Die Alpenvereinssektion Berchtesgaden sieht sich zunehmend im Rahmen des Betriebs der Schutzhütten mit einer Fülle von verwaltungsrechtlichen Vorschriften belastet, die den Betrieb wirtschaftlich nahezu unmöglich machen. ALPIN hat mit Daniel Hrassky von der DAV Sektion Berchtesgaden gesprochen.
Für den Betrieb sieht er mehrere Probleme: "Bauarbeiten und Versorgungsflüge unserer Hütten dürfen nur mehr zwischen 1. August und 31. Oktober durchgeführt werden (Lärmschutz für Raufußhühner). Und das obwohl wir besonders sensible Bereiche ohnehin umfliegen: So vermeiden wir den Bereich um den Adlerhorst an den Hachelköpfen und halten uns strikt an das Hubschrauberkonzept des Nationalparks Berchtesgaden. Allein das verursacht bereits ca. 2000 – 3000 Euro jährlich an zusätzlichen Kosten für Wirt und Sektion.
Für die Abwasserrechtliche Genehmigung für das Kärlingerhaus sind künftig nicht mehr nur die bisher geforderten Werte beim gereinigten Abwasser nachzuweisen, sondern auch eine Verringerung der Phosphor- und Stickstoff-Emissionen. Das ist aber nur mittels aufwendiger technischer Anlagen oder chemischer Verfahren möglich. Die Kosten dafür sind enorm."
Wir haben euch befragt und ein recht eindeutiges Ergebnis unter den ALPIN-Lesern erhalten:
89% für den Erhalt der Schutzhütten@(zwischenHeadlineTag)>
Unter unseren Lesern haben sich 89% für den Erhalt der Schutzhütten ausgesprochen und stimmten für die Antwort "Hütten sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil der alpinen Infrastruktur. Für ihren Erhalt müssen wir uns alle einsetzen."
Der Meinung "Der DAV ist der große Gewinner des Wanderbooms und sollte sich selbst um seine Hütten kümmern." waren immerhin 11 Prozent der 127 abgegebenen Stimmen.
Emotionale Diskussion in den Kommentaren zur Umfrage@(zwischenHeadlineTag)>
Einige der abgegebenen und teilweise recht emotionalen Antworten haben wir hier für euch zusammengestellt, alle Antworten und Kommentare findet ihr im Umfrage-Artikel.
Reinhard: "Wir verursachen ein Massenaussterben und stürzen die Welt durch die Klimakrise ins Chaos, aber Hauptsache wir haben eine supersaubere Abwasserreinigung auf entlegensten Hütten und vertreiben die Menschen aus den Nationalparks, in denen die Wälder trotzdem absterben. Das ist zum Teil Alibi-Naturschutz, der das Gewissen beruhigen soll während die wirklich katastrophale Zerstörung im Großen Stil unvermindert weitergeht."
"In Berchtesgaden ist der einzige alpine Nationalpark Deutschlands, da finde ich diese Auflagen gerechtfertigt. Auch weil der DAV behauptet ein Naturschutzverein zu sein. Dazu zählt eben auch der Schutz von Raufußhühnern. Im Nationalpark sollte Natur an erster Stelle stehen und nicht die Wünsche von Wanderern oder Geld."
Wolfgang: "Alle Beteiligten - DAV, Hüttenwirte/-wirtinnen und Behörden - sollten sich zusammensetzen, gemeinsam beraten und Beschlüsse mit Augenmaß treffen. Natürlich erfordert der Betrieb einer Schutzhütte in der freien Natur oder sogar in einem Nationalpark das Einhalten besonderer Regeln zum Schutz der Umwelt. Auf der anderen Seite sollte es auch klar sein, daß Vorschriften, die im städtischen Bereich im Tal umsetzbar sind, nicht eins zu eins auf alpine Hütten übertragbar sind. Es schadet auch keinesfalls, sich einmal in den anderen Alpennationen nach dortigen Lösungsansätzen umzusehen. Gerade in diesem Punkt neigen Behörden zu einer gewissen Selbstgefälligkeit und daraus resultierender Unbeweglichkeit."
"Als Mountainbiker kenne ich den Pranger nur allzu gut und fühlte mich vom DAV nie gut vertreten. Nun steht der DAV auf einmal in anderer Position. Es wundert nicht, dass viele Menschen so Nationalparks skeptisch gegenüber stehen und diese, wie am Beispiel Siebengebirge, auch verhindern. Seitens der Nationalparks sollte man den Menschen vielmehr mit einbeziehen und Natur erlernbar machen."
"Servus, beim Lesen musste ich mich jetzt doch sehr ärgern - da werden Kosten für Hubschrauberflüge genannt und Abwasseraufbereitung/reinigung. Aber mit keinem Wort wird darauf eingegangen, dass der Wanderboom vermutlich auch durch die zunehmend überflüssig luxuriöse Ausstattung der Hütten, die Drei-Gänge-Menüs und das Hotelfeeling befeuert wurde. Schutzhütten gerne besonders betrachten und wmgl auch weniger streng regulieren. Aber viele Hütten sind schon längst keine Schutzhütten mehr sondern kleine abgelegene Hotels, die halt nicht mehr mit dem Auto erreichbar sein - dafür mit dem Helikopter. Also - eigene Rolle überdenken, Menü wieder für BergsteigerInnen Zuschneidern. Vielleicht überlegt dann der eine oder andere ob er untrainiert, unerfahren und unausgerüstet die größten Touren machen muss."
Hubert: "Die alpinen Vereine leisten enorm viel ehrenamtliche Arbeit und haben den Naturschutzgedanken schon lang vor den Behörden gelebt. Jetzt werden sie als Schuldige angeklagt. Die Behörden nehmen durch gezielte Schließung von Biwaks, Lagern und Winterräumen ein erhöhtes Unfallrisiko in Kauf. Ein Umdenken der Behörden ist hier dringend notwendig!"
Tom: "Der DAV und auch die benachbarten Alpenvereine sind die mitgliedsstärksten Vereine Deutschland und europaweit. Die Einnahmen allein aus Mitgliedsbeiträge umfaßt zweistellige Millionenbeträge. Die Aktiven der Sektionen arbeiten unentgeltlich. Die Alpenhütten werden bereits seit vielen Jahren wie Hotels betrieben mit enormen Pachteinnahmen. Hier kann und muss der DAV auch das Geld in die Hand nehmen, wie jeder Hotelier. Es sind im Alpenraum nur eine handvoll Alpenhütten die kostenintensiv über Hubschrauber oder ähnlichem versorgt werden müssen. Eine Schande eigentlich, dass so ein mächtiger Verein hier klagt."
"Schutzhütten waren immer ein Ort der Zuflucht und vielleicht auch Rettung. Immer gut zu wissen, dass es sie gibt. Niemand hat damit etwas verdienen wollen. Bitte für alle erhalten"
Anna: "Die Hütten, egal wie entlegen, sind für alle Menschen die in den Bergen unterwegs sind wichtig. Teilweise sogar lebensrettend. Ob Unterschlupf bei Unwetter, geplante Übernachtung, Rastplatz oder gezielt hingewandert, eine Hütte spiegelt auch die Region und Kultur wieder. Ich liebe das verschiedene Essen auf den Hütten und den Austausch mit dem Hüttenpersonal oder anderen Wanderern. Ich will mir gar nicht das Chaos an Verschmutzung und Verwirrung ohne Hütten vorstellen. "
Iga: "Hallo Ich liebe Berge und besuche sie, wann immer ich kann. Ein untrennbares Element für mich sind Hütten, in denen ich mich ausruhen, essen, übernachten oder mich vor schlechtem Wetter schützen kann. Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der die Hütten geschlossen werden, und deshalb müssen wir alles gemeinsam tun, um dies zu verhindern!"
"Hütten sind seid jeh fester Bestandteil der Berge. Das geht uns alle an und betrifft uns alle. Wir alle sollten dafür Sorge tragen das dies auch so bleibt!"
Sven: "Es ist ja nicht nur von behördlicher Seite ein immer schwieriger werdendes Unterfangen, wie im Artikel schon gut erwähnt ist der Alpenverein und seine Schutzhütten ja ein Vorreiter von umweltfreundlichen und Naturschutz bewussten arbeiten. Von Stromversorgung bis zur Abwasserentsorgung und und und…. Dazu kommen auch immer mehr „neue“ Bergfreunde hinzu, die auch immer mehr fordern und Urlaub wie im Tal wollen. Das ist ein sehr komplexes Thema und viele vergessen auch das die Alpenvereine - VEREINE sind und keine Aktiengesellschaft die darauf aus ist möglichst viel zu erwirtschaften. Viele wissen denk ich auch nicht was für ein riesiger finanzieller Aufwand es für die jeweiligen Sektionen ist… Schutzhütten sollten schon etwas anders behandelt werden als Gasthäuser und Co. Im Tal, dass kann und sollte man nie gleich setzen und gleiches fordern…"
Kai: "Berghütten sind auch ein Ort an denen sich Menschen mit einem ganz besonderen Bezug zur Natur treffen und miteinander austauschen können. Die gegenseitige Unterstützung und der Wille gemeinsam Wege zu finden, um ein möglichst schonendes Erleben der Natur auch für zukünftige Generationen zu ermöglichen, findet an diesen Orten statt."
0 Kommentare
Kommentar schreiben