Sieben Tote, acht Verletzte und 13 Vermisste - nach dem tragischen Gletscher- und Lawinenunglück am vergangenen Sonntag an der Marmolada in den Dolomiten stellen sich Experten die Frage, ob Unglücke dieser Art in Zukunft häufiger vorkommen werden.
Der Klimawandel in den Bergen@(zwischenHeadlineTag)>
"Im konkreten Fall des Marmolada-Unglücks vom 3. Juli 2022 waren es vor allem die konstant hohen Temperaturen und die dadurch rasante Zunahme des Schmelzwassers im Inneren des Gletschers, die zum Abgleiten der riesigen Eisschuppe geführt haben", erklärt Thomas Wanner, Bergsportexperte beim Österreichischen Alpenverein. Und konkretisiert: "Mit einer vorherrschenden Lawinengefahr, wie in zahlreichen Medien berichtet, hat das Unglück am höchsten Dolomitenberg allerdings nichts zu tun. Wenngleich die Folgen, nämlich das Hinabstürzen riesiger Fels- und Eismassen, im Endeffekt ein ähnliches Ergebnis bringt."
Das Bergsteigen wird gefährlicher@(zwischenHeadlineTag)>
Die Gefahr von Eis- und Felsschlag, die Absturzgefahr auf steilen Blankeisfeldern sowie die erhöhte Spaltensturzgefahr auf dünner Firnauflage sind konkrete Beispiele für die Zunahme des Gesamtrisikos beim Bergsteigen, die unmittelbar mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen. "Felsstürze sind oft auf das verstärkte Abschmelzen des Permafrosteises zurückzuführen, der "Kit der Alpen" löst sich langsam auf. Davon betroffen sind vor allem steile Felsflanken, nordseitig ausgerichtet und auf über 2.500 m Seehöhe", weiß Marco Gabl aus der Abteilung Hütten, Wege und Kartographie beim Österreichischen Alpenverein.
"Durch das Abschmelzen werden diese Gebiete zunehmend instabil. Je heißer der Sommer, desto tiefer taut der Permafrost und desto instabiler werden auch die steilen Felswände", so der Wegeexperte des Alpenvereins. Aber auch die niedrigeren Regionen sind betroffen: Studien gehen davon aus, dass bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts die Frequenz sogenannter extremer Jahrhundertereignisse um 10 bis 20 Prozent steigen wird. Das bedeutet für die Praxis mehr Steinschläge, mehr Vermurungen und damit mehr Schäden an der alpinen Infrastruktur.
Klassische Hochtouren verschieben sich in Zukunft immer weiter in Richtung Frühjahr, weil man früher im Jahr noch mehr Schnee auf den Gletschern vorfindet, die Bedingungen also geeigneter sind. Auch in den österreichischen Alpen haben sich zahlreiche Normalanstiege auf bekannte Gipfel bereits sehr verändert und sind mittelfristig womöglich gar nicht mehr zu begehen.
"Das Zuckerhütl in den Stubaier Alpen wird von den lokalen Bergführern im Sommer seit einigen Jahren wegen zunehmender Steinschlaggefahr gar nicht mehr angeboten, auch der Normalweg auf den Großglockner wurde bereits verlegt", weiß Thomas Wanner. Sogar das berühmte Matterhorn wird aufgrund des auftauenden Permafrostes regelmäßig komplett gesperrt.
Die Wege auf die Berge ändern sich@(zwischenHeadlineTag)>
Der Alpenverein rät, sich speziell vor spät in der Saison geplanten Hochtouren umfassend bei den lokalen Bergführerbüros und Hütten über die aktuellen Verhältnisse zu informieren. Vor allem heuer, wo der Winter sehr niederschlagsarm war und die Firnauflage zu einem großen Teil bereits jetzt im Frühsommer weggeschmolzen ist – und ein Hitzerekord den nächsten jagt.
1 Kommentar
Kommentar schreibendas ist ja nicht erst seit gestern so sondern wir kennen das in den Gletscherregionen überall... der Permafrost verschwindet und die Bergstürze werden mehr und mehr.. zurück bleiben brüchige Steinhaufen die laufend zerfallen und erodieren... diese größeren Ereignisse machen es nur den letzten Blinden klar, dass die Klimaerwärmung ob vom Mensch verursacht oder nicht Realität ist und man hätte dagegen etwas hätte tun können... umgekehrt fliegen sie nach wie vor nach Nepal zum Höhenbergsteigen nach dem Motto, geht mich alles nix an... Kritik ist wie immer verboten...