Durchbruch im Yosemite

Großes Bigwall-Kino: Babsi Zangerl flasht "Freerider" am El Capitan

Sie ist der erste Mensch, dem ein Bigwall-Flash im Yosemite Nationalpark gelungen ist: Die österreichische Kletterin Babsi Zangerl hat mit ihrem sturzfreien Durchstieg der berühmten Route "Freerider" am El Cap Klettergeschichte geschrieben.

Krasse Sache: Babsi Zangerl flasht "Freerider" am El Capitan
© Instagram/Babsi Zangerl

Großes Bigwall-Kino: Babsi Zangerl flasht "Freerider" am El Capitan

Dass sich die 36-Jährige derzeit in Topform befindet, ließ bereits der Erfolg in der äußerst anspruchsvollen Trad-Route "Magic Line" (8c+) erahnen. Mit ihrem Durchstieg hatte sich die Österreicherin die erst zweite Frauenbegehung der Route gesichert. Dennoch hatte niemand mit dem jetzigen Coup gerechnet, wahrscheinlich nicht einmal sie selbst.

Barbara "Babsi" Zangerl durchstieg zwischen dem 19. und 22. November 2024 die Route Freerider (7c+) am berühmten El Capitan sturzfrei. Damit ist sie der erste Mensch überhaupt, dem ein makelloser Flash an dieser Wand gelungen ist. Seil- und Lebenspartner Jacopo Larcher hatte sich ebenfalls versucht, war jedoch einmal ins Seil gestürzt.

Trotz ihrer zahlreichen Yosemite-Erfolge in den Vorjahren hatte sich die Kletterin nur zögernd an die Route gewagt: "Ich hatte wirklich niedrige Erwartungen", so Zangerl. Ein Grund war vermutlich, dass bereits zahlreiche, äußerst starke Kletterer an einem Flash von Freerider gescheitert waren, darunter Adam Ondra, dem die Headwall zum Verhängnis wurde und Pete Whittaker, der beim Versuch hatte abseilen müssen und in einer der Varianten gestürzt war.

Im Interview mit climbing.com berichtet Zangerl über die Tage in der 1000-Meter-Wand: "Der Freeblast war ziemlich knifflig [...] Es gibt viele Seillängen, in denen man keinen guten Halt hat und auf ziemlich schlechten Tritten steht. Die Griffe sind oft glatt, es gibt so viele Chancen, einen Fehler zu machen und zu stürzen." Auch das 'Monster' (Sequenz Monster Offwidth, Anm. d. Red.) war ein echter Kampf für mich." Hierfür holte sie sich einen Tag vor dem Einstieg noch Tipps von einem, der es wissen muss: Alex Honnold.

"Das war wirklich hilfreich für mich. Es gab einen Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass nichts mehr geht. Ich war so erschöpft, aber klemmte ich das Bein ein, wie [Alex] es mir gesagt hatte, und es funktionierte", rekapituliert sie im Gespräch. Auch den berüchtigten "Ninja-Kick" bewältigte sie beim ersten Versuch. "Je weiter wir nach oben kamen, desto größer wurde die Anpannung. Ich fing an zu glauben, dass es vielleicht möglich wäre", berichtet Zangerl weiter. Und sie bewies: Es war möglich!

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Babsi Zangerl in "Freerider" (7c+).

© Instagram/Babsi Zangerl

Über Babsi Zangerl

Die österreichische Kletterin Babsi Zangerl ist für ihre Vielseitigkeit bekannt: Von fordernden Boulderproblemen über mental (und klettertechnisch) komplexe Trad-Routen und der freien Wiederholung anspruchsvoller Big-Wall-Linien (z. B. Eternal Flame am Nameless Tower, The Nose am El Capitan und Odyssee in der Eiger-Nordwand) punktet die Alpinistin stets mit kühlem Kopf und starken Armen.

Babsi Zangerl ist die einzige Frau (und die erst vierte Person überhaupt!), der die Wiederholung der Alpen-Trilogie (Des Kaisers neue Kleider, End of Silence und Silbergeier) gelang. Meist klettert sie in Seilschaft mit ihrem Lebenspartner Jacopo Larcher.

Über die Route Freerider (7c+)

Freerider ist eine der begehrtesten Bigwall-Routen im Yosemite Valley. Über die Kletterszene hinaus bekannt wurde sie durch Alex Honnolds Film "Free Solo", in dem dieser die Route ohne Seilsicherung in drei Stunden und 56 Minuten durchstieg. 

1998 hatten die Huberbuam die 33 Seillängen lange Route rotpunkt geklettert. Die Schwierigkeiten liegen im Grad IX/IX+ der UIAA-Skala. Für ihre Rotpunkt-Begehung brauchten Thomas und Alexander Huber etwas über 15 Stunden.

Text von Lubika Brechtel

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