Mitte Mai lief die erste große Gipfelwelle in der Vormonsun-Zeit am Mount Everest (8848 m). Seit Anfang März waren Bergsteiger aus aller Welt in das Basecamp auf der nepalesischen Südseite des Berges geströmt. Denn von dort aus waren Besteigungen noch möglich.
Insgesamt über 400 Besteigungs-Permits hatte die nepalesische Regierung ausgestellt. Zusammen mit Sherpas, Köchen und Begleit-Personal befanden sich so gut 1500 Personen im Basislager. Anders auf der chinesischen Nordseite: Die war von der Staatlichen Allgemeinen Sportverwaltung Chinas aufgrund der Bedrohung durch das Coronavirus erneut für die Vormonsun-Zeit gesperrt worden, weshalb auf der Südroute besonders viel los war: Noch mehr Schlange stehen als sonst!
Vor Ort war auch die österreichische Firma Furtenbach Adventures mit dem deutschen Bergführer Luis Stitzinger. Waren die Corona-Fallzahlen zu Saisonbeginn in Nepal und Indien noch überschaubar, explodierten sie ab Mitte April und es kam zu ersten Infektionen im Basecamp. Bei Redaktionsschluss gab es über 50 bestätigte Fälle, die ausgeflogen wurden. Als Konsequenz hat Furtenbach Adventures darum seine Zelte abgebrochen und die Saison beendet. Doch trotz der Menschenmassen, der Bedrohung durch Überforderung, Überanstrengung, objektive Gefahren und COVID 19 war Lukas Furtenbach der einzige, der Konsequenzen zog.
Wohl aus finanziellen Gründen blieben die anderen Veranstalter, weil viele aufgrund der schon letztes Jahr komplett ausgefallenen Saison mit dem Rücken zur Wand standen. Denn trotz aller Widrigkeiten: Ist die Besteigung erlaubt, gibt es immer genügend Kunden, die jeden Preis bezahlen, um einmal auf dem höchsten Gipfel der Welt zu stehen.
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33 Kommentare
Kommentar schreibenSolche massenbegehungen haben mit Sport und den bergen nichts gemeinsam. Wer nur mit Geld und Seilen usw. Auf den Everest kommt ist dort fehl am Platz.
Nicht nur, dass Bergsteiger, die in dieser Höhe erkranken, sich selbst und auch die anderen Exepditionsteilnehmer gefährden und Rettungsaktionen nötig sind, viel schlimmer ist, dass sie vermutlich auch reihenweise Einheimische anstecken, die dadurch in Lebensgefahr gebracht werden, weil sie sich keine Krankenhausbehandlung für schwere Fälle leisten können. Daher wäre es sinnvoll, dass nicht nur auf Expeditionen sondern überhaupt auf touristische Unternehmungen in den abgelegenen Regionen verzichtet wird.
Am Berg will ich meine Ruhe haben. Dem entsprechend wähle ich auch meine Touren in den Alpen aus und würde es auch woanders so machen. Aber wie immer gilt im kommerziellen Bereich: "Cash is King" und deshalb wird sich das auch nicht ändern. Für mich wäre das nichts.
Immer höher, weiter und schneller, damit brüstet sich gerne die gestresste Managergilde. Es ist einfach ein „must have“ gewisse Abenteuer / Herausforderungen abgehakt zu haben um damit seine Stärke im persönlichen Umfeld zu demonstrieren. Ein überlaufener Gipfel hat mich persönlich schon immer abgestoßen. Dann lieber paar Meter niedriger aber eben ruhig und zum genießen
Ich gehöre noch zur alten Generation. (Bin jetzt 63) Für mich ist es furchtbar, sehen zu müssen, wie Leute nur weil sie viel Geld haben sich dort hoch schleifen lassen. In anderen Gebirgen würden sie an 4000m schon scheitern. Mit sportlicher Leistung hat dies in meinen Augen nichts zu tun. Ich war zweimal in Nepal(2003;2009), aber nie im Basislager. Nur aus der Ferne das Elend gesehen. Es hat mir genügt. Ich verstehe den Ehrgeiz, aber er sollte sportlicher Natur sein.
Für mich ist der Mount Everest kein Thema. Ich geh lieber ohne Hilfsmittel auf einen Drei- oder Viertausender in den Alpen als diesen Massenandrang mit künstlichem Sauerstoff und viel Geld mitzumachen. Hab auch keine Lust, beim Aufstieg an den Leichen vorbei zu gehen, die es aus welchem Grund auch immer nicht zurück geschafft haben und die im ewigen Eis oben bleiben müssen.
Wer nicht ohne Sauerstoff auf Berge dieser Höhe gehen kann soll es lassen. Es gibt auch schöne Gipfel für die nicht unbedingt eine "hundertschaft" von Helfern benötigt wird um dort hin zu kommen.
Bergsteigen ist/war für mich immer ein Weg der Selbstfindung. Dazu brauche ich die Stille und Großartigkeit der Berge. Massen-Routen, Gipfel mit Menschenmassen stören mich dabei und lassen die fast schon meditative Wirkung erst gar nicht entstehen. Lieber besteige ich einen unbekannten Berg in den Anden, im Himalaya oder auch in den Alpen, übernachte am Berg im Zelt, genieße bei Sonnenaufgang die unendliche Stille und Weite der Natur als in einem überfüllten Base-Camp unter all den anderen geschäftigen, oft lauten Menschen das Fühlen der Großartigkeit der Berge zu vermissen. Schlange stehen am Everest oder am Gorner Grat am Matterhorn - nichts für mich.
Ich finde wirtschaftliche und existenzielle Aspekte müssen nach Ethik, sozialem Verhalten kommen sonst scheint es das Egoismus im Vordergrund steht.
Leider verwässert, ja zerstört die fortschreitende Technik den ursprünglichen Charakter der Berge und die Anforderungen, diese zu besteigen ( wie auch die Radbergstrecken). Man kann schon mit dem Flieger auf die Berge gebracht werden und dann schiabfahren. Am MontEverest sind da Grenzen gesetzt, aber da werden halt andere Hilfsmittel eingesetzt ( Träger, Sauerstoff,Seile, etc.), ohne die mindestens die Hälfte der sogenannten Bergsteiger nicht rauf kommen würden. Wie gesagt, es ist eine Abwertung der Natur und für mich nicht interessant. Da erarbeite ich- mir angepasst - lieber mit eigener Kraft niedrigere Berge.