Hans Kammerlander und Reinhold Messner waren das wohl erfolgreichste Achttausender-Duo aller Zeiten. Los ging es 1983 mit dem Cho Oyu (8.202 m). 1984 gelang ihnen die erste Überschreitung zweier Achttausender (Hidden Peak, 8.068 m, und Gasherbrum II, 8.035 m) und ein Jahr darauf der Dhaulagiri (8.127 m) sowie die erste Besteigung der Annapurna (8.091 m) über die Nordwestwand. 1986 folgten zunächst der Makalu (8.481 m) und dann der Lhotse (8.511 m). Mit dem Erfolg am Lhotse am 16. Oktober 1986 war Reinhold Messner der erste Mensch, der alle 14 Achttausender der Erde besteigen konnte. Insgesamt bestiegen Kammerlander und Messner sieben Achttausender gemeinsam. So stand es zumindest bis vor Kurzem in den alpinen Geschichtsbüchern. Ein Chronisten-Team um Eberhard Jurgalski meint jedoch, belegen zu können, dass Messner und Kammerlander 1985 den Gipfel der Annapurna gar nicht erreicht haben.
Alle abgehakt oder doch nicht? Die 14 Achttausender-Besteigungen von Reinhold Messner:
Hätte das Jurgalski-Team recht und würde die Annapurna-Besteigung von Kammerlander und Messner nicht anerkannt, würde nicht nur Kammerlanders Achttausender-Liste um einen herausragenden Erfolg reduziert, sondern auch die Messners, der dann "nur" 13 statt 14 Achttausender bestiegen hätte. Seit den Veröffentlichungen Jurgalskis wurden die alpinen Geschichtsbücher (noch?) nicht umgeschrieben, das Guinness-Buch der Rekorde schon. Denn: Die Verantwortlichen des Rekordbuchs folgen der Argumentation Jurgalskis und setzen Ed Viesturs an Messners Stelle und betrachten den US-Amerikaner nun als denjenigen, der als Erstes alle Achttausender hat besteigen können
Kammerlander: "Eine Schande für die alpine Geschichte"@(zwischenHeadlineTag)>
Nicht nur Messner wettert seitdem gegen den Lörracher Chronisten, auch Seilpartner Kammerlander hat sich nun in aller Deutlichkeit positioniert. Gegenüber tageszeitung.it sagte der 66-Jährige: "Die alpine Geschichte wird komplett verschandelt und verfälscht. Mir persönlich ist es scheißegal, ich habe nicht alle Achttausender erklommen. Ob es nun einer mehr oder weniger ist, ist nicht relevant. Mir geht es aber um diejenigen, die solch große Erfolge geleistet haben. Dass man diese so bei den Eiern nimmt, das finde ich für die alpine Geschichte eine Schande."
Ob Kammerlander und Messner 1985 den höchsten Punkt der Annapurna erreicht haben? Sollte es nicht so gewesen sein, sei nicht die Schwierigkeit der Wegstrecke zum "true summit" ausschlaggebend gewesen, eine Absicht habe sicher nicht vorgelegen, erklärt der Südtiroler: "Es gilt den Unterschied zu machen, ob ein Gipfel um wenige Meter unbewusst verfehlt wurde oder die weitere Besteigung nicht möglich war. Als wir da oben waren und durch die Wolkendecke brachen, herrschten schlechte Verhältnisse, ein sehr stürmisches Wetter. So etwas wie ein GPS hatten wir zu der Zeit nicht. Es war unmöglich zu erkennen, ob irgendwo noch ein Stein oder etwas Ähnliches für einen kleinen Höhenunterschied sorgt. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, hätten wir diese fünf Meter auf den Gipfel geschafft, es lag nicht an Leistungsschwäche. Es muss schlichtweg Toleranz für solch kleine Verfehlungen geben."
Wenig zimperlich in der Wortwahl zeigt sich Kammerlander gegenüber Viesturs. Dieser sei ein"Pseudo-Alpinist", der "Sauerstoffhilfe" benutzt habe. Ihn nun an die Stelle Messners zu setzen sei lächerlich und "völliger Blödsinn".
In einer Sache widerspricht Kammerlander Äußerungen Messners. Dieser hatte in Stellungnahmen betont, ihm sei der Achttausender-Rekord nicht wichtig, er habe ihn nie in Anspruch genommen. Kammerlander nahm dies anders wahr: "Der Rekord hat definitiv eine wichtige Rolle für Reinhold gespielt. Ich habe es bei den letzten beiden Achttausendern, die ihm noch gefehlt haben, gespürt. Es ging ihm um den Gipfel und nicht mehr um die kreative Route. Es war immerhin ein heiß entgegengefiebertes Unterfangen, wer es nun als erster schafft, und Reinhold war sicher jemand, der sehr erfolgsorientiert war."
Mehr Bilder aus dem Bergsteiger-Leben von Hans Kammerlander gibt es in dieser Fotogalerie:
14 Kommentare
Kommentar schreibenWenn bei Nebel , Dunkelheit , mangelnder Ortskenntniss , defekten GPS Gerät , usw. der Gipfel nicht erreicht wird, so ist das unumstössliches Pech.
Beim Gran Paradiso steht die Madonnenstatue und das Gipfelkeuz auf einem nur minimal niedrigeren Vorgipfel.Das scheint den meisten "Besteigern" des Berges nicht bewusst zu sein.
Wer im Nebel auf der Tauernkönigin Hochalspitze auf der "schneeigen" Hochalmspitze stand , hat den eigentlichen Gipfel (apere Hochalmspitze )eben NICHT ganz erreicht.
Das ist nun einmal ganz ganz einfach unumstösslich so.
Wer die Südspitze des Watzmannes (2712 m) besteigt hat die Südspitze bestiegen.
Der eigentliche Watzmanngipfel ist die 2713 m hohe Mittelspitze)
1957stiegen die Kameraden um H.Buhl auf einen allerdings deutlich erkennbaren VORGIPFEL des Broad Peaks.
Sie HATTEN ALLERDINGS die Gelegenheit das zu erkennen.
Sie stiegen ab und erstiegen den eigentlichen Gipfel wenige Tage später.
Hätten sie ihren Irrtum nicht bemerkt (zum Beispiel wg. schlechter Sicht) so wären sie heute nicht die Erstbesteiger des Broad Peaks.
Ich denke für R.M. ist es "blöd gelaufen , Pech gehabt , Mund abwischen"
Ich war ohne Sauerstoff, Steigeisen, GPS Gerät und Eispickel im Sommer auf dem Weg zum 1749m hohen Stuiben in den Allgäuer Alpen unterwegs. 5 m vor dem Gipfel musste ich leider meinen Gipfelversuch abbrechen wegen des Wetters.
Wird mir jetzt die Gipfelbesteigung auch aberkannt?
wo steht Jerzy Kukuczka in dieser Debatte?
Messner ist ein Erfolgsmensch. Er war bis auf 5m Höhe und 65m Weg anscheinend fast oben auf der Annapurna und das ist eben knapp daneben. Wie immer geht es um Ehre, um's Geld, um's Ego. Es kratzt am Nimbus, was soll's?
Ist nur ein Berg und solche Rekorde und Leistungen sind nunmal schwer nachzuvollziehen. Also nicht aufregen, seine Jünger folgen ihm und die Bücher und Vorträge werden sich weiter verkaufen.
Andere Sportarten sind ehrlicher aber geschummelt wird überall siehe Lance Armstrong, Ben Johnson usw. Es fehlt die Ethik, Fairness und Einsicht. Das wäre wahre Größe.
Hier ist eigentlich jeder kommentar überflüssig
Reinhold hat berggeschichte geschrieben,ebenso wie Hans,Gerlinde und
viele andere herausragender Bergsteiger...
Wenn dann jemand der noch nie eine Eisflanke gesehen ,geschweige denn bestiegen hat aus
Profitgier oder was weiss der teufel was irgend eine Behauptung aufstellt soll sich einfach nur schämen...für mich sind diese Bergsteiger jedenfalls Helden, ohne gleichen...grüsse aus südtirol
Naja, es gibt ja die Liste, die jeder runterladen kann.
Da steht ja genau drin, wer alle 14 mit und ohne Sauerstoff erreicht hat und wo die Prüfung abgeschlossen ist und wo noch unter review.
Mit Sauerstoff :
Nirmal Purja 08.10.2021 ist geprüft
Jerzy Kukuczka 18.09.87 noch nicht geprüft.
Ohne Sauerstoff:
Edmund Viesturs 12.05.2005 ist geprüft
Reinhold Messner 16.10.1986 war da noch nicht fertig geprüft... Jetzt schon Rekord aberkannt.
Frauen mit Sauerstoff:
Dong Hong-Juan 26.04.2023 ist geprüft
Edurne Pasaban 17.05.2010 noch nicht geprüft
Frauen ohne Sauerstoff:
noch keine Frau geprüft alle 14 Gipfel erreicht
Gerlinde Kaltenbrunner 23.08.2011 war da noch nicht fertig geprüft... Jetzt schon. Rekord aberkannt
Verheiratetes Paar ohne Sauerstoff:
noch kein Paar geprüft alle 14 Gipfel erreicht
Nives Meroi & Romano Benet 11.05.2017 noch nicht geprüft
Das ist der Vorteil von Gipfelkreuzen: Erst wer neben ihnen ein Selfie macht, war wirklich oben.
Maßgeblich für jedwede Besteigung im Himalaya ist die Database von Frau Hawley. Alles andere ist Mumpitz. Messner ist auf alle Zeit der größte Pionier seines Fachs.
Das kann nur ein Deutscher
Ich habe vor reinhold messners besteigungen großen respekt.was soll das ganze?ich achte ihn sehr.