Zum einen sind in dieser Disziplin in den beiden zurückliegenden Jahren nur zwei DAV-Mitglieder tödlich verunglückt. Zum anderen steigt die Zahl der Bergsportler, die an Klettersteigen gerettet werden müssen, rasant an. Quer durch alle Bergsportdisziplinen und unabhängig von der Schwere der Unfälle ist ein Trend überall sichtbar: Viele Unfälle und Notfälle sind auf die Überforderung der betroffenen Bergsportlerinnen und Bergsportler zurückzuführen und deshalb vermeidbar.
Die Erkenntnis, dass viele Unfälle vermeidbar sind, lässt sich auf ein neues Themenfeld in der DAV-Bergunfallstatistik übertragen: auf das Hallenklettern. Die vorliegenden Zahlen belegen ein sehr geringes Unfallrisiko beim Klettern an künstlichen Kletterwänden. Sie belegen aber auch, dass die Unfallursache Nummer eins Sicherungsfehler sind.
Ambivalente Zahlen
In den Jahren 2012 und 2013 waren insgesamt 28 bzw. 36 Tote zu beklagen – der niedrigste bzw. der drittniedrigste Wert in der 61-jährigen Geschichte der DAV-Statistik. Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist in dieser Zeitspanne auf zehn Prozent des Ausgangswertes gesunken. Für das Jahr 2013 liegt dieses Risiko bei eins zu 28.000.
Nicht ganz so positiv entwickeln sich die Unfall- und Notfallzahlen insgesamt. Im vergangenen Jahr waren 1126 und damit so viele Personen wie noch nie von Unfällen oder Nofällen betroffen. Zwei Gründe sind dafür hauptverantwortlich: Zum einen ist die DAV-Mitgliederzahl so hoch wie noch nie, sie hat im Jahr 2013 die Millionenmarke überschritten. Der zweite Grund ist die starke Zunahme an Notfällen mit unverletzt geborgenen Bergsportlerinnen und Bergsportlern. In den letzten zehn Jahren ist dieser Anteil um 55 Prozent gewachsen.
Wandern ist die sicherste Bergsportdisziplin
25 Prozent aller Bergunfälle und Notfälle passieren beim Wandern – mehr als in allen anderen Bergsportdisziplinen. Trotzdem ist Wandern sehr sicher und gesund, denn keine andere Disziplin wird auch nur annähernd so häufig betrieben: 90 Prozent der DAV-Mitglieder sind aktive Wanderer.
Knapp die Hälfte aller Wanderunfälle (49 Prozent) sind die Folge von Stolpern, Umknicken oder Stürzen. Drei Viertel dieser sturzbedingten Unfälle passieren im Abstieg – also dann, wenn die Ermüdung zunimmt und die Aufmerksamkeit sinkt. Bei entsprechender Vorbereitung, Einstellung und Strategie könnten viele dieser Unfälle vermieden werden.
Das gilt auch für den zweiten großen Ursachenblock bei den Wanderunfällen, die körperlichen Probleme. 18 Prozent aller Unfälle und 37 Prozent aller tödlichen Unfälle beim Wandern resultieren aus Krankheit, Überlastung und Kreislaufproblemen. Besonders betroffen hiervon sind ältere Bergsportlerinnen und mehr noch Bergsportler. Angemessenes Training, die richtige Selbsteinschätzung und eine entsprechende Tourenauswahl sind sehr wirksame Maßnahmen zur Vermeidung von körperlichen Problemen beim Wandern.
Klettersteiggehen: Blockierungen verzehnfacht
Diese Bergsportdisziplin ist stark im Trend, dementsprechend gibt es auch immer mehr Unfälle und Notfälle – allerdings überproportional: Seit 2000 haben sich die Meldungen im Verhältnis zur DAV-Mitgliederzahl verdreifacht. Besonders starkt zunehmend ist die Zahl der Rettungen Unverletzter. Diese sogenannten „Blockierungen“ machen inzwischen 46 Prozent aller Meldungen aus. In den letzten zehn Jahren hat sich die Blockierungsquote verzehnfacht.
Blockierungen sind Situationen, in denen die Betroffenen nicht mehr vor oder zurückkommen und auf die Bergrettung angewiesen sind. Insofern zeigt sich auch beim Klettersteiggehen ein Muster, das bereits in den anderen Disziplinen aufscheint: Unfälle und Notfälle sind in vielen Fällen vermeidbar. Gerade bei Klettersteigen scheint die Anzahl derer, die den Gesamtanforderungen der Tour nicht gewachsen sind, stark zu wachsen. Die beste Prävention von Unfällen ist deshalb eine ehrliche Selbsteinschätzung und die entsprechende Auswahl der Tourenziele.
Die komplette Bergunfallstatistik 2012/13 finden Sie unter: www.alpenverein.de