2011 wollten Simon Gietl und ich unsere Vision vom Freiklettern in die großen Berge des Himalaya übertragen. Unser Ziel der Arwa Spire im Garhwal Himalaya. Für uns beide eine logische Weiterentwicklung unserer Fähigkeiten. Wir waren bestens vorbereitet, trainiert und fühlten uns der Herausforderung gewachsen. Nach dem tragischen Unfall von Daniel Ahnen brachen wir die Expedition ab.
2012, zehn Jahre nach der Erstbegehung, befinden wir uns erneut in der kalten Nordwand. Die Seillängen sind anspruchsvoll, sehr unübersichtlich und oftmals schwierig abzusichern. Oft sind Tritte und Griffe mit Schnee besetzt. Ein zermürbender, einsamer Kampf mit kalten Fingern, eisigen Zehen, dem Durstgefühl der großen Höhe und nachlassender Konzentration im anspruchsvollen alpinen Gelände.
Am Nachmittag des 28. September 2012 erreichen wir den Gipfel. Ich trage ein Medaillon bei mir, das ich an der Gipfelschlinge befestige. Zum Gedenken an Daniel Ahnen, der uns 2011 als Kameramann begleitete. Durch den tragischen Unfall von Daniel wurde diese Zeit zu einer der schwierigsten Zeiten meines bisherigen Lebens. Fünf Tage lang hofften wir und suchten unter großem Risiko in der Gletscherspalte nach ihm. Irgendwann mussten wir die Hoffnung aufgeben und die Tragödie akzeptieren.
Mit sehr viel Geduld und einem kleinen, tollen Team gelang uns nun, wovon Simon und ich so lange geträumt hatten, die Rückkehr in den Garhwal Himalaya und das Erreichen des Gipfel des Arwa Spire in freier Kletterei.
Es ist kurz nach 15.00 Uhr. Der Wind frischt auf. Eine Wolkendecke bildet sich rings um den ausgesetzten Gipfel. Immer deutlicher spüren wir die Höhe. Unsere Vision ist Wirklichkeit geworden. Es ist Zeit für den Weg nach Hause.
Text: Roger Schaeli
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