"Insgesamt 24 Gletschermesser mit rund 50 Begleitpersonen waren zwischen Mitte August und Ende Oktober 2019 unterwegs, um Längenmessungen zahlreicher heimischen 'Eisriesen' für den Gletscherbericht 2018/19 vor Ort zu machen. Für 2018/19 haben wir Informationen von 92 Gletschern.", erläutert Gerhard Lieb, einer der beiden Leiter des Alpenverein-Gletschermessdienstes. Für 84 dieser 92 Gletscher gibt es Messwerte, bei den übrigen acht wurde mit Fotovergleichen gearbeitet.
86 von den 92 untersuchten Gletschern waren im Rückzug. Laut den Ergebnissen blieben fünf untersuchte Gletscher stationär – sie veränderten sich also in ihrer Länge um weniger als +/-1 Meter – einer wies sogar einen geringfügigen Vorstoß auf.
Der mittlere Rückzugsbetrag der 84 sowohl 2018 als auch 2019 vermessenen Gletscher betrug -14,3 Meter und lag damit unter dem Wert des Vorjahres mit -17,2 Metern (berechnet für 76 Gletscher) und sehr deutlich unter dem Extremwert des Jahres 2016/17 mit -25,2 Metern (75 Gletscher).
"Dass sich fünf Gletscher praktisch nicht verändert haben und einer sogar geringfügig vorgestoßen ist, kann als Besonderheit gewertet werden", erklärt Gerhard Lieb. "Die schon seit Jahrzehnten andauernde Rückzugstendenz der Gletscher wurde jedoch keinesfalls gebremst".
In den meisten Fällen lagen die Enden dieser Gletscher unter Altschnee aus dem vorangegangenen Winter - was das Eis etwas schützte – aber auch lokale topographische Gegebenheiten am Eisrand erklären diese scheinbar gletschergünstigen Werte. "Beim einzigen vorstoßenden Gletscher fand auch nicht wirklich ein aktives Vorstoßen der Eismassen statt – es wurde mehr ein 'nach vorne Kippen' des Eisrandes dokumentiert."
Laut den beiden Leitern des Alpenverein-Gletschermessdienstes handelt es sich in keinem Fall um ein aktives Vorrücken der betreffenden Gletscher aufgrund günstiger Bedingungen. Der Schein trügt demzufolge. "Die Gletscher wirken eingefallen, man sieht es ihnen vielfach optisch auch an, dass sie gletscherkundlich gesehen schlecht ernährt werden", erklärt Lieb.
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