Helm, Gurt, Handschuhe, Klettersteigset: Alles den aktuellen Standards entsprechend im Bergsportfachgeschäft gekauft. Dann kann ja nichts mehr passieren. Am Klettersteig bin ich durch die künstliche Steiganlage immer gesichert. So sicher, dass ich gleich in die Vollen gehen kann.
Überhänge, erst weiter oben? Kein Problem. Da sind meine Karabiner und das Stahlseil. Außerdem sind meine Muskeln im Fitness-Studio gestählt. Fehleinschätzungen wie diese haben in den vergangenen Jahren zu einem enormen Anstieg von Bergungen aus Klettersteigen geführt.
Über ein Drittel der Notfälle beruhen auf dem Unterschätzen der Anforderungen des Steigs und dem Überschätzen der eigenen Leistungsfähigkeit.
Klettersteiggehen: Stürze sind tabu@(zwischenHeadlineTag)>
Und noch eines wird oft nicht bedacht: Klettersteigsets sind Notfall-Ausrüstung. Ein Sturz auf Klettersteigen ist in den allermeisten Fällen mit Verletzungen verbunden. Schon wenige Meter Sturzhöhe reichen aus, um unseren Körper enorm zu beschleunigen.
Nicht nur der Ruck, der beim Abfangen auf unseren Körper wirkt, ist gewaltig, auch das Anschlagen gegen Metallstifte und Fels kann zu Verletzungen führen. Anders als beim Sportklettern ist Stürzen am Klettersteig ein absolutes No-Go.
Daher ist es auch unabdingbar, sich langsam an die Sache heranzutasten und mit leichten Touren zu beginnen. Nähert man sich beim Aufstieg dem Start des Klettersteigs, sollte man sich schon mal nach einem bequemen und sicheren Platz umschauen, an dem man seine Ausrüstung anlegen kann.
So wird ein Klettersteigset richtig befestigt@(zwischenHeadlineTag)>
Ganz wichtig: Das Set wird mit einem Ankerstich an der Anseilschlaufe des Klettergurts befestigt. Genau so und nirgendwo anders. Und ein Helm gehört immer auf den Kopf.
Bevor es losgeht, kommt der Partnercheck: Ist der Gurt korrekt angelegt, das Set richtig eingebunden und der Helm geschlossen?
Richtiges Umhängen am Klettersteig@(zwischenHeadlineTag)>
Häufig geht es mit einer schweren Stelle los. Wer hier schon überfordert ist, sollte umdrehen. An schweren Stellen werden immer beide Karabiner eingehängt. Erreicht man den nächsten Drahtseilabschnitt, hängt man einen der beiden Karabiner um. Erst dann wird auch der zweite umgehängt.
So ist gewährleistet, dass immer ein Strang mit dem Drahtseil verbunden und man somit immer gesichert ist. In senkrechten Stellen nimmt man vor dem Umhängen eine stabile Standposition am gestreckten Arm ein. Das spart Kraft.
Video: Bergführer und ALPIN-Testchef Olaf Perwitzschky zeigt euch, was ihr in Sachen Klettersteig-Ausrüstung und -Technik wissen müsst.
Wird die knapp, hilft eine Ruheschlinge. Sie ist ebenfalls an der Anseilschlinge des Gurtes befestigt. Oder, wenn das Set die Möglichkeit dazu bietet, vor dem Bandfalldämpfer.
Die beiden Karabiner des Sets bleiben trotzdem eingehängt. Der Abstand zu Vordermann oder -frau sollte immer so groß sein, dass diese einem im Falle eines Sturzes nicht auf den Kopf fallen. Wichtig: Die Ruheschlinge beim Weitergehen unbedingt aus dem Drahtseil aushängen!
Manche Klettersteigerbauer sind dazu übergegangen, auch harmlose und potenziell nicht absturzgefährdende Passagen komplett abzusichern. Manchmal geht es leicht ansteigend oder horizontal dahin wie beispielsweise im Mittelteil der Alpspitz-Ferrata.
Ein echter Sturz ist kaum möglich. Und so bilden sich an schönen Wochenendtagen lange Schlangen am Steig, da das ständige Umhängen natürlich Zeit erfordert. Hier kann es ausreichend sein, nur einen Ast des Klettersteigsets einzuhängen.
Den freien Karabiner sollte man in solchen Passagen auf keinen Fall in der Anseilschlaufe oder Materialschlaufe des Gurts "aufräumen". Im Falle eines Sturzes setzt man damit das Bremssystem außer Kraft.
Am besten ist es, den freien Karabiner im eingehängten zu "parken". Am Umhängepunkt wird dann der eingehängten Karabiner umgehängt. Bei älteren Sets mit Reibbremse muss man darauf achten, das Restseil (Bremsseil) nicht zu blockieren.
Hat man einen sicheren Stand, kann sich mit einer Hand gut festhalten und das Gelände ist nicht steinschlaggefährdet, ist das vertretbar. Die Entscheidung für diese vereinfachte Sicherungsmethode liegt natürlich im eigenen Ermessen. Fühlt man sich unsicher, bleibt man beim Standardverfahren.
Auch wenn es die Geduld schon arg auf die Probe stellen kann: Überholt wird nur an Stellen, an denen der Langsamere ausweichen kann. Er muss dabei gesichert bleiben können. Stress und Hektik bringen nichts und verleiden nicht nur den anderen, sondern auch einem selbst den Spaß.
Beherzigt man die beschriebenen Basics und passen die eigene Leistungsfähigkeit und der ausgewählte Klettersteig zusammen, steht dem neuen aufregenden Leben als Ferratisti nichts mehr im Weg.
Checkliste Klettersteig: Das gilt es zu beachten!@(zwischenHeadlineTag)>
Vor dem Einstieg Partnercheck, ob Gurt, Set und Helm richtig angelegt sind.
Im Klettersteig wird nicht gestürzt: Tour dem eigenen Können anpassen.
Möglichst beide, mindestens immer einen Karabiner einhängen.
Sichert man sich nur mit einem Strang: den freien Karabiner nur im eingehängten Karabiner "parken", nicht in Anseil- oder Materialschlaufe des Gurts hängen.
Am nächsten Anker die Karabiner einzeln umhängen, sodass man immer mit einem Strang gesichert ist.
In steilen Passagen: Abstand zum Vordermann; Ruheschlinge hilft beim Rasten.
Ruheschlinge vor dem Weitergehen wieder aushängen.
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