Bruno, der offiziell JJ1 hieß, war im Juni 2006 nach einer wochenlangen Odyssee durch Bayern und Österreich erschossen worden. Auch Brunos Bruder hatte in den vergangenen Wochen seine Nahrung systematisch in Siedlungen in der Nähe bekannter Bergorte wie Lenzerheide und Savognin in den Graubündner Alpen gesucht. Trotz mehrerer Versuche, ihn zu vergrämen, zeigte er keinerlei Scheu. Damit sei er zum Sicherheitsrisiko für Menschen geworden, teilten die Behörden mit. Bevor der Braunbär zur Strecke gebracht werden durfte, musste er von den Behörden offiziell vom "Problembären" zum "Risikobären" erklärt werden.
Das Amt für Jagd und Fischerei des Kantons betrieb viel Aufwand, um dem Tier sein Verhalten auszutreiben. Als der Bär Anfang März sein Winterquartier verlassen hatte, blieben ihm Nacht für Nacht Wildhüter auf den Fersen. JJ3 wurde mit Gummischrot und Knallkörpern empfangen, wo immer er sich besiedeltem Gebiet und Abfallkübeln näherte. Ein Halsband mit Sender, das ihm im Herbst verpasst worden war, ermöglichte es, seine Wanderungen zu orten - alles ohne Erfolg. Ein Angebot des Berner Tierparks, Meister Petz Asyl zu gewähren, lehnte der Kanton ab.
Bayerns berühmter Bruno alias JJ1 war wie JJ3 benannt nach Mutter Jurka und Vater José aus Italien. Die jungen Bären waren beide aus Italien eingewandert. Entsprechend empört zeigte sich Italien über die Tötung. "In der Schweiz wurde, wie bereits für den Bären Bruno in Bayern, eine falsche und irrationale Entscheidung getroffen, die es immer schwerer macht, ein Tier, das immer in Bergregionen gelebt hat, wieder in sein Habitat einzugliedern", sagte Landwirtschaftsminister Alfonso Pecoraro Scanio. Italien habe der Schweiz Hilfe durch Spezialisten angeboten, die den Bären in unbewohnte Gebiete treiben sollten. "Man hätte vieles anderes tun können. Es musste unbedingt vermieden werden, ihn zu erschießen", sagte der Minister.
"Es kann nicht angehen, jedes Bärenproblem mit dem Gewehr zu lösen", kritisiert Christoph Walder, Leiter des Bärenprojekts des WWF Österreich, die Entscheidung der Bündner Behörden. "Angesichts der äußerst prekären Situation der Alpenbären schmerzt uns der Verlust jedes einzelnen Tieres." Auch der Schweizer WWF und die Umweltschutzorganisation Pro natura kritisierten die Behörden in Graubünden.
dpa
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