Früher war ein Kletterhelm durchaus in der Lage, aus der Tour eine Tortur zu machen. Schwer lastete er auf dem Kopf und sorgte für fast schon fieberartige Temperaturen im Inneren. Heutzutage sind alle Modelle um vieles leichter, bieten Belüftung gegen Hitzestau und lassen sich oft so exakt auf den Kopf einstellen, dass man sie unterwegs beinahe vergisst. "Mit Helm wird mir immer so warm" oder "Der drückt so" sind nichts als Ausreden.
Auf dem Markt gibt es für jeden Kopf den richtigen "Deckel". Und jedes Kind kletterbegeisterter Eltern weiß, dass Helme nicht nur in alpinen Routen, sondern auch im Klettergarten und Klettersteig vor Stein und Eisschlag, vorstehenden Felszacken und seitlichem Anprall bei Sturz schützen.
Das muss ein Helm aushalten
Helme, die in Deutschland oder in jedem anderen EU-Land auf den Markt kommen, müssen vorher durch ein zugelassenes Prüfinstitut nach den Anforderungen der Norm für Bergsteigerhelme (EN 12492) geprüft und zertifiziert worden sein. Weil Helme unter die Europäische Richtline für persönliche Schutzausrüstung fallen (89/686/EWG), müssen diese deshalb auf der Verpackung und auf dem Produkt mit "CE" gekennzeichnet sein.
Ein Helm muss die Energie eines fallenden Gegenstands bis zu einem gewissen Grad dämpfen können. Die Normprüfung sieht vor, dass am Kopf beim Aufprall eines fünf Kilogramm schweren, halbkugelförmigen Gewichts, das aus einer Höhe von zwei Metern auftrifft, nicht mehr als 10 Kilonewton Kraft einwirken dürfen. Beim Auftreffen hat das Gewicht immer eine Geschwindigkeit von rund 6 Metern pro Sekunde oder etwa 22 Kilometern pro Stunde.
Ein heftiger "Rums" also, dessen Energie vom Helm zum Teil absorbier t werden muss. Der gleiche Wert von 10 Kilonewton gilt für das Gewicht, das vorne, hinten oder seitlich auftrifft. Hier ist die Fallhöhe aber auf einen halben Meter verringert. Natürlich muss der Kopf auch gegen spitze Objekte geschützt werden. Hier darf ein drei Kilogramm schwerer Dorn bei einer Fallhöhe von einem Meter den Helm zwar beschädigen, die Helmschale aber nicht vollständig bis zum Kopf durchdringen.
Die Belüftungsöffnungen müssen in der Helmschale mindestens eine Fläche von vier Quadratzentimetern ausmachen. Manche Hersteller lassen ihre Produkte auch noch von der International Mountaineering and Climbing Federation (UIAA) zertifizieren, deren Anforderungen nur beim Dämpfungstest von oben etwas strenger (nur 8 statt 10 Kilonewton) sind.
Verschiedene Bauarten
Um all das zu bewerkstelligen, nutzen die Hersteller derzeit drei verschiedene Herstellungsarten beim Helmbau . Da gibt es den Hartschalenhelm , der aus einer relativ dicken und stabilen Kunststoffschale mit einem innenliegenden Gurtsystem zur Stoßdämpfung besteht. Bei In-Mold-Helmen wird der stoßdämpfende Styroporschaum in eine eher dünne Schale aus Polycarbonat gespritzt. Und der Hybridhelm vereint beide Systeme: relativ harte Schale und Styroporinnenleben. Für welchen Typ man sich entscheidet, ist letztendlich Geschmackssache.
Für Frank Wittmann vom TÜV SÜD, eines der zugelassenen Prüfinstitute für Helmzertifizierungen, sind vor allem zwei Kriterien beim Kauf entscheidend: "Die Auswahl sollte sich nach Passform und Tragekomfort richten. Wenn einen der Helm drückt oder unbequem ist, setzt man ihn nicht auf." Also heißt es: Im Geschäft mehrere Modelle anprobieren, dabei auch schon die Riemen richtig einstellen, und über einen gewissen Zeitraum tragen. Zweiter wichtiger Aspekt ist das Gewicht . Heutige Helme wiegen grob zwischen 200 und ca. 400 Gramm. Im Rucksack spürt man den Unterschied weniger, auf dem Kopf schon. Passen also zwei Helme gleich gut, sollte man besser den leichteren kaufen.
Bei der Belüftung haben die Hersteller enorme Anstrengungen unternommen. Mancher Helm gleicht, vor allem im Bereich des Hinterkopfs, schon eher einem grobmaschigen Gitter, so groß sind die Lüftungsöffnungen. Sie sind sehr leicht und bieten dem Kopf viel Frischluft. Ob die großen Öffnungen einem Eishagel oder Stein nicht zu viele Treffpunkte am Kopf ermöglichen, muss jeder selbst entscheiden. Hier lohnt sich die Überlegung, für welchen Einsatzbereich man den Helm benötigt. Sind es eher alpine Touren oder ist man ausschließlich in sonnigen und eher festen Sportkletterrouten unterwegs.
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