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Wer schon einmal mit beiden Händen angstvoll verkrampft gefühlte zehn Meter über der letzten Zwischensicherung in einer Verschneidung hing und versucht hat, aus dieser Position einen Keil zu legen, ist schnell der Verzweiflung nah.
Doch das muss nicht sein. Verschneidungen kann man so oder so klettern. Kraftvoll in Form der Riss- oder Piazz-Kletterei oder elegant mit Spreizen und Stemmen. Doch wie macht man das am besten? Worauf kommt es an, was muss ich bedenken?
Am einfachsten tastet man sich an das elegante Verschneidungs-Klettern heran, indem man flache Routen wählt. Routen, die durch Reibungskletterei geprägt sind. Denn in einigen Punkten ähneln sich das Verschneidungs- und das Reibungsklettern. Verschneidung ist nicht gleich Verschneidung. Selbst dann nicht, wenn wir die Steilheit mal außen vor lassen.
Eine entscheidende Frage lautet: Ist es eine Riss-Verschneidung, verläuft also im Winkel der Verschneidung ein Riss? Dann haben wir schon mal den Vorteil, immer ein gewisses Maß an Strukturen zu haben. Wichtig ist dann auch noch, in welche Richtung der Riss ausgeformt ist. Oder die Verschneidung ist risslos, was eher selten vorkommt. Dann muss man sich zum einen über die Absicherung Gedanken machen, aber man weiß auch andererseits, was einen klettertechnisch erwartet.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Winkel der Verschneidung. Die Ideal-Verschneidung weist einen 90-Grad-Winkel auf. Doch das ist nicht immer der Fall. Verschneidungen können enger sein (bis hin zum Übergang zum Kamin) oder offener.
Wann welche Technik?@(zwischenHeadlineTag)>
Von der Klettertechnik macht es einen riesen Unterschied, wie die Verschneidung beschaffen ist. Die ganz enge Verschneidung kann ich gegebenenfalls in Kamin- und Stemmtechnik beklettern, die offene Verschneidung werde ich ausspreizen müssen. Womit wir bei der Königsdisziplin der Verschneidungskletterei sind. Wer spreizt, gewinnt. Zumindest an Kraftreserven.
Grundsätzlich sollte man wann immer möglich ausspreizen. Selbst in einer komplett glatten und strukturlosen Verschneidung kann man ausspreizen (wenn man gelenkig genug ist). Je weiter ich dabei ausspreize, desto kraftsparender stehe ich.
Es gehört aber eben viel Erfahrung und viel Mut dazu, besonders dann, wenn keine Strukturen wie Löcher oder Leisten nach dem Gummi der Kletterschuhe schreien. Hat man Tritte außerhalb des Verschneidungsgrundes, sollte man diese nutzen.
Und wohin mit den Händen?@(zwischenHeadlineTag)>
Aber natürlich muss man nicht nur steigen, sondern auch greifen. Die Hände haben eher etwas im Verschneidungsgrund zu suchen als die Füße. Besonders dann, wenn es in der Tiefe einen Riss hat. Aber auch für die Hände gilt natürlich: Griffe außerhalb der Verschneidung sind genauso willkommen wie Tritte für die Füße.
Je nach Größe der Verschneidung hat man mit den Händen den Vorteil, auch die äußere Verschneidungskante nutzen zu können. Platziert man alle vier Kontaktpunkte (zwei Hände, zwei Füße) außerhalb der Verschneidung, sieht die effizienteste Fortbewegung so aus, dass man links greift und rechts höher tritt. Sehr oft bietet sich aber auch das Stützen an. Auch das geschieht abwechselnd: links stützen, rechts höher steigen.
Manchmal kann man so eine ganze Seillänge überwinden. Eine sehr kraftsparende und elegante Form des Kletterns. Und wenn das alles nicht geht? Dann muss man piazen – klettern mit Gegendrucktechnik. Dazu gehören etwas Mut und viel Kraft. Denn wie man bei dem Wort Gegendruck schon erraten kann: Der Druck, der auf die Füße übertragen werden soll, muss mit den Händen (und dem Körpergewicht) erzeugt werden. Das heißt, dass man immer recht viel Zug auf den Händen/Armen hat, natürlich auch hier in Abhängigkeit zur Steilheit.
Die Zauberformel beim Piazen heißt: Füße so hoch wie nötig, aber so tief wie möglich! Hat man die Füße zu tief, dann rutscht man ab. Sturz! Hat man die Füße zu hoch, blockiert man sich in der Bewegung mit den Armen und hat einen enorm hohen Zug auf den Armen.
Wie hoch oder tief man die Füße setzen muss, hängt von der Reibung ab. Die wiederum ist maßgeblich von der Beschaffenheit des Gesteins abhängig (und von der Temperatur). Auf einem polierten Granit muss man die Füße sicherlich deutlich höher platzieren als auf einem extrem rauen Granit mit grober Körnung.
Neben dem Aspekt, wie hoch ich die Füße setzte, kommt noch hinzu, wie weit ich sie in die Verschneidung platziere oder nach außen. Denn je nach Form der Verschneidung besteht vor allem beim Piazen die Gefahr, dass sich der Kletterer nach außen dreht. Im Fachjargon sagt man dazu: "Die Tür geht auf." Dem kann man vorbeugen, indem man die Füße so setzt, dass sie den Körper eher in die Verschneidung drücken, also etwas weg vom Verschneidungsgrund.
Jetzt haben wir eine Idee, wie man sich fortbewegt. Aber wie wir uns am besten sichern, ist noch nicht geklärt. Wie schon erwähnt, haben die meisten Verschneidungen Risse. Und selbst wenn ich den Riss mit den Händen nicht nutzen kann, weil er zu schmal ist, lassen sich Risse zum Absichern der Route perfekt nutzen. Am einfachsten und schnellsten durch das Legen von Friends bzw. Klemmgeräten.
Wichtig ist hier etwas Erfahrung, um auf Anhieb die richtige Größe parat zu haben. Problematisch kann es für den Nicht-Profi werden, wenn der Riss im Verschneidungsgrund immer dieselbe Größe hat. Dann passen vielleicht zwei unterschiedlich große Klemmgeräte gut hinein. Aber die wenigsten von uns werden eine Größe von Klemmgeräten mehrfach haben. In guten Führern ist heutzutage recht zuverlässig vermerkt, welche Größen man braucht.
Gerade zum Legen von Zwischensicherungen ist es Gold wert, wenn man sich stabil positioniert. Dazu sind Tritte außerhalb des Verschneidungsgrundes besonders wertvoll. Denn wer aus einer Piaz-Stellung einen Friend legen möchte, wird schnell feststellen, dass das verdammt kräftezehrend ist. Bewegt man sich im Genuss-Bereich, kann man davon ausgehen, dass (Bohr-)Haken zu finden sind. Zumindest dort, wo man schlecht selbst absichern kann.
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