: "Lässt man sich bei Beschwerden oder Auffälligkeiten früh genug untersuchen, kann man den operativen Eingriff meist sehr effektiv vermeiden. Das ist dann die beste Prophylaxe!"

0 Kommentare

Kommentar schreiben